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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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griff in seinen Beutel und legte drei Rubine auf den Tisch.
    »Ohmphals Fingerspitzen«, sagte er.
    »Wie kannst du es wagen, die Steine zu behalten?« fragte Ivlis. »Fürchtest du dich nicht vor braunen Knochen um Mitternacht?« Sie schauderte und beäugte den Mausling nicht ohne Sorge.
    Er erwiderte ihren Blick und sagte, obwohl der Geist seiner Ivrian dagegen protestierte: »Mir liegt mehr an rosa Knochen, die angemessen bekleidet sind.«

IV. Die öde Küste
The Bleak Shore (1940)
    »Du glaubst also, daß ein Mann den Tod betrügen und das Schicksal überlisten kann?« fragte der kleine bleiche Mann, dessen vorspringende Stirn von einer schwarzen Kapuze bedeckt war.
    Der Graue Mausling, den Würfelbecher zum Wurf bereit, hielt inne und sah den Fragesteller von der Seite an.
    »Ich sagte, daß ein schlauer Mann den Tod eine lange Zeit betrügen kann.«
    Im Silbernen Aal herrschte ein rauhes Durcheinander. Männer stritten und balgten sich, und das Klirren der Harnische vermischte sich mit dem dumpfen Poltern von Krügen – eine tiefe Begleitung zum schrillen Gelächter der Frauen. Gardisten wehrten sich mit Ellenbogen gegen die jungen Herren. Sklaven schlängelten sich mit offenen Weinkrügen geschickt durch das Gewirr. In einer Ecke tanzte ein Sklavenmädchen, und das Klirren ihrer silbernen Fußglöckchen ging im allgemeinen Lärm unter. Draußen, jenseits der dicht verschlossenen Fenster, füllte ein trockener, scharfer Wind die Luft mit Staub, der zwischen den Pflastersteinen herumwirbelte und die Sterne vernebelte. Im Innern jedoch herrschte lustiges Chaos.
    Der Graue Mausling gehörte zu dem Dutzend Männern am Spieltisch. Er war von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet – Wams, Seidenhemd und Kappe aus Mäuseleder –, doch seine dunklen blitzenden Augen und das geheimnisvolle Lächeln schienen ihn mehr mit Leben zu erfüllen als die anderen – vielleicht mit Ausnahme des riesigen Barbaren neben ihm, der hemmungslos lachte und krügeweise den sauren Wein Lankhmars in sich hineinschüttete, als wäre er Bier.
    »Es heißt, du bist ein geschickter Schwertkämpfer und hast dem Tod oft nahegestanden«, fuhr der kleine bleiche Mann in der schwarzen Robe fort, und seine Lippen bewegten sich kaum, während er sprach.
    Doch der Mausling hatte inzwischen seinen Wurf gemacht, und die seltsamen Würfel Lankhmars offenbarten die zueinandergehörigen Zeichen des Aals und der Schlange, und er war damit beschäftigt, dreieckige Goldmünzen einzusammeln. So antwortete der Barbar an seiner Stelle:
    »Ja, der Graue hier versteht mit dem Schwert umzugehen – fast so gut wie ich. Er ist auch ein großer Betrüger beim Würfeln.«
    »Dann bist du also Fafhrd?« fragte der andere. »Und glaubst auch du, daß ein Mann den Tod betrügen kann, wenn er beim Spiel zu betrügen versteht?«
    Der Barbar entblößte grinsend seine weißen Zähne und betrachtete mit einiger Verwirrung den kleinen bleichen Mann, dessen düstere Erscheinung, dessen ernstes Gehabe so wenig zu den anderen Gästen der niedrigen Taverne paßte.
    »Sie haben richtig geraten«, sagte er herausfordernd. »Ich bin Fafhrd, ein Nordling, und ich bin bereit, mich mit jeder Gefahr zu messen.« Er stieß seinem Begleiter mit dem Ellenbogen in die Seite. »Schau, Mausling, was hältst du von dieser kleinen schwarzgekleideten Maus, die sich durch einen Spalt im Boden herausgeschlichen hat und sich mit dir und mir über den Tod unterhalten möchte?«
    Der Mann in Schwarz schien die spöttische Bemerkung überhaupt nicht zu hören. Wieder bewegte er kaum die blutleeren Lippen, doch seine Worte klangen seltsam deutlich durch den Lärm ringsum.
    »Man hört, daß ihr beide in der Verbotenen Stadt der Schwarzen Götzen dem Tode nahe wart – und in der Steinfalle Angarngis und auf der Nebelinsel im See der Ungeheuer. Auch wird erzählt, ihr hättet in der Eis-Öde dem Schicksal getrotzt, ebenso wie im Gewirr der Klauen. Aber wer kann das beurteilen, wer kann wissen, ob Tod und Verderbnis wirklich so nahe waren? Wer kann dafür einstehen, daß ihr nicht Großmäuler seid, die sich einmal zu oft mit fremden Taten gebrüstet haben? Ich habe mir sagen lassen, daß der Tod zuweilen einen Mann zu sich ruft, mit einer Stimme, die nur dieser eine hören kann. Dann muß er sich erheben und seine Freunde verlassen und die Stelle aufsuchen, die der Tod ihm bezeichnet hat. Hat der Tod euch jemals auf diese Weise gerufen?«
    Fafhrd hätte lachen mögen; er tat es nicht. Dem Mausling lag

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