Schwerter und Rosen
Bäumen versank. Angeekelt und beklommen zugleich erhob sich der junge Mann und floh vor dem Geschrei ins Innere des Lagers.
Die Anstrengungen des Tages hatten ihren Zoll gefordert, und irgendwann schlief Harold trotz der Aufregung, die im Lager herrschte, auf seinem inzwischen nicht mehr besonders frischen Strohlager im Vorzelt des Earls ein. Wirre Bilder jagten durch seine unruhigen Träume, in denen sich die Gesichter der ins Lager getriebenen Bauernmägde mit den Zügen der Hofdamen und Knappen vermischten, als ihn aufgekratztes Gegröle auffahren ließ. Mit einem Ruck war er hellwach, setzte sich auf und lauschte regungslos in die nicht besonders stille Nacht, die von einer Vielzahl von Feuern erhellt wurde. Überall zechten und soffen die gelangweilten Soldaten – erbost darüber, dass nur derjenige in den Genuss einer der Frauen kam, der den horrenden Preis ihrer Häscher bezahlen konnte. Auch aus dem Innern seiner eigenen Unterkunft drang abgehacktes Gekeuche. Als Harold etwas näher an die heruntergelassene Leinwand kroch und die Ohren spitzte, konnte er ein dumpfes Klatschen und das leise Weinen eines Mädchens hören. Angewidert erhob er sich und trat gähnend in die laue Nacht hinaus.
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Gierig umschlossen Essex’ Hände die schweren Brüste des schluchzenden Mädchens, das er vor sich auf die Knie gezwungen hatte. Trotz ihrer Jugend verrieten die großen Brustwarzen und der schlaffe Bauch, dass sie bereits ein Kind ausgetragen haben musste, weshalb er das Getue nicht verstehen konnte, und ärgerlich noch härter in sie drang. Er stöhnte, als seine Bewegungen immer schneller wurden und er das Prickeln der Lust und des Schweißes auf seiner Haut spürte, bevor er sich mit einem tierischen Laut in sie ergoss. Ihr Weinen war im Verlauf des Aktes leiser geworden, und als er sich schließlich schwer auf sie stützte, um Atem zu schöpfen, kam nur noch ein schwaches Wimmern über ihre aufgeplatzten Lippen. »Gar nicht schlecht«, stellte er immer noch kurzatmig fest und stieß sie von sich, um Cotte und Surkot über seine Blöße fallen zu lassen, sich zu erheben und mit verschwitztem Gesicht vor das Zelt zu treten. »John!«, brüllte er heiser in die Dunkelheit, nachdem er mit einem Seitenblick gleichgültig festgestellt hatte, dass das Lager seines Knappen leer war. »John!« Nach kurzer Aufregung vor einem der Zelte, in dem sich einige der Männer versammelt hatten, um zu würfeln, löste sich die breite Gestalt Littlebournes aus der Menge und trat durch die von Feuern und Fackeln erhellte Dunkelheit auf Essex zu. »Ich bin fertig«, brummte sein Dienstherr. »Ihr könnt sie haben.« Mit einem lüsternen Grinsen folgte der Ritter seinem Herrn ins Innere der Unterkunft und glotzte die blonde Magd, die sich inzwischen wieder das zerschlissene Kleid über den Kopf gezogen hatte, wortlos an. »Nehmt sie mit!«, befahl Essex, trat auf das Bauernmädchen zu und zog es grob auf die Beine. »Wenn Ihr Euch Freunde machen wollt, könnt Ihr sie ja weiterreichen.« Mit diesen Worten entließ er den stiernackigen Ritter, der die Magd hart am Handgelenk packte und hinter den nächsten Busch stieß.
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Voller Abscheu hatte Harold die Szene beobachtet und einen Entschluss gefasst. Während zu seiner Rechten ein Schlag durch die Nacht hallte, kroch er mucksmäuschenstill in dieselbe Richtung, die auch der Ritter des Earls eingeschlagen hatte, und verbarg sich im Schatten einer Pappel. »Hör’ auf damit!«, zischte soeben ein erboster John of Littlebourne, der alle Hände damit zu tun haben schien, das wild um sich tretende Mädchen zu bändigen. Erneut schlug er sie hart ins Gesicht, wobei er sich dieses Mal allerdings nicht die Mühe machte, die Faust zu öffnen. Mit einem dumpfen Geräusch, das Harold einen Schauer über den Rücken jagte, fiel der Körper der Magd zu Boden. Aber gerade als der Ritter sich über sie beugen wollte, nutzte Harold den Augenblick der Unachtsamkeit und rammte ihm von hinten mit aller Macht einen hastig aufgelesenen Prügel in den Rücken. Mit einem überraschten Aufschrei verlor der Getroffene das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in den nur einige Schritte entfernten Bach.
»Schnell!«, drängte Harold, der sich bewusst war, dass es nur wenige Augenblicke dauern würde, bis Littlebourne wieder auf den Beinen stünde, um ihnen wutentbrannt nachzusetzen. Er griff nach der Hand des verdatterten Mädchens und zog sie die flache Böschung hinauf, um im Schutz der
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