Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
mit dröhnender Stimme verkündete: »Es wird Zeit, das Unkraut an der Wurzel auszureißen.« Eine steile Falte grub sich zwischen die Brauen des Königs. »Bei Anbruch des Tages lichten wir Anker und setzen Kurs auf Zypern!« Mit einer energischen Geste, die das Ende der Versammlung signalisierte, erhob er sich, warf Derby einen letzten bedauernden Blick zu und stürmte aus der Halle. Nachdem sich die Anwesenden aus den tiefen Verneigungen erhoben hatten, begannen auch sie, aus dem Raum zu strömen, wobei sich jedoch überall kleine Grüppchen bildeten, die hitzig diskutierten.
    »Es ist reine Zeitverschwendung«, bemerkte der Earl of Derby zu Cirencesters Dienstherrn, dem Earl of Gloucester, der dem König mit dem Blick folgte, bis dieser hinter einer Säule verschwunden war. »Eine Botschaft in scharfem Ton sollte genügen.« Gilbert de Clare, der Earl of Glouchester, lachte verächtlich. »Vermutlich habt Ihr sogar Recht, Derby«, gab er zu und kniff die braunen Augen zusammen. »Aber seid doch wenigstens einmal ehrlich zu Euch selbst.« Er runzelte die Brauen. »Wann bietet sich die nächste Gelegenheit, unsere Truhen zu füllen?« Harold, der respektvoll in Cirencesters Schatten abwartete und die Szene neugierig verfolgte, verkniff sich nur mit Mühe einen erstaunten Ausruf. »Hier ist es nur unser Heer, das einen Teil des Kuchens abbekommen will«, fuhr Gloucester fort, ohne auf den verächtlichen Ausdruck auf Derbys Miene zu achten. »Aber vor Akkon zerfleischen sich bereits jetzt die Schakale.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung verabschiedete er sich und ließ den Earl of Derby stehen, der ihm kopfschüttelnd hinterherblickte. »Er hat recht«, ließ sich Cirencester vernehmen, der Derby freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte. »Dieses ganze Unternehmen soll schließlich einen gewissen Nutzen haben.« Harold schluckte den Protest, der ihm auf der Zunge lag und versuchte, die verwirrten Gedanken zu ordnen, während er Cirencester, der sich mit dieser Bemerkung verabschiedet hatte, hastig hinterhereilte.
    War es das, worum es den Vermummten in London im Endeffekt gegangen war?, fragte er sich, während er bemüht war, mit dem langbeinigen Henry of Cirencester Schritt zu halten. Um Bereicherung? Das gänzlich unritterliche Ansinnen, die eigenen Taschen zu füllen? Aber was hatte der in England zurückgebliebene Prinz John damit zu tun? Immer und immer wieder hatte Harold über die rätselhafte, von ihm belauschte Besprechung im Tower nachgedacht, war jedoch bis zum heutigen Tag zu keiner Einsicht gelangt, die ihn das Vorgefallene hätte verstehen lassen. Eines wurde ihm jedoch von Tag zu Tag klarer: Um die Befreiung der Christen und die Niederschlagung der Heiden ging es in diesem Krieg eigentlich niemandem. Alles, worauf es anzukommen schien, war der Gewinn, der zu erhoffen war. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und selbstgerechter Empörung folgte er seinem Dienstherrn in die ihnen zugewiesenen Gemächer, um ihm bei den nötigen Vorbereitungen zur Hand zu gehen. Während er Waffen und Kleidungsstücke sorgfältig in den inzwischen wind- und wettergeprüften Truhen verstaute, grübelte er über die Gefahr nach, in der Catherine und die Damen schwebten. Nachdem es allem Anschein nach das Versorgungsschiff gewesen war, das dem Ansturm der tobenden See nicht standgehalten hatte, war die erste Sorge um ihr Wohlergehen schon bald zerstreut worden. Doch was würde der selbst ernannte Kaiser von Zypern unternehmen, wenn er die Gefahr witterte, in der er schwebte? Wären die Damen dann noch sicher?
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, Mai 1191
     
    Erschöpft, aber glücklich, endlich wieder unter Christen zu sein, ließ Curd von Stauffen die Ruder des winzigen Bootes sinken, um sich von den helfenden Händen, die sich dem Templer und seiner Begleiterin entgegenstreckten, auf das sandige Ufer ziehen zu lassen. Über den Köpfen der neugierig zusammengeströmten Männer und Knaben blitzte ein Himmel, dessen Brillanz einen erbarmungslosen Kontrast zu den verbrannten Gesichtern und zumeist zerschlissenen Gewändern der Neugierigen bildete. In der Ferne verdichteten sich scheinbar harmlose Schleierwolken zu einer Wand, deren Grautöne mit der Farblosigkeit der schroffen Gebirgsgipfel zu verschmelzen schienen. Mit einer mechanischen Geste strich sich der junge Tempelritter die verklebten Locken aus der Stirn und wandte sich zu Rahel um, die etwa ein halbes Dutzend Schritte vor ihm soeben die vom Salzwasser

Weitere Kostenlose Bücher