Schwerter der Liebe
Sie keinen bestimmten Wunsch?«
»Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«
»Wir müssen mit dem Priester sprechen, um seinen Rat und seinen Segen zu erbitten.« Sie versuchte, diese Vereinbarung nüchtern und sachlich zu betrachten, doch es fiel ihr schwer, weil er so dicht neben ihr stand.
»Ich werde dort sein. Veranlassen Sie alles so, wie es erforderlich ist.«
»Ja.« Sie hielt kurz inne. »Monsieur ...»
»Es wäre mir lieber, wenn Sie Nicholas zu mir sagen würden.«
»Das ist aber nicht üblich, erst nach der Hochzeit.«
»Dennoch würde ich es bevorzugen.«
»Dann also Nicholas.« Wieder zögerte sie. »Was ... was die Verletzung von Monsieur Daspit angeht ...«
»Ich hatte damit nichts zu tun. Muss ich Ihnen das schwören?«
Sie musterte aufmerksam sein Gesicht und bemerkte, wie klar seine dunklen Augen waren. Sie betrachtete die vollen, dichten Wimpern, den Schwung seiner Augenbrauen, von denen vor allem die linke fast etwas dauerhaft Sarkastisches hatte. Dass er die Wahrheit sagte, stand für sie außer Frage. Und doch gab es da noch irgendetwas ...
»Aber wissen Sie vielleicht etwas darüber? «
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich minimal, und er schüttelte bedächtig den Kopf. »Das ist nicht das Gleiche, als wenn ich dafür verantwortlich wäre. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass diese Angelegenheit keinen Einfluss auf unsere Ehe hat.«
Er wirkte nach wie vor entspannt, doch seine Miene war mit einem Mal so verschlossen, dass ihm keine Regung anzumerken war. Sein Wort würde ihr genügen müssen, entschied sie. »Na, gut.«
Als er daraufhin lächelte, war es, als würde die Sonne hinter einer Wolke hervorkommen, so wohltuend war dieser Anblick. »Sie sind eine einzigartige Frau, Juliette Armant.«
»So recht kann ich das nicht glauben.«
»Glauben Sie mir, es ist wahr.« Mit einer geschmeidigen, fließenden Bewegung stand er auf und wandte sich zur Tür um. »Ich werde am Morgen wieder herkommen.«
»Warten Sie, ich habe mich noch gar nicht für all die wunderbaren Dinge bedankt, die Sie mir geschenkt haben. Ich habe mich nicht mal dafür bedankt, dass Sie an den Korb gedacht haben.« Sie erhob sich ebenfalls und folgte ihm.
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Das ist nicht nötig. Es ist Ihr gutes Recht, diesen Korb zu erhalten, und mir war es eine Ehre.«
Es war reine Höflichkeit vom ihm, das war ihr bewusst. Trotzdem hatten seine Worte eine rührende Wirkung auf sie. Mutig streckte sie eine Hand aus, um seinen Arm leicht zu berühren. »Dennoch bin ich dankbar dafür.«
Sekundenlang standen sie beide da, als sei die Zeit eingefroren. Ihre Finger schwebten nahezu über seinem Arm, die Verlobungsarmbänder funkelten an ihren Handgelenken, und ihre Röcke strichen über seine Halbstiefel. Ihre Blicke begegneten sich in stummer Frage und Antwort. Als Nicholas aut ihren Mund sah, hielt er unwillkürlich einen Moment lang den Atem an, dann kam ein gehauchter Fluch über seine Lippen. Langsam beugte er sich vor, und sein Mund berührte den ihren.
Seine Lippen fühlten sich sanft und warm an, und sie schmeckten nach Rotwein und etwas Schwerem, Süßlichem. Juliette rührte sich nicht, während sich ihr Mund an seine Berührung, an sein Verlangen anschmiegte. Der sanfte Druck und der köstliche Geschmack gaben ihr das Gefühl, außer ihnen beiden und diesem Kuss gebe es sonst gar nichts mehr. Es war, als würde ein eindringlicher, die Seele berührender Austausch zwischen ihnen stattfinden, obwohl es nur ihre Lippen waren, die sich leicht berührten.
Dann war es abrupt vorbei. Valara war so diskret wie nur irgend möglich ins Zimmer gekommen, um dem Besucher Hut und Stock zu bringen. Nicholas nahm beides an und ging dann leichtfüßig die Treppe hinunter, während Juliette ihm nachsah. Sie trat hinaus auf den Laubengang, stellte sich ans Geländer und konnte noch mitverfolgen, wie er in den Schatten eintauchte, durch den es zur Haustür ging. Langsam hob sie ihre Hand und legte sie an ihre Lippen, die von dem Kuss noch immer zu pulsieren schienen. Für sie gab es nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich soeben alles verändert hatte.
Niemals würde sie unterwürfig jenes Schicksal akzeptieren, das ihr bei ihrer Geburt auferlegt worden war. Nur die allerschlimmsten Umstände würden sie noch dazu zwingen können, doch Nonne zu werden.
Sechstes Kapitel
Ihm war unbegreiflich, wie er diese Lady, die er heiraten würde, jemals für unscheinbar hatte halten können. Nicholas'
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