Schwerter der Liebe
Ihrer Verletzung nichts zu tun«, erwiderte Nicholas knapp.
»Meinen Sie, ich erkenne einen professionellen Fechter nicht, wenn er sich mir in den Weg stellt? Wenn Sie nicht hinter der Maske gesteckt haben, dann war es jemand, der von Ihnen geschickt wurde.«
»Ich versichere Ihnen ...«
»Tun Sie das lieber nicht«, riet Daspit ihm. »Sie sind bei der Familie nicht willkommen. Es wäre das Beste für Sie, wenn Sie sich zurückziehen, bevor Sie noch einen nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten. Paulettes Schwester ist für die Kirche bestimmt, und dorthin wird sie auch zurückkehren, wenn Sie sie nicht vorher verderben und ...«
»Hören Sie auf«, fuhr Nicholas ihn mit so schneidender Stimme an, als hätte er mit seinem Degen ausgeholt. Nur die Schlinge um Daspits Arm hielt ihn davon ab, für diese Beleidigung Satisfaktion zu verlangen.
»Ein Maitre d'armes mit Prinzipien? Das ist ja etwas ganz Neues!« Daspit lachte abfällig, dann sah er Nicholas wieder an. »Ich sage es Ihnen noch einmal, Pasquale. Ziehen Sie sich aus diesem Wettrennen um die Truhe zurück, oder nehmen Sie die Konsequenzen in Kauf. Sie haben versucht, mich mit dem Degen auszuschalten. Ich bin kein Mann, den man ungestraft angreift, sondern ein Gentleman, was man von gewissen anderen Personen nicht behaupten kann. Daher spreche ich diese Warnung aus und mache Sie zugleich darauf aufmerksam, dass ich sie nicht wiederholen werde.«
Dann machte Daspit auf dem Absatz kehrt und ließ ihn allein. Nicholas folgte ihm einen Schritt weit, blieb dann stehen und fasste den Samtvorhang, um ihn zur Seite zu schieben, damit er sehen konnte, wie Daspit zu den Armants zurückkehrte.
Sein Gesicht hatte einen finsteren, nachdenklichen Ausdruck, die Augenbrauen waren zusammengezogen, die Lippen so aufeinandergepresst, dass sie nur einen dünnen Strich bildeten. Er mischte sich erst wieder unter die Gäste, als Celina ihn holte, damit er sich während der Ballettaufführung zu ihr und Rio setzte.
Siebtes Kapitel
Juliette saß da und sah sich das Pas de deux an. Sie bekam aber kaum etwas von den Tänzern mit, die ein Liebespaar spielten, das sich begegnete, sich näher kam und wieder auf Abstand ging, um dann doch der Liebe zueinander zu erliegen. Vielmehr wollte sie wissen, was sich zwischen Daspit und Nicholas abgespielt hatte. Dass es nichts Angenehmes gewesen sein konnte, war an der Miene von Paulettes Verlobtem abzulesen. Sie hoffte nur, dass es nicht zur Herausforderung zum Duell gekommen war.
Das Verhältnis zwischen ihrer Schwester und diesem Mann war ihr schlichtweg ein Rätsel. Er war besessen von der für ihn notwendigen Gunst der Gesellschaft, und er zeigte einen gewissen schwermütigen Charme beim Werben um Paulette, doch in seiner Zuneigung zu ihr ließ er nur wenig Wärme erkennen. Er sah recht passabel aus, doch mit Nicholas Pasquale konnte er sich keineswegs messen.
Allerdings konnten das ohnehin nur wenige Männer.
Sie warf Nicholas einen verstohlenen Blick zu, der mit dem Conde und der Condesa de Lerida zusammensaß. Bei seinem Anblick lief ihr ein wohliges Kribbeln über die Haut. Seine Schultern waren so breit, seine langen Beine viel muskulöser als bei den meisten anderen Männern, und sein Profil hätte ebenso gut den Kopf einer antiken Statue schmücken können. Sein maßgeschneiderter grauer Frack, die schwarze Weste mit den feinen silbernen Streifen und die schwarze Hose verliehen ihm eine europäische Ausstrahlung, die alle Versuche der übrigen anwesenden Herren übertraf, sich modisch zu kleiden. Es genügte ein Blick in seine Richtung, und schon wurde ihr heiß. Dass sie es gewagt hatte, den beiläufigen Heiratsantrag eines solchen Mannes anzunehmen, beunruhigte sie auf eine Weise, die sie einfach nicht verstehen konnte.
Daneben ärgerte es sie, dass er nicht beschlossen hatte, sich zu ihr zu setzen. Paulette und ihre Mutter hatten natürlich keinen Zweifel daran gelassen, dass er kein willkommener Gast war, und er konnte wohl kaum den Platz an ihrer Seite beanspruchen, solange die Verlobung nicht öffentlich bekannt gemacht worden war. Und dann war da noch diese kleine Auseinandersetzung mit Daspit gewesen, der nun neben Paulette saß. Sie und ihre Mutter hatten Juliette zu beiden Seiten eingekeilt. Angesichts des belasteten Verhältnisses und der Barrieren, die man um sie herum errichtet hatte, wäre es für Nicholas schwierig gewesen, sich zu ihr zu setzen.
Sie stellte sich vor, dass er einen entsprechenden Versuch
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