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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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von Fafhrds oder seinen eigenen Heiterkeitsausbrüchen in den Ohren.
    Verwirrt stellte er fest, daß die Nadelklinge ihn doch nicht durchbohrt hatte, daß sich Devadoris' blitzschneller Stoß verlangsamte, immer mehr verlangsamte, als hemme ihn das Haßgelächter, als würfe jeder schreckliche Kicherlaut neue Ketten um seine Arme und Beine.
    Der Mausling stürzte sich auf sein Schwert und brach nach vorn in die Knie – einen Angriff konnte man die Bewegung nicht mehr nennen.
    Dann hörte er Fafhrds bebendes Aufseufzen.
    Und schließlich erkannte er, daß er bemüht war, sein Skalpell aus der Brust des Adepten zu ziehen – eine fast unlösbare Aufgabe, obwohl die Klinge so leicht hineingeglitten war, als sei Anra Devadoris' Körper innen hohl. Wieder zerrte er an der Waffe, und das Skalpell löste sich und fiel aus seinen gefühllosen Fingern. Seine Knie zitterten, sein Kopf sank nach vorn, und die Umwelt versank in Dunkelheit.
    Fafhrd, der schweißüberströmt war, beobachtete den Adepten. Anra Devadoris' starrer Körper schwankte wie eine Steinsäule, wie ein kleiner Abklatsch des Monolithen hinter ihm. Seine Lippen waren zu einem starren, wissenden Lächeln erstarrt. Das Taumeln nahm zu, doch fiel er nicht sofort, als wäre er eine Inkarnation des fürchterlichen Todespendels. Endlich neigte er sich zu weit nach vorn und stürzte starr wie eine Säule zu Boden. Man hörte ein unangenehm hohles Krachen, als der Kopf auf das schwarze Pflaster schlug.
    Wieder brach Ahura in ihr hysterisches Gelächter aus.
    Fafhrd setzte sich mit einem Aufschrei in Bewegung und schüttelte besorgt die hingestreckte Gestalt des Mauslings, die ihm mit einigen Schnarchlauten antwortete. Wie ein thebanischer Phalanxkämpfer, der im Zwielicht nach dem Kampf über seiner Pike schlummert, war der Mausling in den Schlaf völliger Erschöpfung gesunken. Fafhrd holte den grauen Umhang, schlug ihn um seinen Freund und ließ ihn sanft zu Boden sinken.
    Ahura zitterte.
    Fafhrd betrachtete den Adepten, der starr wie eine umgeworfene Stele am Boden lag.
    Devadoris war skeletthaft dürr. Die Wunde, die das Skalpell hinterlassen hatte, hatte kaum geblutet. Doch die Stirn war wie eine Eierschale eingedrückt. Fafhrd berührte den Mann. Die Haut war kalt, die Muskeln steinhart.
    Fafhrd hatte schon erlebt, daß Tote schnell erstarren – etwa Makedonier, die zu lange gekämpft hatten. Doch sie waren gegen Ende des Kampfes unkonzentriert und taumelig geworden, während Anra Devadoris bis zum letzten Augenblick völlig ausgeruht und beherrscht gewirkt hatte. Während des Kampfes hatte sich seine Brust kaum bewegt, als habe er gar nicht geatmet.
    »Beim gekreuzigten Odin!« brummte Fafhrd vor sich hin. »Der hier war ein echter Mensch, wenn er auch ein Adept war!«
    Eine Hand legte sich auf seinen Arm, und er fuhr herum. Ahura war hinter ihn getreten. In ihren Augen zeigte sich das Weiße. Sie lächelte ihn verzerrt an, hob dann vielsagend eine Augenbraue, legte einen Finger an die Lippen und ließ sich neben der Leiche des Adepten auf die Knie fallen. Vorsichtig berührte sie die seidenweiche Oberfläche des winzigen Blutstropfens auf der Brust des Adepten. Fafhrd, dem wieder einmal die große Ähnlichkeit zwischen dem Toten und dem seltsam verzerrten Gesicht auffiel, atmete pfeifend ein. Ahura huschte wie eine verschreckte Katze davon.
    Plötzlich erstarrte sie wie eine Tänzerin und schaute zu ihm zurück, und ein hämischer, rachsüchtiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Sie winkte Fafhrd zu. Dann eilte sie leichtfüßig die Stufen hinauf, die zum Grabmal führten, deutete in den Sarkophag und winkte dem Nordling erneut zu. Nervös setzte sich Fafhrd in Bewegung; sein Blick war starr auf ihr angespanntes, unheimliches Gesicht gerichtet, das feenhaft schön war. Langsam erstieg er die Treppe.
    Dann blickte er hinein.
    Blickte hinein und spürte, daß die vernünftige Welt nur ein Vorhang vor einer scheußlichen Wirklichkeit war. Er erkannte, daß Ahura ihm hier einen Ort höchster Erniedrigung zeigte, einer Erniedrigung, die auch das Wesen, das sich Anra Devadoris nannte, erlitten hatte. Er erinnerte sich an die bizarren Spottrufe, die Ahura dem Adepten während des Duells zugeworfen hatte. Er erinnerte sich an ihr Lachen, und seine Fantasie wirbelte am Abgrund von Vorahnungen, Ungehörigkeiten und obszönen Intimitäten dahin. Er bemerkte kaum, daß Ahura über den Rand des Sarkophags gesunken war, daß ihre bleichen Arme starr hinabhingen, als

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