Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
rief Ahura: »Die Spinnen haben dein Fleisch kaum gekitzelt, Anra!«
    Mag sein, daß der Adept unmerklich zögerte, vielleicht wurden seine Augen auch nur um einen Hauch ausdrucksloser. Jedenfalls wurde dem Mausling die Gelegenheit, auf die er verzweifelt wartete, weiter vorenthalten – nämlich einen Gegenangriff einzuleiten und dem tödlichen Wirbel seines im Kreise ablaufenden Rückzugs zu entgehen. Sosehr er auch Ausschau hielt, er vermochte keine Lücke in dem schwertgewobenen Stahlnetz auszumachen, das sein Gegner unermüdlich über ihn warf, auch sah er in dem Gesicht hinter dem Netz kein verräterisches Zucken, kein blitzendes Auge, das ihm die nächste Angriffsrichtung zeigte, keine Blähung der Nasenflügel oder Dehnung der Lippen, die von atemloser Erschöpfung zeugten, wie er sie empfand. Das Gesicht war unmenschlich starr, war die Maske einer Maschine, die irgendein Dädalus gebaut hatte – oder das Gesicht eines perfekten Silbermonstrums, das einem Mythos entsprungen war. Und wie eine Maschine schien Devadoris aus dem Rhythmus, der den Mausling schnell an den Rand der Erschöpfung brachte, immer neue Kraft zu ziehen.
    Der Mausling erkannte, daß er diesen Rhythmus durch einen Gegenangriff, durch irgend etwas unterbrechen mußte, wenn er der Schnelligkeit nicht zum Opfer fallen wollte, der sein Auge fast nicht mehr zu folgen vermochte.
    Und dann ging ihm auf, daß die Gelegenheit für diesen Gegenangriff niemals kommen würde, daß er vergeblich darauf warten würde, daß sein Gegner aus dem Takt geriet, daß er alles auf eine Karte setzen mußte.
    Seine Kehle brannte, sein Herz klopfte heftig gegen die Rippen, seine Lungen verlangten nach Luft, ein stechendes, lähmendes Gift kroch durch seine Glieder.
    Devadoris setzte eine Finte oder einen tödlichen Stoß an, der auf das Gesicht gezielt war.
    Aber gleichzeitig hörte der Mausling Ahuras spöttische Stimme:
    »Sie haben in deinem Bett ihre Netze gesponnen, und die Würmer sind über deine intimsten Organe gekrochen, Anra.«
    Der Mausling wagte es – und hieb nach dem Knie des Adepten.
    Entweder hatte er richtig vermutet – oder irgend etwas anderes vereitelte den tödlichen Angriff des Adepten.
    Der Unheimliche parierte die Attacke des Mauslings mühelos, doch sein Rhythmus war gestört, und seine Geschwindigkeit ließ nach.
    Aber bald nahm er wieder Tempo auf, und wieder versuchte der Mausling im letzten Augenblick auszubrechen. Wieder sagte Ahura spöttisch: »Die Maden haben dir ein Halsband gesponnen, und jeder vorüberwandelnde Käfer hat dir ins Auge gestarrt, Anra!«
    Und immer öfter wiederholte sich das Schauspiel, Tempo, Ausbrechen, makabre Bemerkung – doch jedesmal erkämpfte sich der Mausling nur eine kurze Atempause, nie bot sich ihm die Gelegenheit, einen umfassenden Gegenangriff einzuleiten. Wie zuvor wanderte er im Kreis um seinen Gegner und zog sich dabei immer weiter zurück, so daß er schließlich das Gefühl hatte, in einem Strudel gefangen zu sein. Mit jeder Wendung wanderten bestimmte Dinge durch sein Blickfeld: Fafhrds gequältes bleiches Gesicht, das riesige Grabmal, Ahuras von Haß und Spott verzerrtes Antlitz, der rote Schimmer der aufsteigenden Sonne, der behauene schwarze Monolith mit den wartenden Steinsoldaten und den riesigen Steinzelten. Dann wieder Fafhrd ...
    Und endlich erkannte der Mausling, daß seine Kräfte erlahmten. Jeder getäuschte Gegenangriff verschaffte ihm weniger Luft, jedesmal ließ sich der Adept weniger stören. Die Szene wirbelte sinnlos im Kreis, wurde immer dunkler. Ihm war, als wäre er in die Mitte eines mächtigen Strudels gezogen worden, als umklammere ihn die schwarze Wolke, die er aus Ahura hatte aufsteigen sehen, und schnüre ihm den Atem ab.
    Er wußte, daß er nur noch einen letzten Ausbruch schaffte und deshalb alles auf eine Karte setzen mußte – es mußte ein Stich ins Herz werden.
    Er wappnete sich.
    Aber er hatte zu lange gewartet. Er brachte die erforderliche Kraft nicht mehr auf, er war nicht mehr schnell genug.
    Er sah, wie der Adept den blitzschnellen Todesstoß einleitete.
    Seine Abwehr war wie die Bewegung eines gelähmten Mannes, der sich von seinem Bett erheben will.
    In diesem Augenblick begann Ahura zu lachen. Es war ein schreckliches hysterisches Lachen – ein kicherndes, glucksendes Lachen; ein Lachen, das ihn dumpf überlegen ließ, warum ihr sein Tod solche Freude machte; doch trotz aller Unterschiede klang ihm dieses Lachen wie ein schrilles, verzerrtes Echo

Weitere Kostenlose Bücher