Schwerter und Rosen
zu.
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»Nein!« Während am anderen Ende des Schlachtfeldes die um den englischen König versammelten Streiter ein Blutbad unter den Gegnern anrichteten, kniete Curd von Stauffen in der Nähe der Wallgräben der christlichen Verschanzung über dem gefallenen Onkel seiner Gemahlin, in dessen Brustpanzer eine abgebrochene Klinge steckte. Mit zitternden Händen zog der Templer den Stahl aus der Wunde. Doch in dem Moment, in dem er den hastig von den Schultern gerissenen Umhang auf den klaffenden Schnitt in der Brust des deutschen Ritters presste, brachen dessen Augen. »Bleibt bei uns«, flehte Curd. Aber die Flamme des Lebens war bereits erloschen, der ehemals mächtige Schwertarm erschlafft. Seit der Hochzeit mit Rahel war der stämmige Fulko von Filnek zu einem unentbehrlichen Freund und Berater des jungen Paares geworden, dessen Zukunft vom Ausgang dieses Krieges abhing. Da Curds verstorbener Vater außer den inzwischen vom Feind eroberten Burgen in Palästina kein Land mehr besaß, hatte der junge Ritter beschlossen, sich in die Dienste des neuen Deutschen Kaisers, Heinrich VI., zu begeben, sobald die Heilige Stadt wieder in den Händen der Christen war und Rahel die Gelegenheit gehabt hatte, sich von ihrem Ziehvater zu verabschieden. Eigentlich hätte er beim Tod des kinderlosen Fulko Hochstimmung empfinden müssen, da seiner Nichte somit die reichen Besitzungen am Rhein zufielen. Doch Curd hatte sich zu sehr mit dem Ritter angefreundet, als dass ihn dessen Tod ungerührt lassen konnte.
Als sich neben ihm eine geschleuderte Lanze in den aufgewühlten Sand grub, sprang er mit einem Wutschrei auf die Beine und fuhr wie ein Gottesgericht zwischen die sich erfolglos zur Wehr setzenden Syrer und Ägypter, die erst vor wenigen Tagen zu Salah ad-Dins Truppen gestoßen waren. Weit hinten am Horizont sah er al-Adil auf einem feurigen Schimmelhengst auf den rechten Flügel der Angreifer zupreschen. Aber da in der gegenwärtigen Schlachtsituation keine Gefahr einer Begegnung bestand, wandte er hastig den Blick von der imposanten Gestalt ab und trieb mit einem Fluch auf den Lippen dem Angreifer zu seiner Rechten die Klinge in den Unterleib. Das Geschrei der schlachtenden Männer und der Klang von aufeinanderprallendem Eisen waren so gewaltig, dass sich die in den Wipfeln der Bäume nistenden Vögel mit empörtem Gekreische in die Luft erhoben, um über dem tobenden Gewimmel ihre Kreise zu ziehen. Was für ein Festmahl für die Aasfresser, schoss es Curd durch den Kopf, während die ersten Sarazenen verzweifelt den Rückzug antraten. Überall um ihn herum schlugen die habgierigen Söldner den Toten und Verwundeten Hände und Köpfe ab, um selbst die kleinsten Kostbarkeiten aus den blutigen Fetzen zu reißen und an sich zu nehmen. »Flieht nur, Ihr Waschweiber!«, schleuderte Konrad von Montferrat den Angreifern hinterher, die sich unter riesigen Verlusten aus dem Herzen der Schlacht zurückzogen. Und auch wenn Curd nichts als Verachtung für den aalglatten Opportunisten empfand, der auf Begehr Philipps von Frankreich nach Akkon zurückgekehrt war, um seinen Anspruch auf den Königstitel zu verteidigen, musste er doch wider Willen zugeben, dass er sich in diesem Kampf hervorgetan hatte. Zwar hatte Curd selbst mehr als zwei Dutzend Sarazenen erschlagen, doch an diesem Tag stand Konrad ihm in nichts nach. »Wir brechen ab!« Da nur noch eine Handvoll Schwerverwundeter jenseits der Verteidigungslinien ihr Leben aushauchte, ließ Konrad zum Rückzug blasen, und trabte am Kopf der siegreichen Abteilung zurück in das überfüllte Heerlager.
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Entsetzt von dem Ausgang der Schlacht hatte Salah ad-Din sofort nach seiner Rückkehr ins Lager der Sarazenen den von ihm beauftragten Mörder zu sich rufen lassen, um die überschäumende Wut an dem dunkelhäutigen Mann auszulassen. »Warum ist er noch am Leben?«, erboste sich der Sultan und starrte auf den am Boden kauernden Assassinenführer hinab, dessen Augen bescheiden die blutigen Stiefel des mächtigen Herrschers suchten. Die kunstvoll geschleuderten Dolche der Meuchelmörder hatten einen nicht unerheblichen Zoll an christlichem Leben gefordert. Aber nachdem der lange Tag gezeigt hatte, dass die moslemischen Truppen keine Chance mehr gegen die Christen haben würden, kochte der lange zurückgehaltene Zorn des Sultans über. »Das Gift wird zu dieser Stunde verabreicht, Gebieter«, murmelte der schwarz Gekleidete und bemühte sich, seiner Stimme so viel Zuversicht
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