Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
Gesandter sich in Lankhmar mit ihm in Verbindung setzte, war er der Aufforderung nur zu gern gefolgt. Geschah dem großsprecherischen Fafhrd recht, wenn sein kleiner grauer Freund (und kluger Berater!) eines Nachts spurlos verschwand ... und dann vielleicht nach Jahresfrist mit einer wohlgefüllten Schatzkiste und herablassendem Lächeln wieder erschien.
Auch während der langen Karawanenreise nach Quarmall war der Mausling noch zufrieden gewesen – während des langen Zuges nach Süden, am Hlal-Fluß entlang, an den Pleea-Seen vorbei und über das Hungergebirge. Es hatte ihm Spaß gemacht, sich von einem Kamel dahinschaukeln zu lassen, Fafhrds Reden und Prahlereien entrückt, während die Nächte immer blauer und wärmer wurden und seltsame juwelenschimmernde Sternenformationen am südlichen Horizont aufzogen.
Doch nun hatte er seit seinem verstohlenen Eintritt in die Unteren Regionen schon drei Nächte in Quarmall zugebracht – drei Nächte und Tage oder einhundertvierundvierzig endlose Halbstunden voller Zwielicht –, und er begann sich insgeheim schon zu wünschen, daß Fafhrd hier wäre und nicht einen halben Kontinent entfernt in Lankhmar oder womöglich noch weiter fort, wenn er den angedeuteten Plan, seine Heimat im hohen Norden zu besuchen, tatsächlich ausgeführt hatte. Jemand, mit dem er wenigstens trinken konnte – und da war ihm sogar ein lautstarker Streit willkommen nach zweiundsiebzig Stunden, in denen er nur stumme Bedienstete, konzentrierte Zauberer, gekochte Pilze und Gwaays unbeirrbar stilles Gebaren um sich gehabt hatte.
Außerdem hatte es nun den Anschein, als brauchte Gwaay lediglich einen guten Schwertkämpfer, um ein Gleichgewicht gegen einen anderen Streiter zu haben, den Hasjarl angeblich ebenso verstohlen nach Quarmall geholt hatte, wie der Mausling hier eingetroffen war. Wenn Fafhrd bei ihm gewesen wäre, hätte er Gwaays Schwertkämpfer sein können, während der Mausling dann Gelegenheit hatte, Gwaay seine Zauberkräfte vorzuführen. Er war überzeugt, daß der Zauber, den er in seinem Beutel trug, seinen Ruf als tödlicher Magier ein für allemal begründet hätte.
Der Mausling schreckte auf, als er merkte, daß das Sklavenmädchen Ivivis vor ihm kniete – wie lange sie in dieser Stellung schon verharrte, wußte er nicht zu sagen – und ihm ein Ebenholztablett mit einem Steinkrug und einem Kupferbecher hinhielt.
Ein Bein hatte sie untergeschlagen, das andere zurückgestreckt wie bei einem Fechtangriff – der kurze Rock ihres grünen Kleidchens spannte sich –, und ihre Arme hoben das Tablett nach vorn.
Ihr schlanker Körper war sehr geschmeidig; die schwierige Stellung machte ihr keine Mühe. Ihr schönes, glattes Haar war so hell wie ihre Haut. Unwillkürlich mußte der Mausling daran denken, daß sie sich in seiner Kammer sehr gut machen würde – vielleicht noch geschmückt mit der schwarzen Perlenkette, die er in einer der Nischen hinter einer Zinnstatuette entdeckt hatte.
Doch sie kniete so weit entfernt wie irgend möglich, und ihr Blick war gesenkt. Und sie sah den Mausling auch nicht an, als er sie vorsichtig ansprach, was er im Augenblick für die beste Annäherungstaktik hielt.
Er nahm den Krug und den Becher. Ivivis senkte den Kopf noch mehr und huschte stumm davon.
Der Mausling goß sich fingerbreit blutroten und blutdicken Wein ein und kostete. Das Getränk schmeckte seltsam süß und hatte einen unheimlichen bitteren Nebengeschmack. Er überlegte, ob dieser Wein wohl von roten Giftpilzen stammte.
Die schwarzen und weißen Steine schurrten über das Feld, den Blicken Gwaays und des Alten gehorsam folgend. Die hellen Fackelflammen beugten sich in der beständigen kühlen Brise, während die Belüftungssklaven, ihre nackten Füße auf den Ledertreibriemen und die großen unsichtbaren Holzflügel auf den gewaltigen Achsen, ständig vor sich hin murmelten: »Quarmall ... Quarmall ist das All ... Quarmall ... Quarmall ist alles ...«
In einem ebenso großen Raum viele Stockwerke darüber – doch immer noch unter der Erdoberfläche – saß Fafhrd am unteren Ende eines Tisches. Auch hier gab es keine Fenster, und die Fackeln flammten etwas heller als unten, doch ihr Licht wurde durch einen beißenden Weihrauchnebel wieder aufgehoben, so daß auch hier unangenehmes Zwielicht herrschte.
Fafhrd war gewöhnlich ein sehr ruhiger Mann, doch jetzt trommelte er aufgebracht mit den Fingern auf der Tischplatte herum und war nahe daran, sich den Grauen Mausling
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