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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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seinen Seiten zu Fäusten und presste die Fingernägel mit so viel Gewalt in die Handflächen, dass ihn der Schmerz zusammenfahren ließ. Das energische Kinn des ehemaligen Königs bebte vor unterdrücktem Zorn, und sein Brustkorb hob und senkte sich stoßartig. »Ihr solltet besser zusehen, dass Ihr schleunigst nach Tyros kommt«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als der hochgewachsene Konrad diesen Ratschlag lediglich mit einem Lächeln quittierte, hätte er ihm am liebsten Glied um Glied einzeln ausgerissen. »Die Sache ist noch lange nicht geklärt«, fuhr Guy drohend fort, da sowohl er als auch diejenigen der Barone, die zu Richard Löwenherz’ Vasallen zählten, auf die Unterstützung des englischen Königs hofften. »Wir werden sehen«, versetzte Konrad ölig und schloss mit einer betont gleichgültigen Geste die goldene Spange, die seinen kostbaren Umhang zusammenhielt, bevor er mit einem respektlosen Nicken in Richtung der bereits wartenden Galeere, die ihn nach Tyros bringen würde, davonstolzierte.
     
     
    Jerusalem, Die Zitadelle, Oktober 1190
     
    »Was hast du getan?«, donnerte Salah ad-Din, dem vor Unmut alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war, und machte einen drohenden Schritt auf seine Schwester zu. Die schiefergrauen Augen des Sultans wirkten beinahe schwarz, und um den ansonsten so beherrschten Mund waren tiefe Falten eingegraben. Mit einer ungeduldigen Geste schleuderte er den störenden Umhang auf einen der Diwane, bevor er sich mit der Rechten durch den Bart fuhr. Kaum war er in Jerusalem angekommen, wo er sich nach dem Zustand der Staatskasse erkundigen wollte, hatte er von seinem Großwesir erfahren müssen, dass Shahzadi den Tempelritter hatte ziehen lassen, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen. »Bleib ruhig«, versetzte die vom Zorn ihres Bruders unbeeindruckte Prinzessin, deren Gesicht eine feine Röte überzogen hatte. »Er wird ganz sicher mit Gold beladen zurückkommen.« Gespielt gleichgültig ließ sie sich auf eines der runden Sitzkissen fallen und drehte an dem Smaragdring an ihrem Zeigefinger. »Und warum um alles in der Welt sollte er so etwas Törichtes tun?«, wütete Salah ad-Din, der wie ein aufgestachelter Bulle in dem prunkvollen Gemach auf und ab stampfte. »Warum?!« Mit einem triumphierenden Lächeln auf den schönen Zügen schnellte Shahzadi wieder auf die Füße, trat auf ihn zu und ergriff die schwielige, in einer Geste der Fassungslosigkeit erhobene Hand des Sultans, um ihn in den Nebenraum zu führen, der bis unter die Decke mit Gold, Silber und kostbaren Tuchen angefüllt war.
    »Vertraust du mir jetzt?«, flötete sie und genoss den Ausdruck der Ungläubigkeit, der sich auf seine Züge stahl. »Wie?«, hub er an, doch bevor er die Frage beenden konnte, vergrub sie die Finger in den kalten Münzen, um sie geräuschvoll klimpernd fallen zu lassen. »Damit kannst du dir soviel Unterstützung kaufen, wie du willst!« Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich. »Und die Ungläubigen ein für alle Mal vertreiben.« Fasziniert ließ der Sultan den Blick über die Reichtümer wandern, kam jedoch nach einigen Augenblicken des Staunens auf die ursprüngliche Frage zurück. »Warum sollte er zurückkehren?« Shahzadi, die vor einem kostbaren Seidenballen auf den Knien lag, hob die dunklen Augen und lächelte verschwörerisch. »Weil ich seine Braut gefangen genommen habe«, gurrte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über ein prächtig geschmiedetes Schwert, das sie in ihren Schoß legte. Mit wenigen Worten – die Waffe liebkosend – erläuterte sie ihrem Bruder ihren Plan zur Erpressung von Lösegeld. Bevor Salah ad-Din etwas darauf erwidern konnte, betrat einer der Palastwächter das Gemach, warf sich vor dem Herrscher zu Boden und verkündete, nachdem er sich in eine kniende Position erhoben hatte: »Ein Jude bittet um eine Audienz, Herr.«
    »Was wollt Ihr von mir?«, herrschte Salah ad-Din den schlicht gewandeten Mann an, der im Thronraum respektvoll mit der Stirn die hellblauen Fliesen berührte und auf die Erlaubnis wartete, sich zu erheben. »Steht auf!« Ungehalten ließ sich der Sultan in den Thron fallen, dessen Sitzfläche ihm nach den vergangenen Wochen des Lagerlebens zu weich vorkam, und betrachtete den Juden mit einer Mischung aus Neugier und Ungeduld. »Herr«, begann dieser und senkte bescheiden den Blick zu Boden. Die Hand, mit der er einen zierlichen Stock umklammert hielt, zitterte, und auch seine Stimme bebte. »Ich habe

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