Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
herausgezogen zu werden.
    »Also?« Die Prinzessin trat erneut näher und betrachtete die Wunde, welche der Stahl gerissen hatte, mit einer Mischung aus Ekel und Faszination. »Ihr habt den Großwesir gehört.« Mit wimmernden Lauten, die an ein gemartertes Tier erinnerten, stieß der vor Schmerzen sabbernde Gefangene hervor: »Niemand! Oh bitte, glaubt mir doch!« Kopfschüttelnd trat sie daraufhin ein weiteres Mal zur Seite, um dem zweiten Überredungsversuch mit mehr Interesse zu folgen. Als das kehlige Gebrüll in heiseres Schluchzen überging, zog sie ein mit Perlen besticktes Tüchlein hervor und tupfte dem Gemarterten, zwischen dessen Beinen sich inzwischen eine Lache aus Blut, Urin und Kot gebildet hatte, den Schweiß von der Tonsur. »Nun ist es Euch doch sicherlich wieder eingefallen«, flötete sie mit einem zuckersüßen Lächeln auf den dunklen Zügen. »Oder?« Mit einer lässigen Handbewegung gab sie dem narbigen Schergen ein Zeichen, woraufhin dieser erneut an den Aufgehängten herantrat – dieses Mal mit einem dornengespickten Gerät, das einem Pferdepenis glich. »Oh mein Gott«, hauchte der Gefangene tonlos und verlor erneut die Kontrolle über seine Blase. »Ich sage doch die Wahrheit«, blubberte er, während ihm der Speichel das Kinn hinabrann. »Außer mir weiß nur noch der Templer von dem Auftrag.« Erschrecken schlich sich in seine Augen, als er das triumphierende Funkeln in Shahzadis Blick als das erkannte, was es war. »Aber er hat sich geweigert«, stöhnte er und wand sich aus der Reichweite des Folterinstrumentes. »Versichere dich, dass das die Wahrheit ist«, befahl Shahzadi und machte auf dem Absatz kehrt, um die Treppe hinauf in den weitläufigen Hof der Zitadelle zu eilen, in dem trotz der fortgeschrittenen Stunde noch geschäftiges Treiben herrschte. Der Tempelritter also, dachte sie grimmig. Wie oft hatte sie Salah ad-Din davor gewarnt, diese Natter an seinem Busen zu dulden. Die übrigen Christen waren im Christlichen Viertel der Stadt sicher verwahrt und bewacht, wohingegen der gefangene Templer sich auf Befehl ihres Bruders unbehelligt in der gesamten Stadt bewegen konnte. Aus welchem Grund auch immer er den jungen Mann begnadigt hatte, sie würde in Zukunft ein Auge auf ihn werfen, das war sicher!
     
     
    Nahe der anatolischen Hochebene, Mai 1190
     
    »Ich wünschte, ich hätte mich nie zu diesem Wahnsinn überreden lassen«, stöhnte Ansbert, dessen ehemals dunkelbraune Kutte inzwischen grau von Staub und Schmutz war. Vor dem meilenlangen Zug aus Kreuzrittern ragten in der erbarmungslosen Hitze flimmernd die Ehrfurcht gebietenden Steilhänge eines schroffen Gebirges auf, dessen Anblick den jungen Chronisten mit Furcht und bösen Vorahnungen erfüllte. Winzig klein schlängelte sich ein tückischer Pfad durch die steil abfallenden Felsen. Und als sein Wallach den ersten Huf auf den mit grobem Geröll bedeckten Weg setzte, beschlich Ansbert ein ungutes Gefühl. Arnfried von Hilgartsberg und Friedrich von Hausen, die in den vergangenen Wochen zu unzertrennlichen Waffengefährten geworden waren, trabten nur wenige Steinwürfe vor ihm. Doch da Ansbert selbst nicht dem kämpfenden Teil des Heeres angehörte, hatte er es vorgezogen, nicht an vorderster Front zu reiten. Unheil verkündend zogen Geier und Adler ihre Kreise hoch über den abweisenden Gipfeln, und wäre Ansbert abergläubisch gewesen, hätte er die keine hundert Fuß vor ihnen aufragende, einer Teufelsfratze ähnelnde Klippe für ein schlechtes Omen gehalten. Gerade wollte er den Gedanken verscheuchen, als ihn ein gellender Schrei aufschrecken ließ.
    »Nehmt Euch in Acht!« Die Warnung kam einen Wimpernschlag zu spät. Und bevor die Männer an der Spitze des Zuges reagieren konnten, stürzten aus schwindelerregender Höhe mit Steinen gefüllte Wagen auf sie herab, die über einhundert der Vorüberziehenden unter sich begruben. Zerfetzte Pferde- und Menschenleiber wurden über den steilen Wegesrand geschleudert, und wer nicht sofort tot war, den tötete der Aufprall auf dem Boden der Schlucht. Innerhalb weniger Sekunden erlangten die überraschten Ritter jedoch die Fassung wieder, legten Bogen und Armbrüste an und rissen die im Hinterhalt liegenden Turkmenen mit gezielten Pfeilschüssen in die Tiefe. »Meine Güte«, knurrte Friedrich von Hausen, dessen flammend rotes Haar in der sengenden Sonne leuchtete. »Wie die Schakale!« Nachdem die gefallenen Kameraden, um den Weg freizumachen, kurzerhand in den gähnenden

Weitere Kostenlose Bücher