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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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des kostbaren Schwertes mit so viel Kraft, dass die Knöchel weiß hervortraten. Und in den tiefblauen Augen, die wie Rheinkiesel in dem faltigen Gesicht glitzerten, glomm kalter Hass. Schwer atmend stützte er sich auf dem mit Schnitzereien verzierten Tisch ab, der den Großteil des Raumes einnahm, und drosch die Faust auf die Platte. Nach einer kurzen, aber heftigen Schlacht vor Philippopel, in der das byzantinische Heer sang- und klanglos an der deutschen Übermacht gescheitert war, hatte der rüstige Deutsche Kaiser einen Großteil seiner Streitmacht hundert Kilometer weiter südöstlich nach Adrianopel verlagern und das Winterlager errichten lassen. Da allerdings trotz neuerlicher Versprechungen aus Konstantinopel nach wie vor keine Lebensmittel eingetroffen waren, hatte er Befehl gegeben, die weitere Umgebung der Stadt ausplündern und dem Erdboden gleichmachen zu lassen. Erst am vergangenen Abend war Ansbert von der blutigen Eroberung der Stadt Dimotika zurückgekehrt, bei der Hunderte von Griechen ihr Ende gefunden hatten. »Sieh zu, dass du den Bericht fertigstellst!«, herrschte Barbarossa den über ein Pergament gebeugten Ansbert an, der ihm am liebsten geraten hätte, sich seiner Gesundheit wegen nicht so sehr aufzuregen. »Wie weit bist du?« Ungeduldig riss der Kaiser ihm das Schriftstück unter der Feder weg und überflog die Worte.

    » Als sich die Einwohner der Stadt weigerten, ihre Vorräte herauszugeben, ließ der Herzog von Schwaben voller Zorn die Seinigen zu den Waffen greifen, unternahm in der neunten Stunde des Tages einen Sturm auf die Stadt und errang einen so schnellen Sieg, dass er gegen Abend nach der Eroberung der Stadt fast alle Einwohner getötet hatte …«

    »Sobald du fertig bist, kannst du einen Brief an diesen Verräter Isaak aufsetzen, der ihn wissen lässt, dass er mit seinem Widerstand nichts weiter erreicht hat, als dass wir nun wirklich das tun werden, was er befürchtet hat!« Ein entschlossener Zug um die blutleeren Lippen ließ Ansbert erahnen, wie ernst es dem Kaiser war. »Sobald der Winter vorbei ist, ziehen wir auf Konstantinopel!« Nur mühsam verkniff Ansbert sich ein Seufzen. Wie weit wollte Barbarossa diesen Wahnsinn noch treiben?, fragte er sich, während er sich gehorsam zurück über das Schriftstück beugte. Als das Knallen der Tür verriet, dass der Kaiser den Raum verlassen hatte, hob er vorsichtig den Kopf, um sicherzugehen, dass er allein war. Dann schob er Tintenfass und Pergament von sich und trat an das knisternde Feuer, um sich die steifen Hände zu wärmen. Er würde die Fertigstellung des Berichtes so lange wie möglich hinauszögern. Wenn er ein wenig trödelte, verrauchte der Zorn seines Herrn vielleicht genauso schnell wieder, wie er über ihn gekommen war, und er würde sich daran erinnern, wozu der Kopf auf seinen Schultern da war. Die Respektlosigkeit seiner Überlegungen ließ Ansbert einige Zoll kleiner werden. Dem Himmel sei Dank, dass niemand Gedanken lesen kann!, dachte er schuldbewusst und ging in die Knie, um mehr von dem Feuer zu haben. Seit Tagen regnete es ohne Unterlass, und allmählich begannen seine Gelenke zu schmerzen.
    Während er in die tanzenden Flammen starrte, grübelte er darüber nach, wie Barbarossa zur Vernunft gebracht werden konnte. Ganz egal, wie oft Kaiser Isaak von Konstantinopel sein Wort gebrochen und sich gegen die Deutschen gewandt hatte. Es war reiner Wahnsinn, dermaßen weit vom Weg abzukommen und Konstantinopel zum Ziel des Kreuzzuges zu machen, anstatt wie geplant gegen Jerusalem zu ziehen! Als ihn laute Stimmen vor der Tür fürchten ließen, dass Barbarossa bereits wieder zurückkehrte, sprang er hastig auf und warf sich auf den harten Stuhl. Dann griff er nach dem Gänsekiel und fuhr mit der vernachlässigten Aufgabe fort. Sicherlich würden die Söhne des Kaisers ihren Vater von unüberlegten Schritten abhalten. Denn ansonsten fürchtete er ernsthaft um den Ausgang dieses Unternehmens.
     
     
    London, White Tower, November 1189
     
    Freudlos legte Catherine das letzte ihrer Gewänder in die eisenbeschlagene Kirschholztruhe und schloss den Deckel. Neben der schweren Kiste stapelten sich drei kleinere Behältnisse, die ihren Schmuck, ihre Schuhe und ihre Cremetiegel enthielten. Neben all ihren Bliauds würden zwei ihrer liebsten Mäntel aus flandrischem Tuch mit auf die Reise gehen, begleitet von Schapeln , Gebenden, Schleiern und der von ihrer Mutter geerbten Lockenschere, welche diese ihr vermacht

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