Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Schrei aus dem nächsten Raum – ein Schrei, der plötzlich abbrach, gefolgt von einem kurzen ekligen Geräusch, das die beiden Männer zusammenfahren ließ. Und wieder herrschte absolute Stille.
    Fafhrd und der Mausling blickten sich in unverhohlenem Staunen an – nicht so sehr wegen des eben Gehörten, sondern weil, fast im Augenblick der Erschütterung, die Angst von ihnen gewichen war. Sie rissen ihre Schwerter heraus und eilten durch die Tür.
    Der nächste Raum unterschied sich in nichts vom anderen Teil der Kuppel, außer daß es hier drei Fenster gab, von denen eines nahe dem Boden lag. Auch gab es nur eine Tür – die, durch die sie eben gekommen waren. Der Rest bestand aus dichtgefügtem Mauerwerk – Fußboden, Wände und eingewölbte Decke.
    In der Nähe der dicken Mittelwand, die die Kuppel teilte, lag der Heilige. ›Lag‹ war vielleicht nicht das richtige Wort. Seine linke Schulter und die Brust waren gegen den Boden gequetscht. Er lebte nicht mehr. Blutlachen umgaben ihn.
    Fafhrd und der Graue Mausling sahen sich hastig nach einem anderen Lebewesen um und fanden nichts – nicht einmal eine Mücke in den Staubschleiern, die in den schmalen Lichtkegeln der Fenster wirbelten. Ihre Phantasie suchte in aller Hast nach einem Wesen, das einen solchen Hieb austeilen und dann durch eine der drei winzigen Fensteröffnungen verschwinden konnte. Vergeblich.
    In der Mauer unweit des Toten war ein Stein von etwa zwei Fuß Kantenlänge zu sehen, der ein wenig hervorstand. In antiken lankhmarischen Lettern stand darauf: »Hier ruht der Schatz Urgaans von Angarngi.«
    Dieser Anblick war wie ein Schlag ins Gesicht. Die beiden Abenteurer sahen sich an. Ihr Fund mobilisierte nun das letzte Quentchen Eigensinn und Entschlossenheit, das bisher noch geschlummert hatte. Was machte es schon, daß ein alter Mann erschlagen neben dem Stein lag? Sie hatten ihre Schwerter! Was machte es, daß die Existenz des gefährlichen Wächters hier im Schatzhaus nun erwiesen war? Sie konnten schon auf sich aufpassen! Sollten sie etwa davonlaufen und den Stein unangetastet lassen – diesen Stein mit seiner provokativen Inschrift? Nein, bei Kos und Behemoth! Da wollten sie eher in Nehwons Hölle einfahren!
    Fafhrd rannte los, um die Spitzhacke und die anderen großen Werkzeuge zu holen, die dort, wo Lord Rannarsh seinen ersten Dolch geworfen hatte, hingeworfen lagen. Der Mausling sah sich den hervorspringenden Stein genauer an.
    Die Fugen ringsum waren ziemlich breit und mit einer dunklen teerartigen Masse angefüllt. Als er mit dem Schwertknauf darauf klopfte, klang es hohl. Er rechnete aus, daß die Wand an dieser Stelle etwa sechs Fuß dick sein mußte – und somit einem beträchtlichen Hohlraum Platz bot. Versuchsweise klopfte er zu beiden Seiten an der Wand entlang, doch das hohle Geräusch ließ sehr schnell nach. Offensichtlich war die Höhlung nicht sehr breit. Er bemerkte, daß die Fugen zwischen den anderen Steinen sehr dünn waren und keinerlei Bindesubstanz zu enthalten schienen. Er konnte eigentlich nicht sicher sein, daß diese anderen Fugen nicht nur vorgetäuscht waren – bloße Oberflächeneinschnitte in einer gewaltigen Felsmauer. Doch das erschien ihm kaum möglich. Er hörte Fafhrd zurückkommen, setzte seine Untersuchung jedoch fort.
    Der Mausling war in einer seltsamen Stimmung. Grimmige Entschlossenheit überschattete alle anderen Gefühle – die Entschlossenheit, den Schatz in seinen Besitz zu bringen. Das unerklärliche Nachlassen seiner Angst hatte bestimmte Teile seines Gehirns betäubt. Es war, als hätte er beschlossen, seine Gedanken im Zaum zu halten, bis er den Inhalt der Schatzhöhle gesehen hatte. Er beschränkte sich darauf, seinen Geist mit Äußerlichkeiten zu beschäftigen und abzuwarten.
    Fafhrd ging es nicht anders, nur waren seine Gedanken noch ausschließlich darauf gerichtet, das Geheimnis des Schatzsteins zu ergründen.
    Sie gingen die breiten Fugen mit Holzhammer und Meißel an. Die dunkle Teermasse ließ sich ziemlich leicht entfernen, zuerst in harten Brocken, dann in flexiblen herausgemeißelten Streifen. Nachdem sie fingertief gebohrt hatten, fühlte Fafhrd mit der Spitzhacke nach und vermochte den Stein ein Stückchen zu verschieben, was wiederum den Mausling in die Lage versetzte, auf der anderen Seite tiefer zu meißeln. Anschließend setzte Fafhrd seinen Hebel an der entgegengesetzten Kante erneut an. So nahm die Arbeit ihren Fortgang; mal meißelte der Mausling auf der einen, mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher