Schwerter der Liebe
hätte. Wenn der Grund dafür der war, den er vermutete, dann wollte er sich lieber nicht in ihrer Nähe aufhalten, sobald sie begann, die Modistin zu befragen. »Allerdings muss ich einräumen, dass meine verfügbare Zeit begrenzt ist, da heute mein Tag im Fechtsalon ist.«
»Ihr Tag?«
»Wir Fechtmeister wechseln uns mit den Tagen ab, an denen wir zur Verfügung stehen, müssen Sie wissen. Es gibt uns Zeit, uns von den Anstrengungen der Arbeit zu erholen, und den Stammgästen und Kunden wird es auf diese Weise ermöglicht, mehr als nur einen Fechtsalon zu besuchen.«
Sie blieb auf dem Gehweg stehen. »Es warten Männer vor Ihrem Fechtsalon auf Sie? Oh, aber dann müssen Sie sich sofort dorthin begeben.«
»Ein guter Freund kümmert sich momentan um sie, es ist also alles in Ordnung.« Dieser gute Freund war Croquere, und Nicholas hoffte inständig, dass nicht irgendwelche Freunde von Jean Daspit nach ihm Ausschau hielten, während der Mulatte den Fechtsalon führte. Er wollte nicht, dass sein Atelier in Schutt und Asche gelegt wurde, auch wenn er sich mit der Absicht trug, es zum Ende der Saison aufzugeben.
»Dann kann ich ja doch noch bei Madame Ferret vorbeischauen. Es wird auch nur einen Augenblick dauern.«
Nicholas beugte sich dem Unvermeidlichen. Mit etwas Glück musste sich Madame Ferret vielleicht um eine Kundin kümmern, sodass nur eine Verkäuferin für Juliettes Anliegen zur Verfügung stand. Womöglich würde er das ja doch noch ohne Nachspiel hinter sich bringen.
Das Glück hatte ihn aber offenbar verlassen. Die Modistin kam aus dem Hinterzimmer geeilt und präsentierte mit breitem Lächeln sehr viel Zahnfleisch und gelbliche Zähne, während der Kneifer auf ihrer Nase hin und her zuckte.
»Mademoiselle, Monsieur, es freut mich zu sehen, dass es Ihnen gut geht. Wie kann ich Ihnen an diesem wunderschönen Morgen zu Diensten sein? Ich hoffte, an den Kleidern für Mademoiselle gab es nichts auszusetzen.«
»Nein, es gibt nichts zu beanstanden«, versicherte Juliette ihr. »Aber ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass ein Kleid geliefert wurde, das ich nicht bestellt hatte. Eigentlich hätte ich es sofort zurückschicken sollen, doch aus unerfindlichen Gründen hat es genau meine Maße. Sie werden sich sicher an dieses Kleid erinnern, wenn ich Ihnen sage, dass es aus einem ungewöhnlichen grünen Stoff gefertigt ist.«
»Aber gewiss, ma chere, wie könnte ich das vergessen?« Die Modistin warf Nicholas einen strahlenden Blick zu, der sofort den Kopf schüttelte und versuchte, sie zur Diskretion zu bewegen.
»Sie wollen sagen, es war kein Irrtum?«
»Natürlich nicht. Sie können sich glücklich schätzen, ma petite, dass der Gentleman einen so erlesenen Geschmack und solche Kultiviertheit besitzt. So viele Herrschaften, die sich in diese Angelegenheiten einmischen, verfügen weder über das eine noch das andere.«
»Ein Gentleman.«
»Aber selbstverständlich.« Wieder schaute sie Nicholas an und lächelte ihm verstohlen, aber wissend zu.
Juliette drehte sich zu ihm um. »Sie haben das Kleid in Grün und Gold bestellt, Monsieur?«
Nicholas schickte ein Stoßgebet zum Himmel und setzte sein bestes Lächeln auf. »Ein unbändiger Impuls, fürchte ich. Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann ...«
»Es gefällt mir, sehr gut sogar. Aber darum geht es nicht. Wer hat die Bestellung bezahlt?«
Wie sollte er darauf antworten? Wenn er erklärte, es sei dem Konto ihrer Mutter belastet worden, dann machte er sich nicht nur eines extrem anmaßenden Verhaltens schuldig, sondern es würde sich auch schnell heraussteilen, dass er die Unwahrheit gesagt hatte. Gestand er ihr andererseits ein, dass er das Kleid bezahlt hatte, dann gab er gleichzeitig zu, sich ein Recht herausgenommen zu haben, das ihm erst nach ihrer Heirat zustand. Falls sie nach einem solchen Fauxpas überhaupt noch jemals heiraten würden.
Wenigstens hatte er die Genugtuung, dass ihr seine Wahl gefiel.
Inzwischen hatte er bereits zu lange gezögert. So viel zum Thema seines vielgerühmten Charmes. Was davon noch übrig war, als er sich zu Juliette Armant umwandte, wollte er lieber gar nicht erst wissen.
»Wem haben Sie den Preis für dieses Kleid belastet?«, wiederholte Juliette und wandte sich erneut Madame Ferret zu.
»Nun, was das angeht, Mademoiselle ...«, begann die Modistin, die sichtlich blass von einem zum anderen sah, nachdem ihr klar geworden war, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
Nicholas konnte aber nicht zulassen,
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