Schwerter der Liebe
Besuchern in den Gärten gewesen sein. Was in Gottes Namen hat dich denn dazu getrieben?«
»Oh, natürlich der Lockruf einer neuen Eroberung, was denn sonst?«, gab Nicholas zurück.
»Das glaube ich dir gerne. Und wer war diese heimgesuchte Lady, die von allen Seiten von Flegeln und Verführern bedrängt wurde? Oder willst du uns raten lassen?«
»Sie war inkognito.« Das entsprach zumindest formell der Wahrheit, dachte Nicholas. Dennoch wusste er vom ersten Moment an, dass er Juliette vor sich hatte. Sowohl die ungewöhnliche Farbgebung ihrer Augen als auch der üppige Schwung ihrer Lippen ließen daran keinen Zweifel. Fasziniert von ihrer Weigerung, sich ihm zu erkennen zu geben und von der Andeutung einer Koketten in ihrem Benehmen hatte er sich auf etwas eingelassen, was ihm wie ein harmloses Spiel erschienen war.
Das war ein großer Fehler gewesen. Deutlich geworden war ihm das während einer langen, quälenden Nacht, in der der Schmerz an seinem Arm noch harmlos war, wenn er ihn mit Empfindungen anderer Teile seines Körpers verglich. Am schlimmsten aber waren die Gedanken, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.
Was hatte sie vorgehabt, als sie ihre Identität vor ihm verheimlichte, dafür aber ein vielversprechendes Lächeln auf-setzte, als er ihr vorschlug, den Maskenball zu verlassen, um nicht länger unter der Beobachtung eines Chaperons zu stehen? Warum war sie ihm so bereitwillig auf den nur schwach beleuchteten Seitenweg gefolgt? War es ein Spiel gewesen, um festzustellen, ob er ihre Tarnung durchschauen würde? Oder war es nichts weiter als sinnliche Neugier auf etwas, das man ihr ein Leben lang vorenthalten hatte? Oder steckte mehr dahinter?
»Inkognito?«, wiederholte Blackford. »Und wir sollen dir glauben, dass du nicht in der Lage warst, ihre Identität zu enthüllen?«
»Glaub, was du willst. Ich kann dich davon nicht abhalten«, gab Nicholas knapp zurück, während er seinen Arm bewegte und feststellte, dass der Schmerz ein wenig nachgelassen hatte.
»Ich würde dir eher eine Lektion in Selbstbeherrschung und Anstand gegenüber der Frau erteilen, die du heiraten willst. Allerdings glaube ich, dass du schon genug gestraft bist.«
»Du hast ja keine Ahnung«, konterte Nicholas mit einem sich selbst auf ironische Weise herabwürdigenden Lächeln.
»Diese Schläger, die dich überfielen«, fragte Caid nachdenklich. »Glaubst du, der Angriff war ein Zufall, oder waren sie auf dich angesetzt?«
»Ein Zufall kann es nicht gewesen sein. Sie hatten es auf meinen linken Arm abgesehen.«
»Und sie wussten, dass es der linke war«, fuhr Caid ernst fort. »Wir können also annehmen, dass sie wussten, du würdest dort sein ...« Als er sah, dass Nicholas den Kopf schüttelte, fügte er hinzu: »Oder sie sind dir vom Maskenball gefolgt.«
»Von dem sie gewusst haben dürften, dass du dort auftauchen würdest«, warf Blackford ein und zog die logische Schlussfolgerung: »Und wem hast du in der letzten Zeit das Leben schwer gemacht?«
»Niemandem, der so hinterhältig Rache verüben würde.«
»Nicht einmal Daspit?«, wollte Caid wissen. »Ich nehme an, er gibt dir nach wie vor die Schuld für die Verletzung, die Croquere ihm zufügte.«
»Ich möchte ihm das eigentlich nicht unterstellen.«
»Ja, weil er dein Schwager werden könnte.« Rio schürzte die Lippen. »Der Sinn des Angriffs könnte es gewesen sein, dir ein Handicap zuzufügen.«
»Du meinst, damit man mich nach einer baldigen Herausforderung auf dem Kampffeld leichter besiegen kann?« Nicholas schüttelte den Kopf. »Ich könnte jederzeit meine Verletzung vorzeigen und jedes Duell so lange hinausschieben, bis sie verheilt ist.«
Rio warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Ja, aber würdest du das auch machen?«
Nicholas antwortete darauf nicht, da er nicht schwören wollte, wirklich klug genug zu sein.
»Dachte ich's mir doch«, kommentierte Rio das Schweigen. »Ich schlage vor, du machst in den nächsten Tagen einen großen Bogen um alle Situationen, die zu irgendwelchen Differenzen führen könnten.«
Es war wohl ein kluger Ratschlag, doch für Nicholas könnte es problematisch werden, ihn zu befolgen.
Rio entschied sich für Mallards kunstvolles Bett für sein Schlafzimmer, dann ging er zu dem Schreiner, um mit ihm auf seine gewohnt lebhafte Art und Weise über den Preis zu verhandeln. Caid brach auf, da er Lisette versprochen hatte, am Nachmittag mit ihr auszufahren und verschiedene Besuche zu erledigen. Nicholas und
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