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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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wurde jedenfalls mit bebender Stimme da und dort berichtet. Ein junger Mann, der aus einem Bodenfenster starrte, lebte noch lange genug, um im Fieberwahn zu berichten, er habe eine Horde von Gestalten in schwarzen Togen durch die Straßen schreiten sehen, skeletthaft dürr und mit schwarzen Händen, Füßen und Gesichtszügen.
    Am nächsten Morgen waren die fünf Tempel Isseks leer und geschändet und seine kleineren Schreine waren umgestürzt, während seine zahlreiche Priesterschaft – einschließlich des alten Hohenpriesters und des übermäßig ehrgeizigen Großwesirs – bis auf den letzten Mann verschwunden war und nie wieder gesehen wurde.

Wenn wir zu einem Morgengrauen zurückkehren, das genau drei Jahre vor diesen Ereignissen heraufzieht, sehen wir den Grauen Mausling und Fafhrd, die aus einem lecken alten Boot an Bord einer schwarzen Schaluppe umsteigen. Das schmucke Schiff liegt außerhalb der großen Mole, die sich von Lankhmar und vom Ostufer des Hlal-Flusses aus ins Binnenmeer erstreckt.
    Ehe er hinüberkletterte, reichte Fafhrd die Schatztruhe Isseks hoch; sie wurde von dem gleichgültig wirkenden Mingol Ourph in Empfang genommen. Dann drückte Fafhrd mit einem Fuß das kleine Boot befriedigt unter Wasser.
    Der eilige Lauf mit dem Mausling quer durch die Stadt, dem eine ziemlich anstrengende Zeit an den Riemen des kleinen Boots gefolgt war (Fafhrd sah in seiner Magerkeit wirklich wie ein Rudersklave aus), hatte den Rausch des Nordlings ziemlich vertrieben, dafür aber bohrende Kopfschmerzen hinterlassen. Auch der Mausling hatte sich beim Laufen sehr anstrengen müssen und sah noch etwas grün im Gesicht aus; nach den vielen Monaten des Schlemmens und Faulenzens war er für solche Unternehmungen nicht mehr allzugut geeignet.
    Trotzdem machten sich die beiden mit Ourph sofort daran, den Anker zu lichten und Segel zu setzen. Bald trieb sie eine erfrischende Brise vom Land und von Lankhmar fort.
    Während sich Ourph um Fafhrd kümmerte und ihn in einen dicken Mantel hüllte, wandte sich der Mausling in der ersten Morgendämmerung Isseks Truhe zu. Er war entschlossen, die Beute an sich zu bringen, ehe Fafhrd Gelegenheit hatte, edle religiöse Nordlings-Skrupel zu entwickeln und die Truhe womöglich über Bord zu werfen.
    Die Finger des Mauslings verfehlten den Schlitz im Deckel – es war noch immer ziemlich dunkel –, und so stellte er den angenehm schweren Gegenstand auf den Kopf; die Kiste war so voll, daß sie nicht einmal klirrte. Offenbar gab es am anderen Ende auch keinen Münzenschlitz, obwohl hier einige Worte in lankhmarischen Hieroglyphen eingebrannt zu sein schienen. Aber es war noch zu dunkel, um den Text zu entziffern; außerdem näherte sich Fafhrd, so daß der Mausling hastig das schwere Messer anhob, das er aus der Werkzeugkiste der Schaluppe genommen hatte, und eine Ecke der Truhe abschlug.
    Tropfen einer aromatisch riechenden Flüssigkeit spritzten durch die Luft; ein vertrauter Geruch! Die Truhe war voller Branntwein; bis oben, so daß sie nicht einmal gegluckert hatte!
    Kurz darauf vermochten sie die eingebrannte Schrift zu entziffern, die keine Zweifel mehr an einer ungeheuren Schandtat offen ließ: ›Lieber Pulg, ertränke deine Wut hiermit – Basharat.‹
    Die beiden konnten sich ausmalen, wie gestern nachmittag der zweitmächtigste Unterweltler der Stadt Gelegenheit gefunden hatte, die Truhen auszutauschen – die Straße der Götter lag verlassen da, Bwadres war nach seiner großen Fischmahlzeit in einen besonders tiefen Schlaf gefallen, und Fafhrd hatte seinen Posten verlassen, um mit dem Mausling zu zechen.
    »Jetzt weiß ich auch, warum Basharat gestern abend nicht dabei war«, sagte der Mausling nachdenklich.
    Fafhrd war sofort dafür, die Truhe über Bord zu werfen – nicht aus Enttäuschung wegen der verlorenen Beute, sondern wegen seines Ekels vor dem Inhalt –, aber der Mausling nahm die Truhe und gab Ourph Befehl, das Getränk fortzuschließen – er wußte, daß solche Anwandlungen vorübergehen. Fafhrd rang ihm allerdings das Versprechen ab, daß die scharfe Flüssigkeit nur im äußersten Notfall verwendet werden dürfe – etwa zum Anzünden feindlicher Schiffe.
    Die rote Kugel der Sonne schob sich im Osten über die Wellen. In ihrem rötlichen Schimmer sahen sich Fafhrd und der Graue Mausling zum erstenmal seit Monaten richtig an.
    Ringsum erstreckte sich das endlose Meer. Ourph saß am Ruder und bediente die Taue, und endlich unterlagen sie keinen Zwängen
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