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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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dabei belassen, so viele Reliquien als irgend möglich in unseren Besitz zu bringen«, ergriff Henry of Cirencester nach langem Schweigen schließlich das Wort. »Der Gedanke, an ein Komplott bereitet mir Kopfzerbrechen.« Mit einem verächtlichen Lachen fiel der untersetzte Cornwall ihm ins Wort. »Wozu die Skrupel?«, höhnte er. »Richard wird diesen Kreuzzug sowieso nicht überleben. Früher oder später wird er seinem eigenen übersteigerten Heldenmut zum Opfer fallen!« Cirencester zuckte die Schultern. »Ich habe nichts dagegen, dass Prinz John sich um die Konsolidierung des Machtanspruches der Plantagenets kümmert«, erwiderte er. »Doch dass er hinter dem Rücken seiner Mutter mit dem Erzbischof nach der Krone greift, das will mir nicht gefallen.« Einen Augenblick herrschte angespannte Stille. »Das ist Hochverrat!«, fügte Cirencester warnend hinzu. »Und dazu bin ich nicht bereit!«
    Während sich in den ernsten Mienen der Earls of Devon und Salisbury aufsteigender Zweifel abzeichnete, runzelten Cornwall, Essex, Littlebourne und die Männer des Erzbischofs abfällig die Brauen und tauschten vielsagende Blicke. Ungeduldig ergriff der Earl of Essex wieder das Wort: »Wir alle waren doch übereingekommen, dass dieser Kreuzzug dazu dienen sollte, unseren Einflussbereich zu erweitern.« Und unsere Truhen bis zum Platzen zu füllen, setzte er in Gedanken hinzu. »Und allem Anschein nach ist John dazu wesentlich geeigneter als Richard!« Verdrießlich fuhr er sich durch den schwarzen Schopf, der inzwischen so lang war, dass die vordersten Spitzen sich mit seinen starken Brauen vereinigten. Mit in die Hüften gestemmten Händen stapfte er ostentativ vor dem geschlossenen Eingang auf und ab und starrte die Zweifler herausfordernd an. Anscheinend hatte das Exempel, das er im Tower an diesem Weichling Arundel statuiert hatte, nicht genug Eindruck gemacht! Wenn nur der König erst tot wäre, dann würden auch die zarter Besaiteten ihre fehlgeleiteten Bedenken aufgeben und sich mit aller Kraft der gemeinsamen Sache widmen!
    »Ich schlage vor, wir warten ab, wie sich die Dinge entwickeln«, lenkte er schließlich ein, während der Plan in seinem Kopf mehr und mehr Gestalt annahm. »Wenn Richard diesen Krieg gewinnen sollte, dann können wir Prinz John immer noch fallen lassen«, erklärte er ruhig. »Aber es schadet nichts, zwei Eisen im Feuer zu haben.« Mit diesen Worten entließ er die Versammlung, hielt jedoch Littlebourne am Ellenbogen zurück, als auch dieser den Kopf durch die zurückgeschlagene Leinwand ducken wollte. »Ihr nicht«, befahl er knapp und blickte den schnell in der Dunkelheit verschwindenden Kriegern nach, bis die Nacht sie verschluckt hatte. »Übergebt dem Mann, der sich morgen bei Sonnenaufgang an der höchsten Palme am östlichen Ende der Landzunge einfindet, diese Nachricht«, verkündete er und reichte Littlebourne eine Pergamentrolle, die keinerlei Siegel trug. Mit bemerkenswertem Spürsinn hatte ihn der moslemische Spion als einen potenziellen Verbündeten erkannt und ihn vor zwei Nächten mit gespenstischer Lautlosigkeit in seinem Zelt aufgesucht. Als Essex beim Kontakt der tödlichen Klinge mit seiner Kehle aus dem Schlaf gefahren war, hatte ihm der Assassine ein Angebot unterbreitet, das er nicht hatte abschlagen können. Im Austausch gegen seine Leistungen bot Salah ad-Din ihm und seinen Männern ein Drittel der Beute, die anfallen würde, wenn die Sarazenen nach Niederschlagung der christlichen Armee die Gefangenen in Lösegeld verwandeln würden. Wer konnte so einen Vorschlag ablehnen!
    Nachdem auch Littlebourne in den Tiefen des Lagers verschwunden war, schlang Essex den Umhang enger um die Schultern und wanderte grübelnd durch die engen Gassen, welche die in Reih und Glied errichteten Zelte miteinander verbanden. Als er nach einigen Minuten des ziellosen Umherstreifens im innersten Ring angekommen war, ließ ihn eine Bewegung innehalten, die er nur durch Zufall aus dem Augenwinkel wahrnahm. Hastig verbarg er sich unter einem der Baldachine und kniff die Augen zusammen. Doch was er erblickte, als sich eine schlanke Gestalt von der hellen Leinwand löste, ließ ihn vor Wut und Hass beinahe zurücktaumeln. Nach einem letzten flüchtigen Kuss huschte sein ehemaliger Knappe, Harold of Huntingdon, in Richtung seiner eigenen Unterkunft davon, während die Hände des von Essex schmerzhaft begehrten Mädchens die Riemen hinter ihm schlossen. Und obwohl ihm Zorn und aufwallende

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