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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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rechtzeitig gelang es ihr, sich vor einem der Töpfe auf die Knie fallen zu lassen, bevor die Übelkeit aus ihr herausbrach. Immer und immer wieder zog sich ihr Magen zusammen und schickte einen bitteren Schwall nach dem anderen an die Oberfläche. Als sich die Krämpfe schließlich legten, wusch sie sich mit zitternden Händen das Gesicht und wandte sich zu Sophie um, die sie mit wachsender Besorgnis beobachtete.
    »Ich habe Bekanntschaft mit einem der ehrenhaften Ritter gemacht, von denen uns die Troubadoure immer gesungen haben«, flüsterte Catherine schließlich müde und presste den Handballen gegen die schmerzende Stirn. Selbst in Salisbury, das doch so verschieden war von ihrem kultivierten Hof in Poitiers, hatte die Königin die Dichter und Sänger angezogen wie das Licht die Motten. Und ihr Gemahl, Henry II. von England, der vor zwei Wochen in Chinon sein Leben gelassen hatte, war nicht so grausam gewesen, ihr in ihrem Gefängnis den Umgang mit den farbenprächtigen Kavalieren zu verbieten. Fragend runzelte Sophie die Brauen, wobei sich die Sommersprossen auf ihrer Nase zu einem dunklen Fleck zusammenballten. »Wie meinst du das?«, erkundigte sie sich vorsichtig, während sie der drei Jahre Jüngeren den Arm bot, um sie auf das Bett zuzuführen. Mit einem gequälten Ausdruck auf dem bleichen Gesicht hob Catherine den Kopf und blickte der Freundin in die kornblumenblauen Augen, die fragend auf ihr ruhten.
    Nachdem sie ihr den Vorfall in allen schrecklichen Einzelheiten berichtet hatte, sprang Sophie, die sich neben ihr auf der Matratze niedergelassen hatte, empört auf. »Du musst der Königin davon berichten!« Ihr schlanker Körper bebte vor Wut, und die hellblonden, vom Schlaf zerzausten Locken tanzten in alle Richtungen. »Sie muss etwas dagegen unternehmen!« Catherine nickte langsam, bevor sie sich erhob und mit müden Bewegungen Bliaud und Cotte über den Kopf zog. Zwar fürchtete sie die imposante alte Dame ein wenig. Doch hatte diese sicherlich etwas dagegen, dass ihre Hofdamen belästigt wurden. Allerdings gab es eine Schwierigkeit, die ihr mit messerscharfer Klarheit bewusst wurde, als sie – nur mit dem Untergewand bekleidet – zwischen die Laken schlüpfte. »Aber ich habe sein Gesicht unter der Kapuze nicht erkennen können!« In ihren Augen schwammen Tränen. »Ich habe keine Ahnung, wer er war!«

    Grafschaft Huntingdon, Juli 1189

    Harold wusste kaum, wie ihm geschah, als ihm beim Betreten der angenehm kühlen Halle des Landsitzes zwei der kräftigsten Männer seines Vaters entgegentraten. Beide trugen die Farben des Earls of Huntingdon, und die von Wind und Wetter gegerbten Gesichter waren grimmig und verschlossen. Ohne ein Wort packten sie ihn rüde an den Oberarmen und zerrten ihn auf die alte Holztreppe zu, die ins Obergeschoss führte, in dem die Familienmitglieder ihre Kammern hatten. »Was …?«, stammelte er, kam jedoch nicht dazu, die Frage zu beenden, da sein Blick auf das hämisch grinsende Gesicht seines Bruders fiel, der am Treppenabsatz auf die Gruppe gewartet zu haben schien. Die dunklen Haare und Augen des Knaben hoben sich scharf von der trotz der Sommersonne bleichen Haut ab, und die roten Lippen glänzten feucht im Schein der Fackeln. Zwar war es helllichter Tag, doch die kleinen Fensterschlitze der Festung machten selbst am Nachmittag zusätzliche Beleuchtung nötig. »Du kleine Kröte!«, presste Harold durch die Zähne hervor, da ihm Übles schwante. »Was hast du dir jetzt wieder ausgedacht?« Er wusste sehr wohl, dass er so manche Tracht Prügel der vergangenen Jahre seinem hinterhältigen Bruder zu verdanken hatte, der keine Gelegenheit auszulassen schien, ihn bei seinem Vater in ein schlechtes Licht zu setzen. Er wollte sich aus dem Griff der beiden Krieger befreien, um Guillaume einen Schlag zu versetzen. Aber mit diesem Versuch fing er sich lediglich einen harten Hieb gegen den Hinterkopf ein. Einen Augenblick lang verschleierte ihm der Schmerz die Sicht. Als er wieder voll bei Sinnen war, hatten die Männer ihn bereits die Hälfte der breiten Treppe hinaufgeschleppt.

    Kaum hatten sie die kostbar geschnitzte Tür erreicht, die in die Gemächer seiner Stiefmutter führte, hieb einer der Männer mit den Knöcheln gegen das helle Holz. Und nur wenige Lidschläge später – beinahe als hätte sie auf diesen Moment gelauert wie eine Spinne im Netz auf ihre Beute – öffnete die Herrin von Huntingdon mit einem verächtlichen Ausdruck auf den schönen Zügen.

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