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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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rings um die aufgewühlte Gemeinde führte.
    Nüchtern besehen war das Schauspiel alles andere als erbauend – ein großer Gott, der hinter einem kleinen grauen Dämon herstolperte und nach einem Bierkrug griff, der ihm immer wieder entwischte – doch die Lankhmarer sahen die Szene schon gefärbt durch zwei Dutzend verschiedene Allegorien und Symbolismen, von denen mehrere später in weisen Abhandlungen gedeutet werden sollten.
    Als Issek und der kleine graue Dämon zum zweitenmal im Toreingang verschwanden, kamen sie nicht wieder zum Vorschein. Aus der Menge tönte ein Durcheinander erwartungsvoller und ängstlicher Stimmen, doch die beiden übernatürlichen Wesen ließen sich nicht mehr blicken.
    Lankhmar ist ein Labyrinth aus Gassen und Gäßchen, und dieser Teil der Straße der Götter war besonders verschlungen; heimliche Wege führten mehr oder weniger direkt zu Orten, die so weit entfernt waren wie die Docks.
    Aber die Issekgläubigen – altgestandene Anbeter wie neue Konvertiten – dachten keinen Augenblick an gewöhnliche Gassen, wenn sie sich das Verschwinden ihres Gottes vorstellten. Götter haben ihre eigenen Türen in Raum und Zeit, und es liegt in ihrer Natur, plötzlich aufzutauchen und wieder zu verschwinden, ohne daß es eine Erklärung für ihr Verhalten gibt. Ein kurzes Auftreten – mehr können wir von einem Gott schlechterdings nicht erwarten, dessen Lebensdrama auf der Erde bereits durchgespielt ist – und es könnte sich wirklich als ungemütlich erweisen, wenn er sich zu lange auf Erden aufhielte, wenn er seine Wiederauferstehung zu sehr in die Länge zöge.
    Die Riesengemeinde der Gläubigen, denen es vergönnt gewesen war, Issek von Angesicht zu schauen, zerstreute sich nur langsam, wie zu erwarten war – diese Menschen hatten sich viel zu erzählen; sie platzten fast vor Vermutungen und bekamen hier und dort auch Streit.
    An den blasphemischen Angriff Quatchs und Wiggins auf den Gott erinnerte man sich verspätet und rächte ihn, obwohl einige bereits der Meinung waren, dieser Zwischenfall gehöre zur großen Allegorie. Die beiden Raufbolde hatten Glück, daß sie mit dem Leben davonkamen, wenn sie auch tüchtig durchgebeutelt wurden.
    Grillis Leiche wurde formlos ergriffen und am nächsten Morgen auf den Schinderkarren geladen. Damit war die Geschichte zu Ende, soweit es ihn betraf.
    Bwadres erwachte aus seiner Ohnmacht und sah Pulg besorgt über sich gebeugt – und es waren diese beiden Männer, die die Entwicklung des Issekglaubens weiter bestimmen sollten.
    Um eine lange und ziemlich komplizierte Geschichte kurz zu fassen: Pulg schwang sich zu einer Art Groswesir Isseks auf und setzte sich unermüdlich zum Ruhm dieses Gottes ein, wobei er auf seiner Brust das von Issek geschaffene goldene Krugsymbol trug, das Zeichen seines Amtes. Mit seiner Bekehrung zu dem gnädigen Gott gab er allerdings seinen alten Beruf nicht auf, wie es einige Moralisten vielleicht erwartet hätten, sondern ging diesem Gewerbe womöglich noch intensiver nach, denn es war für ihn nun eine Glaubenssache, andere Götter zum Ruhme Isseks zu schwächen. Er setzte die Priester aller Götter unter Druck und nahm ihnen ab, was er kriegen konnte.
    Zu seinen besten Zeiten verfügte der Issekglauben über fünf große Tempel und zahlreiche kleinere Schreine in Lankhmar und über eine wachsende Priesterschaft unter der nominellen Führung Bwadres', bei dem sich wieder die Senilität bemerkbar machte.
    Der Issekglauben blühte drei Jahre lang unter Pulgs Wesirschaft. Als aber bekannt wurde (Bwadres konnte mal wieder den Mund nicht halten), daß Pulg als Unterweltler nicht nur einen heiligen Krieg gegen alle anderen Götter in Lankhmar führte, mit dem Endziel, sie aus der Stadt und womöglich auch aus der Welt zu vertreiben, sondern daß er auch düstere Pläne schmiedete, die Götter von Lankhmar zu stürzen oder sie zumindest zu zwingen, Isseks Vorherrschaft anzuerkennen ... als all dies bekannt wurde, war das Schicksal des Issekglaubens besiegelt.
    Am dritten Jahrestag der Wiederauferstehung Isseks brach ein unheildrohender, nebliger Abend an, ein Abend, da alle Lankhmarer am liebsten zu Hause bleiben und sich um ihr Heimfeuer scharen. Gegen Mitternacht wurde überall in der Stadt fürchterliches Geschrei und Heulen laut, gefolgt vom Bersten mächtiger Türen und dem Knirschen von Mauersteinen – und vorher und hinterher war das klickende Geräusch von Knochen zu hören, die durch die Straßen marschierten – so
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