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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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stammelnd und zupfte unsicher an dem Ärmel ihres veilchenfarbenen Bliauds . »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.« »Nun, dann fang doch einfach am Anfang an«, riet die Königin amüsiert schmunzelnd. Und mehrere der Hofdamen, die dem jungen Mädchen bis jetzt keine Aufmerksamkeit gezollt hatten, unterbrachen ihre Gespräche und wandten sich um. Was zur Folge hatte, dass Catherine feuerrot anlief. »Vor einigen Tagen«, sagte sie zögernd und blickte Sophie Hilfe suchend an, bevor sie fortfuhr. »An dem Abend, an dem wir in London ankamen«, sie leckte sich nervös die Lippen, während ihre Hände wie von selbst den Stoff bearbeiteten. »Hat ein Mann versucht …« Ihre Stimme erstarb, als sie den wissenden Blick Aliénors auf sich ruhen sah. »Du brauchst nicht weiterreden, Kind«, winkte die Königin ab und strich sich mit einer anmutigen Geste eine nicht vorhandene Strähne aus der hohen Stirn. »Ich kann mir vorstellen, was dann passiert ist.« Sie seufzte und legte bedächtig die Fingerkuppen aneinander, bevor sie sich ein wenig vorbeugte. »Hat er dich geschändet?« Catherine erschrak bis ins Mark. »Nein! Ich konnte ihm entkommen!« »Dann danke dem Herrn!« Aliénors Augen wanderten zu Lady Alys, die beschämt den Blick auf den Schopf ihres Sohnes senkte, der immer noch selig schlief. »Denn ansonsten hätten wir dich schleunigst an den nächstbesten Ritter verheiraten müssen.« Sie ließ die Augen über Catherines Gestalt gleiten. »Und das wäre wahrlich eine Verschwendung!« Erneut errötete das junge Mädchen, bevor es hastig die Lider senkte.
    »Weißt du, mein Kind«, fuhr die Königin versonnen fort. »Es gibt eines im Leben, das du dir merken musst.« Neugierig hoben mehrere der jüngeren Hofdamen den Kopf, um ihrem Rat zu lauschen. »Fürchte dich niemals vor einem Mann.« Ihre grünen Augen funkelten kampfeslustig. »Lerne die Waffen, die dir zur Verfügung stehen, so zu nutzen, dass du ihn beherrschst.« Verwirrt runzelte Catherine die Stirn, wagte jedoch nicht nachzufragen, was die alte Dame damit meinte. Was für Waffen? »Und wenn du dich dennoch vor einem mächtigen Mann fürchtest«, Aliénor machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe sie fortfuhr. »Dann heirate ihn!« Mit diesem Rat war das Thema für die Königin erledigt, und sie entließ die verdatterte Catherine mit einer huldvollen Geste. Dann wandte sie sich einer der Ladys zu, die erst heute am Hof angekommen waren. Mit spitzen Fingern angelte sie sich eine gezuckerte Erdbeere aus der silbernen Schale, die ihr ein Page reichte, und biss herzhaft hinein. »Wie geht es Eurem Gemahl?«, hörte Catherine sie fragen, als sie sich mit brennenden Wangen wieder auf den Schemel neben Sophie fallen ließ und blind den Stickrahmen aufnahm, den sie achtlos hatte fallen lassen.
    War das alles? Interessierte es denn niemanden, wer der Kerl gewesen war? Wurde er nicht dafür bestraft, dass er die Damen am Hof belästigte? Unter gesenkten Wimpern warf sie der ebenfalls verdutzt wirkenden Freundin einen wütenden Blick zu und zischte ihr ins Ohr: »Da habe ich mich ja prächtig zur Närrin gemacht!« Immer noch starrten einige der anderen Damen sie neugierig an, und Catherine wünschte sich in eines der Mauselöcher, die das alte Bauwerk zu spicken schienen wie Speck einen Braten. »Mach dir nichts daraus«, wisperte Sophie und legte ihr die Hand auf den bebenden Rücken. »Immerhin weiß sie jetzt, dass man dich belästigt hat.« Sie lächelte unsicher. »Vielleicht kann sie dafür sorgen, dass der König seinen Männern verbietet, ihren Hofdamen nachzustellen.« Leise schimpfend führte Catherine den linken Zeigefinger an die Lippen, da sie sich gestochen hatte. »Na, da bin ich ja beruhigt«, fauchte sie, bereute ihre Heftigkeit jedoch sofort und setzte entschuldigend hinzu: »Ich werde eben in Zukunft ein wenig achtsamer sein müssen.«
     
     
    Jerusalem, Jüdisches Viertel, August 1189
     
    Mit einem erstickten Schrei fuhr Rahel aus dem Schlaf auf, als ihr beißender Qualm in die Nase stieg und ihr die Kehle zuschnürte. Sie hustete würgend und versuchte, einen tiefen Atemzug zu nehmen, um das Gefühl des Erstickens loszuwerden – was sich als Fehler herausstellte, da sie nur umso mehr rußigen Rauch in ihre Lungen sog. Feuer! Es brannte! Kaum hatte sich dieser Gedanke in den Vordergrund ihres Bewusstseins gekämpft, als er sich auch schon mit lähmender Furcht über ihren Verstand legte. Der unheilvolle Schein flackernden Feuers tanzte

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