Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Silberpfeil in die Pupillen seiner Augen. Vielleicht pfiff auch nur der angehaltene Atem aus seinem Körper, und seine Lungen kämpften automatisch um einen neuen Atemzug und bewiesen ihm, daß seine Muskeln nicht starr und unbeweglich waren.
    Jedenfalls schoß er von seinem Lager hoch und raste auf die Tür zu. Er wagte es nicht, die Schnüre zu öffnen, weil Mors eiszackige Finger nach ihm griffen. Vielmehr riß er das brüchige alte Leder mit einer Abwärtsbewegung seiner zur Klaue gekrümmten Rechten auf und sprang wild aus dem Zelt, weil sich Nalgrons Skelettarme aus der schmalen schwarzen Lücke zwischen Zeltboden und Frostgrund nach ihm ausstreckten.
    Und dann rannte er wie nie zuvor in seinem Leben. Er lief, als wären alle Gespenster der Eis-Öde hinter ihm her – und auf eine Weise waren sie das auch. Er passierte das letzte Zelt des Schnee-Clans, die jetzt alle im Dunklen lagen, und das schwach klirrende Frauenzelt und sprintete über den flachen Hang, der vom Mond in Silber getaucht war, auf den hochgewölbten Rand des Troll-Cañons zu. Er verspürte den Drang, in den Abgrund zu springen und es der Luft freizustellen, ihn zu stützen und nach Süden zu tragen – oder ihn in den Tod fallen zu lassen. Und einen Augenblick lang schien es ihm, als habe er überhaupt keine andere Wahl.
    Dann plötzlich hatte er das Gefühl, nicht so sehr vor der Kälte und ihren schlimmen übernatürlichen Schrecken zu fliehen, als vielmehr auf die Zivilisation zuzulaufen, die in seinen Gedanken wieder zu einem leuchtenden Ideal geworden war, eine Antwort auf alles Kleingeistige dieser Welt.
    Er lief etwas langsamer und begann wieder klarer zu denken und sah sich zum erstenmal um, ob etwa tatsächlich Menschen oder Dämonen hinter ihm her waren.
    Er gewahrte Shadah, der über den Baumspitzen im Westen blinzelte.
    Er wanderte zwischen der Gotteshalle und dem Cañonrand entlang, der nun keine Verlockung mehr für ihn darstellte.
    Er registrierte, daß Essedinex' Zelt wieder aufgerichtet worden war und daß noch Licht darin leuchtete. Kein neuer Schneewurm kroch über Vlanas Zelt. Der Ast der Schneesykomore darüber glitzerte kristallbesetzt im Mondschein.
    Ohne Vorwarnung betrat er das Zelt durch seine Hintertür, zerrte leise die gelockerten Pflöcke heraus und schob dann seinen Kopf und seine Rechte durch die Öffnung unter die Kleidungsstücke; in der Hand hielt er sein Messer.
    Vlana schlief allein auf ihren Fellen, eine leichte rote Wolldecke bis zu ihren nackten Achselhöhlen hochgezogen. Das Licht der Lampe flackerte gelblich, reichte jedoch aus, um das Zeltinnere zu erhellen und Fafhrd zu zeigen, daß er mit dem Mädchen allein war. Das erhöhte Feuergestell strahlte Hitze aus.
    Fafhrd kroch ganz hinein, steckte sein Messer fort und blickte auf die Schauspielerin hinab. Ihre Arme kamen ihm sehr schlank vor, ihre Hände langfingrig und ein wenig zu groß. Nun, da die großen Augen geschlossen waren, erschien ihm das Gesicht sehr klein im Mittelpunkt des herrlich ausgebreiteten dunkelbraunen Haars. Und doch wirkte es zugleich edel und wissend mit seinen feuchten Lippen, die, sorgsam frisch gerötet, erregend waren und ihn in Versuchung brachten. Auf ihrer Haut glitzerte ein leichter Ölschimmer. Er konnte das Parfüm wahrnehmen.
    Einen Augenblick lang erinnerte ihn Vlanas hingestreckte Gestalt an Mor und Nalgron, doch der Gedanke ging sofort in der starken Hitze des Feuergestells unter, das ihn an eine kleine Kunstsonne gemahnte, verging im Ansturm der zahlreichen Details und kunstvollen Gegenstände der Zivilisation, die ihn rings umgaben, und im Ansturm der Schönheit und unschuldigen Anmut Vlanas, die sich sogar im Schlaf ihrer selbst bewußt schien. Sie war für ihn das Sinnbild der Zivilisation.
    Er wich langsam zum Kleidergestell zurück und begann sich auszuziehen und seine Kleidung sorgsam zusammenzufalten und aufzuschichten. Vlana wachte nicht auf, zumindest blieben ihre Augen geschlossen.
     
    Einige Zeit später kroch er wieder unter die Decke, nachdem er sich Erleichterung verschafft hatte, und sagte: »Jetzt erzähl mir von der Zivilisation und deiner Rolle darin.«
    Vlana trank die Hälfte des Weines, den ihr Fafhrd auf dem Rückweg geholt hatte, dann reckte sie sich wohlig, während ihr Kopf auf den verschränkten Händen ruhte.
    »Nun, zunächst bin ich keine Prinzessin, obwohl ich mich gern so nennen lasse«, sagte sie leichthin. »Ich muß dir sagen, daß du dir auch nicht einmal eine Dame angelacht

Weitere Kostenlose Bücher