Schwerter der Liebe
dass die Frau für seine spontane Entscheidung den Kopf hinhalten sollte. »Meinem Konto«, sagte er schließlich mit fester Stimme. »Ich gab das Kleid in Auftrag, und ich bezahlte es auch. Ich werde mich in jeder von Ihnen gewünschten Weise dafür entschuldigen, dass ich so dreist war zu glauben, Sie würden es annehmen, Mademoiselle. Aber diese Seide erinnerte mich so sehr an Sie, als ich sie sah, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.«
»Sie hatten kein Recht dazu.«
»Da stimme ich Ihnen zu.«
»Ihnen muss doch klar sein, dass ich ein solches Geschenk nicht annehmen kann. Oder dachten Sie, ich hätte so viele Kleider bestellt, dass mir eines mehr oder weniger nicht auffallen würde?«
»Ich dachte, Sie würden darin wunderschön aussehen. Das war alles.«
»War das tatsächlich alles? Und dachten Sie vielleicht auch, ich könnte genauso gefügig sein wie die anderen Frauen, denen Sie in der Vergangenheit allem Anschein nach solche Geschenke gemacht haben?«
Dass sie so wenig verstand, welch großen Respekt er vor ihr hatte, verblüffte ihn zutiefst. Dass sie einen winzigen Anflug von Eifersucht verspüren könnte, den die Art ihrer Fragestellung nahelegte, machte ihn nahezu sprachlos. Er sah die alte Zofe Valara an, die in ihrer Funktion als Chaperon in das Geschäft gefolgt war, doch ihr neutraler Gesichtsausdruck war ihm keine Hilfe, wie er sich aus dieser Situation retten konnte, in die er sich selbst manövriert hatte.
»Die fraglichen Ladies waren die Ehefrauen meiner engsten Freunde«, erwiderte er, wobei er jedes Wort mit größter Sorgfalt wählte, »und meine Rolle bei der Auswahl ihrer Kleider beschränkte sich auf die eines Beraters. Die Rechnung ging an ihre Ehemänner. Ich gebe zu, dass ich in diesem Fall jetzt die Rolle des Ehemanns vorweggenommen ha-be, doch ich möchte Sie daran erinnern, dass wir schon bald verheiratet sein werden. Unter diesen Umständen war mir nicht bewusst, dass eine weitere kleine Unregelmäßigkeit von einer solchen Tragweite sein könnte.«
Sie hob das Kinn und schaute ihm trotzig in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand, auch wenn es schwieriger war als alles, was er je getan hatte.
»Mam’zelle«, begann Valara, musste sich aber erst einmal räuspern. »Denk bitte an die Soiree bei den Plauchets.«
Juliette sah kurz zu ihr, dann wandte sie sich mit ernster Miene der Modistin zu. »Schreiben Sie den Betrag für das Kleid bitte diesem Gentleman wieder gut, und belasten Sie stattdessen das Konto meiner Mutter.«
Madame Ferret schaute zu Nicholas, der nur resignierend nicken konnte. »Aber ja, certainement , Mademoiselle Armant«, antwortete sie. »Es wird sofort erledigt.«
»Angesichts der heiklen Natur dieses Missverständnisses muss ich Sie wohl nicht noch darum bitten, dass kein Wort darüber dieses Geschäft verlässt.«
»Mais non , Mademoiselle.«
Juliettes Miene entspannte sich ein wenig. »Ich werde in Kürze ein Kleid benötigen, das ich auf einer Hochzeit tragen kann. Darf ich darauf zählen, dass Sie mir etwas Entsprechendes schneidern werden?«
Madame Ferrets Zusicherung kam ihr voller Eifer und Inbrunst über die Lippen, und sie wiederholte sie immer wieder, bis sie das Geschäft verlassen hatten und auf die Straße zurückgekehrt waren.
Dort angekommen, überlegte Nicholas krampfhaft, ob er weitere Vorwürfe riskieren sollte, indem er sich abermals bei Juliette entschuldigte, oder ob er besser nichts sagen sollte. Zu seinem Glück löste Valara das Problem für ihn.
»Es ist auch gut so, dass du das grüne Kleid nicht zurückgegeben hast, chere «, sprach sie mit tiefer, polternder Stimme, während sie wieder mit einigen Schritten Abstand hinter ihnen ging. »Du hättest nichts Passendes für die Plauchets anzuziehen, denn Weiß und Silber ist viel zu elegant. Das ist viel eher etwas für die Oper.«
»Ja, ich weiß«, gab Juliette über die Schulter zurück.
»Deshalb haben Sie das Kleid behalten«, sagte Nicholas, während ein flüchtiges Lächeln seine Mundwinkel umspielte. »Sie haben Verwendung dafür.«
Sie schaute ihn an. »Ich habe es behalten, weil es mir gefällt. Und auch aus dem Grund, dass Sie völlig recht haben, wenn Sie sagen, an unserer Verlobung sei nichts so, wie es üblich ist.«
»Stört Sie das?« Er wurde wieder ernst, als er auf ihre Antwort wartete.
»Was hätte ich davon? Manche Dinge lassen sich eben nicht ändern.«
»Also muss man sie erdulden? Meinen Sie das? Ich weiß nicht, ob mir diese
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