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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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standhalten. Nachdem sich mit der Ankunft des englischen Königs das Blatt endgültig zugunsten der Belagerer gewendet hatte, würde er auf wirksamere Mittel zurückgreifen müssen als die lächerlich flammenden Aufrufe, die sein Propagandist erneut in alle Himmelsrichtungen hatte verschicken lassen. Mit jedem Tag verstärkte sich seine Hoffnung, dass der Tod des tapferen, streitlustigen Löwenherz ähnlich katastrophale Auswirkungen haben würde wie das Dahinscheiden des Deutschen Kaisers.
     
     
    Vor den Stadttoren Akkons, 11. Juli 1191
     
    Züngelnd loderten die Flammen, die an den das Mauerwerk der Stadt stützenden Pfosten fraßen, in den von Staub und Qualm verdunkelten Himmel. Während die Mineure, die in den vergangenen Tagen die Steine unterhöhlt hatten, die letzten Brände bis direkt an die Hafenbefestigungen legten, schlugen in gefährlicher Nähe der Schildträger Katapultgeschosse ein und rissen unzählige Sarazenen in die Tiefe. Wie Regen prasselten die Pfeile der Bogenschützen, die den schützenden Pavesen in unmittelbarem Abstand folgten, auf die geschwächten und ausgezehrten Verteidiger nieder, welche ohne Erfolg versuchten, die Vielzahl der Brandherde innerhalb des gewaltigen Verteidigungsringes unter Kontrolle zu bringen. Als eine weitere Welle von hoffnungstrunkenen Angreifern auf die geschwächte Stadt zuströmte, griff im Inneren der Ringwälle Panik um sich. Vergebens hatten die Einwohner vor vier Tagen Salah ad-Din um Unterstützung gebeten, da ihnen ansonsten nichts als die Kapitulation blieb. Nachdem der Sultan sein Wort gegeben hatte, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um die drohende Niederlage abzuwenden, hatte der Statthalter die Boten, die er zu Richard Löwenherz hatte senden wollen, zurückgehalten. Was ein Fehler gewesen war, wie sich an dem für die Mauren immer katastrophaler werdenden Schlachtverlauf ablesen ließ. Mit dem Mut der Verzweiflung stießen die Belagerten immer und immer wieder die Sturmleitern um, die sich überall an den rußgeschwärzten Steinquadern in die Höhe schoben. Doch obgleich die gestürzten Männer mit zerschmetterten Gliedern liegen blieben, um von ihren wütenden Kameraden niedergetrampelt zu werden, riss der Strom der Angreifer nicht ab.
    »Den Schild!«, brüllte Henry of Cirencester dem neben ihm galoppierenden Harold zu, der im Eifer des Gefechtes die Grundregeln des Kampfes vergessen zu haben schien. Da seine Stute in dem dichten Gedränge scheute, hatte der Knabe alle Hände voll zu tun, sie unter Kontrolle zu halten. Dicht vor ihm ritten der Earl of Derby und Cirencesters Dienstherr, der Earl of Gloucester, dessen Helmschmuck heftig auf und ab wippte. Kaum hatte die Kavallerie die Tore erreicht, verfehlte der tückische Hieb eines der aus der Stadt stürmenden Sarazenen den Knaben nur um Haaresbreite, und er wäre vor Schreck beinahe vom Pferd gefallen. Mit einem Ruck senkte er die Lanze, um den Mauren aufzuspießen, stach jedoch daneben, als er sah, wie der Earl of Derby – Catherines Vater – mit einem Griff an die Kehle zu Boden ging. Entsetzt verfolgte Harold den Fall des Getroffenen, aus dessen durchbohrtem Hals ein beinahe armdicker Blutstrahl quoll, und wirbelte – einem Instinkt folgend – im Sattel herum. Ehe er begriff, was ihn dazu veranlasst hatte, sich umzublicken, erkannte er mit heißem Schrecken, dass der tödliche Pfeil von der Sehne eines Engländers geschnellt sein musste. Denn wäre William de Ferrers von einem der feindlichen Geschosse gefällt worden, dann hätte der bunt befiederte Bolzen ihn nicht von hinten getroffen. Das empörte Wiehern eines Pferdes ließ seine Aufmerksamkeit jedoch augenblicklich zu der um ihn herum tobenden Schlacht und zwei blutüberströmten Sarazenen zurückkehren, die sich todesmutig auf die Berittenen stürzten, nur um kurz darauf enthauptet unter den Hufen der Schlachtrösser zu verschwinden. Mit einem mächtigen Hieb trennte Harold den Arm vom Rumpf eines graubärtigen Verteidigers, als dieser ihn mit einer beängstigend schnellen Kombination aus Schwertstreichen angriff. Wo hatte er die Befiederung nur schon einmal gesehen? Der Gedanke schien sich wie Stachel in seinen Verstand zu bohren, während sein Arm wie von selbst arbeitete, ohne dass sich die gewünschte Antwort finden ließ. »Weiter!«, donnerte Löwenherz, der die Berittenen mit der ihm eigenen Tollkühnheit anführte, und preschte, ohne auf die Fußsoldaten zu achten, weiter auf die Tore der Stadt

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