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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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ersten Schwalben, und die mächtigen Planken der Zugbrücke ächzten altersschwach, als die beiden Reiter ihren Pferden die Sporen gaben. Gemächlich trotteten sie den gewundenen Pfad entlang, der sie von der Anhöhe in die in voller Frucht stehenden Felder führte, und ließen die Blicke über die bereits hart arbeitenden Bauern schweifen. Kräftige Männer schnitten mit langen Sensen das Korn, das von Frauen mit Kindern auf dem Rücken zu den bereitstehenden Ochsenkarren geschafft wurde, wo die Halme gekürzt und gebündelt wurden. Bevor sie eine halbe Meile weiter südlich in den Wald eintauchten, vergewisserte Harold sich noch einmal tastend, dass der kleine, prall geschnürte Beutel fest an seinem Sattelknauf befestigt war und der kostbare Brief mit dem Siegel seines Vaters sicher unter der Cotte an seiner Brust ruhte. Noch immer konnte er kaum glauben, was in den letzten Tagen geschehen war.
    Noch am vergangenen Samstag – dem Tag, an dem Guillaume ihn verraten hatte – war er felsenfest davon überzeugt gewesen, in den Augen seines alten Herrn endgültig verspielt zu haben. Er hatte bereits sein Untergewand abgestreift und Leif, dem grimmigen Waffenmeister, den Rücken geboten, als der Earl of Huntingdon in das Kellergewölbe gestürmt war und ihm befohlen hatte, sich wieder anzuziehen. Mit einer herrischen Geste hatte er den enttäuschten Leif entlassen und Harold hinauf in die Sonne gezerrt, wo er dem Jungen ernst in die blauen Augen geblickt hatte. Harold hatte dem Blick tapfer standgehalten, und nach einigen Atemzügen hatte sein Vater geseufzt und ihn in sein Jagdzimmer geführt. Dort hatte er ihm einen Brief an den König anvertraut, den er bereits vor einigen Wochen verfasst hatte, und ihm mitgeteilt, dass die Zeit gekommen war, in den Dienst eines Ritters zu treten. Die Wahl würde der König höchstpersönlich treffen, an dessen Seite der Earl selbst viele Male gekämpft hatte.
    Und nun, kaum eine Woche später, galoppierte Harold auf eine aufregende Zukunft in der Hauptstadt des Königreiches zu. Was würde ihn wohl am Hof erwarten? Welchen Herrn würde der König für ihn auswählen? Würde er der neuen Aufgabe gewachsen sein? Diese und viele andere Fragen überschlugen sich in seinem Kopf, während die beiden Reiter über den ausgedörrten Waldboden preschten. Dürre Äste brachen unter den Hufen ihrer Pferde, und über ihren Köpfen warnten Eichelhäher und Krähen die Bewohner des Waldes vor den Eindringlingen. Wenige Schritte vor ihnen brach eine Rotte Wildschweine durch das Unterholz. Aber das Glück war auf der Seite der beiden Reiter, da der mit furchterregenden Hauern bestückte Keiler sie ignorierte und seine Herde mit einem unwilligen Grunzen weitertrieb. Schwerer Harzduft lag in der Luft, da die Sommerhitze die Rinde der Kiefern und Tannen hatte aufplatzen lassen, sodass der klebrige Saft in dicken Bächen an den Stämmen hinabrann. Als sie den angenehmen Schatten des dichten Laubdaches verließen, öffnete sich das Land vor ihnen und am Horizont verschmolz das dürre Gelbgrün der Felder mit dem flimmernden Blau des Sommerhimmels. Harolds dünner Umhang, den das Wappen der Huntingdons zierte, flatterte ihm um die Schultern, und der Junge genoss trotz des überstürzten Abschieds die Unbeschwertheit des Rittes in vollen Zügen. Immer noch wollte er sich am liebsten innerlich ausschütten vor Lachen, wenn er an die Enttäuschung in Guillaumes Zügen zurückdachte, als sein Vater die Entscheidung bekanntgegeben hatte. Seine Stiefmutter hatte keine Miene verzogen, doch er war sich sicher, dass sie seinem Vater – wie jedes Mal, wenn er einen ihrer Befehle außer Kraft setzte – das Leben zur Hölle machen würde.
    Am Wegesrand flogen die ärmlichen, strohgedeckten Hütten der Landbevölkerung vorbei, während die beiden jungen Männer um die Wette galoppierten. »Lass uns eine Rast einlegen«, stieß Harold schließlich keuchend hervor. Seine Seite stach, und er hatte nagenden Hunger. »Da vorne!«, rief ihm Guy über die Schulter zu und gab seinem Tier erneut die Sporen, um als erster vor dem gemütlich wirkenden Gasthof abzusitzen. Als Harold schließlich prustend neben ihm auf dem festgetretenen Boden landete, zurrte er den Zügel an einem alten Holzbalken fest, und gemeinsam betraten die beiden Reisenden den Schankraum. Sie blinzelten, als ihre Augen versuchten, sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Doch kaum hatten sie einen freien Platz ausgemacht, ließen sie sich müde auf die

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