Schwerter der Liebe
ausschließen, dass die zwei Jahre, in denen er immer wieder Zeuge solcher Szenen geworden war, zu seiner Entscheidung beigetragen hatten, zu heiraten, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen begann er, den Raum nach Juliette abzusuchen, und entdeckte sie, wie sie sich angeregt mit Rios Frau Celina unterhielt. Eine Weile betrachtete Nicholas sie, während er hoffte, sie würde zu ihm schauen. Er bewunderte ihr schlichtes Kleid aus blassgoldenem Chaly mit einem cremefarbenen grünen Muster und an Kragen und Ärmelumschlägen abgesetzt mit ebenfalls cremefarbener Spitze. Was damit bewiesen würde, sollte sie wirklich zu ihm schauen, wusste er zwar nicht, dennoch verspürte er eine rasch wachsende freudige Erwartung, je länger erwarten musste.
»Vorsicht, mein Freund«, sagte Blackford, der zu ihm kam und sich neben ihn stellte. »Sonst wird man sich erzählen, dass die Lady dich in der Tasche hat.«
Nicholas warf dem Engländer einen belustigten Blick zu. »Ich kann mir Schlimmeres vorstellen.«
»Ja, ich auch.«
»Aber du wirst dich nicht für diese Tasche interessieren.« Die Warnung kam zwar gelassen über Nicholas' Lippen, war aber ernst gemeint.
»Rasende Eifersucht. Ich hätte es wissen sollen. Einer der Vorteile einer Latino-Herkunft ist zweifellos das völlige Fehlen jeglicher Befangenheit in Herzensangelegenheiten.«
»Das würde ich nicht so sagen.«
»Und das, obwohl du mir soeben mit deinen Worten einen Pflock durch mein Herz getrieben hast, um deinen Anspruch deutlich zu machen?«, fragte Blackford.
»Es war mir nicht bewusst, dass es so offensichtlich war.«
»Versetz dich einfach für einen Moment in meine Lage.«
»Ich bezweifle, dass es mir dann auffallen würde«, gab Nicholas zurück, aus dessen Stimme etwas Verärgerung herauszuhören war.
»Du würdest dich wundern.« Dann wechselte Blackford ohne Pause das Thema. »Man erzählt sich, dass ein gewisser Geschäftsmann in einem nicht ganz so angenehmen Stadtviertel von einem Gentleman mit Maske Besuch bekam. Mir ist bewusst, dass Croquere es für notwendig hielt, sich zu tarnen, aber ich dachte, die Bruderschaft war sich darin einig, dass diese Praxis zu melodramatisch ist, um daraus eine Gewohnheit werden zu lassen.«
»Du und Caid, ihr wart euch einig, und Rio teilte eure Ansicht, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich ebenfalls zugestimmt habe. Außerdem hielt ich es für eine gute Idee, mit Blick auf Croqueres Aktivitäten für etwas Verwirrung zu sorgen. Er benötigt aus offensichtlichen Gründen eine Maske, aber ich halte es für keine gute Strategie, dass wir uns deswegen von ihm absondern.«
Blackford nickte nachdenklich. »Ich kann dein Argument nachvollziehen, und vielleicht werde ich es beim nächsten Mal auch so machen. Darf ich annehmen, dass du aus dem gleichen Grund auch neben deinem Opfer ein Zeichen im Boden hinterlassen hast?«
»Eine Warnung, die als eine Art Visitenkarte diente, ebenfalls angelehnt an Croqueres Vorgehensweise. Aber wieso redest du von >meinem Opfer Der Mann war quicklebendig, als ich ihn verließ.«
»Dann hat ihn ein anderes seiner Verbrechen eingeholt. Als man ihn fand, war er eindeutig tot. Ein Stich ins Herz.«
Nicholas sah in die türkisfarbenen Augen des Engländers und erklärte mit fester Stimme: »Ich habe kein Problem damit, mir einen Todesfall zuschreiben zu lassen, wenn er auf mich zurückgeht, aber ich bin sehr unwillig, eine Tat für mich in Anspruch zu nehmen, die ich nicht begangen habe.«
»Ich glaube, das ist eine unvorhergesehene Folge unseres Paktes«, sagte Blackford. »Wir geben so praktische Sündenböcke ab.«
»Aber je mehr Taten uns zugeschrieben werden, umso wahrscheinlicher wird es, dass die Gendarmerie sich für uns interessiert. Bislang konnten wir nur unentdeckt bleiben, weil die verschiedenen Polizeibehörden in der Stadt untereinander so gut wie nichts abstimmen.«
»Und wir lassen sehr große Vorsicht walten«, ergänzte Blackford. »Ich hatte schon befürchtet, Letzteres könntest du missachtet haben.«
»Du kannst mir glauben, dass ich mehr als je zuvor Grund dazu habe, vorsichtig vorzugehen«
»Als ein Mann, der eine bereits fertige Familie gründen will, hast du tatsächlich allen Grund dazu.« Der Engländer blickte nachdenklich zu Juliette. »Wo wir gerade bei diesem Thema sind — Jean Daspit scheint entschlossen, dir jeden greifbaren Stein in den Weg zu legen. Er lässt sich nicht davon
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