Schwerter der Liebe
zurück.
Es handelte sich um einen corbeille de noce, den Brautkorb, den der zukünftige Ehegatte der Braut als Verlobungsgeschenk überreichte. Juliette hatte nicht damit gerechnet, so etwas jemals in ihrem Leben zu erhalten, und sie hätte auch nicht erwartet, dass sich Nicholas Pasquale unter den gegebenen Umständen die Mühe machen würde, einen solchen Korb zusammenzustellen.
Sie war froh, dass sie sich die Zeit genommen hatte, eines ihrer neuen Kleider anzuziehen. Seine Geste schien dieses kleine Extra an Anerkennung zu erfordern.
»Ich hätte den Korb eigentlich sofort hereingebracht«, sagte er mit einem humorvollen Funkeln in seinen kaffeebraunen Augen, während er den Brautkorb vor ihr abstellte und sich dann zu ihr auf das Sofa setzte. »Ich war mir bloß nicht sicher, ob es wirklich einen Anlass dafür geben würde.«
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, flüsterte sie, während ihr Blick über die Komposition aus geflochtenem italienischem Stroh, gesäumt mit einem Papier, über das sich eine Goldkante zog, die sie an die goldene Spitze ihres neuen grünen Kleids erinnerte. Der Korb schien randvoll mit Kostbarkeiten gefüllt zu sein.
»Das ist auch nicht nötig. Schließlich steht Ihnen dieser Korb zu.«
»O nein, das kann nicht sein, schon gar nicht, wenn wir das Ganze nur als etwas Zweckmäßiges betrachten.«
»Tun wir das?«, fragte er mit ernster Stimme. »Ich dachte, das Gegenteil sei der Fall.«
Sie sah ihm in die Augen und spürte die gegenseitige Verbundenheit, die zwischen ihnen bestand. Doch da war noch etwas anderes, etwas, das ihren Puls beschleunigte und ihr Blut heiß durch ihre Adern strömen ließ. Plötzlich waren aus dem Nebenzimmer Schritte zu hören, und bevor Juliette noch etwas erwidern konnte, stand Nicholas auf, drehte sich von ihr weg und stand so stocksteif da, wie der Anstand es von ihm erforderte, als ihre Mutter das Zimmer betrat.
»Was für eine Überraschung, Monsieur Pasquale. Wir hatten schon gedacht, Sie hätten uns vergessen.«
»Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte, in meiner Aufmerksamkeit nachlässig zu sein«, entgegnete er ernst. »Es war erforderlich, gewisse Dinge zu arrangieren.«
»Ich verstehe.« Die Mutter blickte einen Moment lang den Korb an, der zu Juliettes Füßen abgestellt war, dann wandte sie sich der hinter ihr stehenden Valara zu. »Sag Mademoiselle Paulette, sie soll sich zu uns gesellen. Sie wird das nicht versäumen wollen.«
Juliette verkniff sich einen Protest. Ihr wäre es lieber gewesen, sie hätte allein in Nicholas' Gegenwart ein Geschenk nach dem anderen aus dem Korb nehmen und auspacken können. Diese Dinge waren für sie allein bestimmt, und sie konnte sich kaum daran erinnern, wie lange es her war, dass sie nicht mit Paulette teilen musste. Es war egoistisch, an ihrer Freude andere nicht teilhaben zu lassen, und es tat ihr sogar leid, dass sie so dachte. Auf der anderen Seite widerstrebte ihr die Vorstellung, ihre Freude könnte durch abfällige Blicke oder Bemerkungen getrübt werden, die gegen sie gerichtet waren.
Die Zeit verstrich nur langsam. Eigentlich hatte Juliette erwartet, Nicholas würde sich unbehaglich fühlen, doch es gelang ihm mühelos, ihre Mutter mit genau dem richtigen Klatsch und Tratsch sowie mit Gerüchten über die Stadtoberen und über die Geschehnisse bei der einen oder anderen Gesellschaft zu unterhalten. Der einzige Hinweis darauf, dass es sich nicht um die Themen handelte, über die er für gewöhnlich redete, war das spöttische Funkeln in seinen Augen, wenn er in Juliettes Richtung schaute. Madame Armant saß vorgebeugt auf ihrem Stuhl, um ihn besser verstehen zu können. Dabei war sie von seinen Schilderungen so gebannt, dass sie ein paar Mal unwillkürlich zu kichern oder gar zu lachen begann. Und sie war so sehr auf ihn konzentriert, dass sie verärgert die Stirn runzelte, als Paulette hereinplatzte.
»Was ist denn das?«, fragte sie, die Stimme etwas höher als üblich, da ihr Blick auf den verräterischen Korb gefallen war. »Wie zuvorkommend von Ihnen, Monsieur Pasquale.«
»Ihre Schwester sollte jede ihr zustehende Aufmerksamkeit bekommen«, antwortete er mit ruhiger Stimme.
»Sie sind ein Romantiker. Wie drollig.«
»Paulette, chere«, warf ihre Mutter mit einem leicht ermahnenden Tonfall ein.
Im gleichen Moment kam Valara mit einem kleinen Tablett herein, auf dem ein Glas Rotwein von der Art, wie man es männlichen Besuchern anbot, und
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