Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
Leidenschaft beinahe die Sinne raubten, wusste er auf einmal, wie sich all seine Probleme gleichzeitig aus der Welt schaffen ließen. Nicht nur würde er sich des Nebenbuhlers entledigen, sondern auch seines lästig werdenden Dienstherrn Cirencester! Und als Dreingabe würde er die Hand der Frau an sich reißen, die er mit jedem Tag mehr zu besitzen begehrte. Leise lachend trat er zurück in den Korridor zwischen den Zelten und schlenderte zu seinem eigenen Lagerplatz.

    *******

    Mit vor Hochstimmung hüpfendem Herzen kehrte Harold in Cirencesters Vorzelt zurück, in dem er sein bescheidenes Lager aufgeschlagen hatte. Sein Dienstherr schien Besuch zu haben, da aus dem geschlossenen Inneren tiefe, aufgebrachte Stimmen an das Ohr des Knaben drangen. Was ihn jedoch nicht weiter störte, da er – um nicht zum unfreiwilligen Lauscher zu werden – kurzerhand ein Surkot über die dünne Cotte streifte und sich zu einem Erkundungsgang durch das bunt zusammengewürfelte Lager aufmachte. Wie anders als das Erlebnis mit der Magd seines Vaters die vergangenen Stunden mit Catherine gewesen waren! Wenngleich ein ähnlich mächtiges, nicht zu kontrollierendes Gefühl von ihm Besitz ergriffen hatte, als er die Wärme ihres weichen Körpers auf der Haut gespürt hatte, war ihm der Akt dieses Mal nicht im Entferntesten tierisch oder entwürdigend vorgekommen. Als ein flüchtiger Moment der Scham gedroht hatte, ihm den Atem zu rauben, hatte Catherine ihn kurzerhand an ihre Brust gedrückt und ihn zärtlich geküsst. Wie wundervoll sie war! Er seufzte und wandte sich nach Norden, wo sich die makellosen Spitzen der Zelte der Tempelritter mit dem hellen Sand des Strandes zu vereinigen schienen. So viele Nationen hatten sich vor Akkon eingefunden und doch war es dem Christenheer bisher nicht gelungen, diese Stadt einzunehmen. Mit Ungeduld und einem Hauch Furcht brannte Harold darauf, auf die starken Mauern zuzupreschen und sie gemeinsam mit den anderen Kriegern niederzureißen, um danach auch die Heilige Stadt aus den Klauen der Ungläubigen zu befreien. Je tiefer er in die Mitte der Landzunge vordrang, desto stärker wurde der Gestank der Fäulnis und der Krankheit, der unter den Engländern bisher noch nicht hatte Fuß fassen können. Gerüchten zufolge litten sowohl Philipp von Frankreich als auch der Herzog von Österreich an der Ruhr. Und in der Nähe des Lazaretts hatte sich eine Seuche ausgebreitet, die einige Tage lang für kopflose Panik gesorgt hatte, da die Erkrankten ähnliche Symptome zeigten wie die Opfer der tödlichen Beulenpest. Als sein Fuß den Schwanz einer Ratte traf, die sich über einen Haufen verfaulender Essensreste hermachte, beschloss Harold schaudernd, den Rückweg anzutreten und auf eine möglichst schnelle Eroberung der Stadt zu hoffen.

    *******

    Hinter den von den Christen aufgeworfenen Erdwällen huschte ein zufriedenes Lächeln über die Züge des Sultans, der ganz ähnliche Gedanken hegte wie Harold of Huntingdon. Allerdings spielte der englische König in dem von ihm ersonnenen Szenario alles andere als die Rolle des heldenhaften Befreiers der Stadt Jerusalem! »Ich frage mich jedes Mal, wie Ihr die geeigneten Männer so schnell erkennt.« Salah ad-Dins graue Augen ruhten anerkennend auf dem Anführer der Hashshashin – der Assassinen – der mit demütigem Dank den Becher Wein entgegennahm, den al-Adil ihm reichte. Zum wiederholten Mal bewunderte der Bruder des Sultans, der vor einer Woche wieder zu den Streitkräften vor Akkon gestoßen war, die Geschmeidigkeit der Bewegungen des gedungenen Mörders. Dieser nahm die Einladung, mit gekreuzten Beinen auf einem der kostbaren Kissen Platz zu nehmen, dankbar an, trank durstig und winkte bescheiden ab. »Es ist die Art und Weise, wie sie bei jeder Gelegenheit ihre Macht demonstrieren«, ließ er die Brüder mit einem Lächeln wissen, das eine Spur selbstgefällig wirkte. »Diese Männer würden für die Aussicht auf noch mehr Macht selbst ihre eigene Brut töten.« Salah ad-Din unterdrückte ein angewidertes Schaudern. Egal, wie sehr er sich bemühte, er konnte die Abneigung, die er gegen die mächtige Sekte der Assassinen hegte, nicht verleugnen, da die Art und Weise, wie diese lautlosen Kämpfer Probleme lösten, seiner Auffassung von Ehre vollkommen zuwiderlief. Und doch hatte er in der verfahrenen Lage, in der er sich augenblicklich befand, keine andere Wahl! Ohne Verstärkung würde die Garnison in der belagerten Stadt keine vierzehn Tage mehr

Weitere Kostenlose Bücher