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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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dem verheerenden Sturm gesunken waren! Wagte es doch tatsächlich auch noch dieser Wurm, seinen Vorstoß ins Heilige Land aufzuhalten! Erzürnt ballte er die Rechte zur Faust, ließ sie auf seinen Oberschenkel sausen und fluchte innerlich. »Geoffroy«, herrschte er den Knaben an, der sich inzwischen an die Launen seines Herrn gewöhnt hatte, und mit gesenktem Kopf ergeben hinter ihm her trottete. »Lass den Rat zusammenrufen.« Er hatte begonnen, mit wütend ausgreifenden Schritten die breiten Stufen in den ersten Stock zu erklimmen, sodass der Junge ihm nur mit Mühe folgen konnte. »In einer halben Stunde in der Halle!« Mit diesen Worten ließ er seinen Knappen am obersten Treppenabsatz stehen und hastete weiter, ohne auf die fragenden Blicke zu achten, welche die Umstehenden ihm hinterherschickten, kaum dass sie sich in seinem Rücken aus den tiefen Verbeugungen aufgerichtet hatten. Wenig sanft schloss er die Tür seines Gemaches hinter sich und ließ sich mit einem ungehaltenen Schnauben in einen der seidenbestickten Stühle fallen. Er musste seine Gedanken ordnen, bevor er vor den Rat trat! Auf keinen Fall wollte er eine rein emotionale Entscheidung fällen!

    *******

    Flackernder Fackelschein erhellte die Halle, in der die Earls of Pembroke, Cornwall, Essex, Derby, Gloucester, Lincoln, Oxford, Salisbury und Northumberland samt ihrer vertrautesten Ritter Platz an einer langen Tafel genommen hatten, an deren Kopfende Richard Löwenherz thronte. Die weiß verputzten Wände zierte ein auf Kopfhöhe verlaufender Mäanderfries, dessen Farbgebung an einen Sandstrand erinnerte. Leuchtendes Aquamarinblau wechselte sich mit gedecktem Ocker und dem warmen Ton von Terrakotta ab, während aufgemalte Risse dafür sorgten, dass das Ganze antik und edel wirkte. In den vier Ecken des Raumes unterbrachen dreibeinige, erkaltete Kohlebecken die Strenge der Einrichtung, da das eiserne Schmiedewerk in der Darstellung abenteuerlichster Fabeltiere die Kühle der ansonsten vorherrschenden Geometrie milderte. Die polierten Kirschholzplatten der langen Tische glänzten seidenmatt. Doch so mancher Trinkkelch hatte bereits ein stumpfes Muster aus konzentrischen Kreisen auf die dunkle Oberfläche gemalt. »Wir sollten versuchen, die Angelegenheit so diplomatisch wie möglich zu lösen«, riet William de Ferrers, der Earl of Derby, soeben, nachdem der König Vorschläge von seinen Vertrauten gefordert hatte. Die klaren Augen lagen mit einer Mischung aus Besonnenheit und Sorge auf den angespannten Zügen des Herrschers, der diese Idee mit einem leichten Schräglegen des Kopfes quittierte. »Unsinn«, brauste Essex auf, der de Ferrers mit unverhohlener Abscheu musterte. »Diese Unverschämtheit muss geahndet werden!« Sein harter Blick wanderte von Mann zu Mann und kam auf Richard zum Ruhen. »Die Insel ist reich«, fügte er mit einem gierigen Lächeln auf den schmalen Lippen hinzu. »Und viele unserer Schiffe haben den Sturm nicht überstanden.« Zustimmendes Gemurmel erhob sich. »Warum nehmen wir sie nicht ein und füllen unsere leeren Kassen?«, fragte nun auch Robert de Beaumont, der Earl of Cornwall, mit einem Straffen der breiten Schultern. »Weil wir damit den Zorn des byzantinischen Kaisers auf uns ziehen würden«, erklärte de Ferrers geduldig. »Immerhin gehört die Insel eigentlich Konstantinopel.«
    »Ach«, warf Salisbury, dessen fettes Kinn über den Kragen seines Surkots fiel, ein und fuhr sich mit der Linken über die hohe Stirn, die nur notdürftig von einer Handvoll viel zu langer, dünner Strähnen bedeckt wurde. »Warum hat sich Byzanz dann in den letzten Jahren einen Dreck um seinen Besitz geschert?«, konterte er mit einer Beifall heischenden Geste. »Weil es zu teuer wäre, die Insel zurückzuerobern!«, erklärte der Earl of Derby geduldig. »Schließlich handelt es sich bei den Bewohnern um Christen und nicht um Ungläubige.« Er hob beschwörend die Hände. »Wir können sie nicht einfach niedermetzeln.« Essex schnaubte verächtlich, sprang auf die Beine und breitete spöttisch die Arme aus. »Christen! Die einzig wahre Kirche ist die lateinische Kirche.« Seine ohnehin scharfen Züge verzogen sich zu einer verächtlichen Grimasse, bevor er angewidert ausspuckte: »Das sind doch auch schon halbe Heiden!« Voller Unbehagen folgte Harold, der mit klopfendem Herzen hinter Henry of Cirencester stand, dem weiteren Verlauf der Ratssitzung, bis Richard Löwenherz schließlich die Faust auf den Tisch donnern ließ und

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