Schwerter der Liebe
wandte sich den beiden anderen Frauen zu. »Na, bitte. Habe ich nicht gesagt, dass ich ihn dazu überreden werde?«
Nicholas schloss die Augen und schüttelte melodramatisch den Kopf, obwohl seine Geste nur gespielt war. In Wahrheit machte es ihm überhaupt nichts aus, weiblichen Überredungskünsten zu erliegen. Es war ihm sogar ein Vergnügen, ihr zur Seite zu stehen, hatte sie doch so viel getan, damit er sich in New Orleans zu Hause fühlte und in den Kreis ihrer Freunde und Verwandten aufgenommen wurde. Dennoch war er der Ansicht, dass sein Entgegenkommen in irgendeiner Weise belohnt werden sollte.
Als sich schließlich eine passende Gelegenheit ergab, sah er Lisette fragend an und deutete mit einer winzigen, aber vielsagenden Geste des Kopfes auf Juliette. Ein Lächeln umspielte Lisettes Lippen, während sie Celina einen funkelnden Blick zuwarf. Im nächsten Moment entschuldigte sie sich, da sie sich in der Küche um etwas kümmern musste, während Celina wie aus heiterem Himmel nach ihrem Nachwuchs in einem Schlafzimmer der Garconniere sehen wollte.
»Na, so etwas«, meinte er zu Juliette und ließ einen gespielten Seufzer folgen. »Wie es scheint, sind wir uns selbst überlassen worden. Sollen wir uns zu einem Fenster begeben und uns den Regen ansehen? «
Sie sah auf seine Hand, die er ihr hinhielt, um ihr vom Sofa zu helfen. »Wie listig Sie doch sind, Monsieur. War es wirklich notwendig, meine Gesprächspartnerinnen wegzuschicken, nur damit Sie mit mir reden können?«
»Anscheinend nicht, aber woher sollte ich wissen, dass ich nur hätte fragen müssen?« Er musterte sie aufmerksam und verspürte ein so intensives, fiebriges Vergnügen dabei, mit ihr allein zu sein, dass er fürchtete, es könnte sich als wölfisches Lächeln auf seinen Lippen zeigen.
»Das konnten Sie nicht ... das können Sie nicht ... Ich will sagen, auch wenn ich vielleicht nicht willens bin, jeder Ihrer Bitten nachzukommen, so bin ich durchaus in der Lage, eine harmlose Einladung anzunehmen.«
»Und was, wenn diese Einladung gar nicht so harmlos ist?«
Sie errötete leicht. »Wenn Sie dabei an einen weiteren Ihrer Beweise denken ...«
»Ich nicht, aber wie es scheint, will es Ihnen nicht aus dem Kopf gehen. Sie werden noch sehen, meine Juliette, dass ich in solchen Angelegenheiten stets gern jedem Wunsch nachkomme.«
»Das kann ich mir nur zu gut vorstellen!«, konterte sie und schaute ihn vorwurfsvoll an.
»Ausgezeichnet.« Er griff nach ihrer Hand, dann zog er Juliette hoch, bis sie neben ihm stand und ihn zum nächstgelegenen Fenster begleiten konnte. »Ein solches Einvernehmen ist ein guter Anfang dafür, dass wir uns besser kennenIernen.«
Bei den ersten Schritten bewegte sie sich noch steif, dann sah sie ihn kurz an und anschließend entspannten sich ihre Bewegungen. »Ich glaube, etwas in dieser Art schwebte Ihnen auch vor, als Sie mich baten, heute Abend herzukommen — natürlich abgesehen davon, dass Sie mich Ihren jungen Schützlingen vorstellen wollten. Ihr Wunsch war, dass ich ein wenig Zeit mit Ihren Freunden verbringe.«
»Und meine Freunde mit Ihnen. Macht Ihnen das etwas aus?« Er stellte sich mit ihr ans Fenster, wo ein kühler Luftzug wehte, der die Feuchtigkeit des Regens und den Geruch vom Fluss mit sich brachte und der um die Ränder der sich leicht bewegenden Vorhänge aus gemustertem Musselin wir-belte. Noch während er sich zu Juliette umdrehte, wurde ihm klar, dass die von ihr unterstellten Motive keineswegs so eindeutig oder so harmlos waren. Er hatte vorgehabt, sie in den Kreis seiner Freunde einzuführen, doch vor allem war es ihm darum gegangen, sie in seiner Nähe zu wissen.
»Natürlich nicht. Ich mag sie sogar sehr, auch wenn sie mir recht intellektuell erscheinen.«
»Das sind sie eigentlich nicht, und es sind höchstens ein paar, die das zu sein vorgeben. Es handelt sich lediglich um eine Gruppe Gleichgesinnter, denen es um mehr geht als Klatsch und Glücksspiel, Mode und die neueste Walzermusik.«
»Zumindest Ihre Freunde, der Conde und die Condesa sowie Monsieur und Madame O’Neill scheinen sich ihrer gegenseitigen Gesellschaft wirklich zu erfreuen, wenn ich das so sagen darf.«
»Sie dürfen alles sagen, was Sie wollen«, entgegnete er. »Allerdings bin ich froh, dass Sie es billigen, denn dies könnte bald der gesellschaftliche Kreis sein, in dem Sie sich bewegen werden. Oder besser gesagt: der wohl einzige Kreis, der Ihnen zur Verfügung stehen wird.«
Sie legte ein wenig die
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