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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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fatalistischer Verwunderung. Dann setzten die drei ihren Weg über den schmalen Bergkamm fort.
    »Ich hatte mir bei allen Göttern geschworen, so etwas nie wieder zu tun«, sagte Ahura. »Ich hatte mir eingeredet, daß ich lieber sterben würde. Aber Anra ... zwang mich dazu.
    Am Tag wanderte ich wie eine betäubte kleine Gespenstersklavin durch die Welt. Die alte Berenice war ratlos und mißtrauisch, und ein paarmal glaubte ich zu bemerken, daß Phryne wissend das Gesicht verzog. Mein Verhalten fiel schließlich sogar Mutter auf, die mich ausfragte und dann einen Arzt kommen ließ.
    Wahrscheinlich wäre ich wirklich krank geworden und gestorben oder hätte den Verstand verloren, wenn ich nicht zu der Zeit – zuerst mehr aus Verzweiflung – damit begonnen hätte, nach draußen zu gehen. Mit diesem Schritt öffnete sich für mich eine neue Welt.«
    Während sie weitersprach und in ihrer Stimme die unterdrückte Begeisterung über ihre Erinnerungen mitschwang, malten sich Fafhrd und der Mausling aus, welches Zauberland das alte Tyrus damals für sie gewesen sein mußte – der Hafen, die Reichtümer, das geschäftige Treiben auf dem Markt, der Lärm von Klatsch und Gelächter, die Schiffe und die Ausländer.
    »Die Menschen, die ich von dem Dach aus beobachtet hatte – fast überall hatte ich sie nun greifbar vor mir. Jeder Mensch, den ich kennenlernte, kam mir wie ein wunderbares Rätsel vor, wie etwas, das man anlachen und mit dem man plaudern konnte. Ich kleidete mich wie ein Sklavenkind, und alle möglichen Leute lernten mich kennen und erwarteten meinen Besuch – andere Sklavinnen, Tavernenmädchen und Süßigkeitenverkäufer, Straßenhändler und Schriftgelehrte, Botenjungen und Bootsleute, Näherinnen und Köchinnen. Ich machte mich nützlich, erledigte auch kleine Botengänge, hörte mir entzückt die endlosen Geschichten an, gab Klatsch weiter, den ich gehört hatte, verschenkte Nahrungsmittel, die ich zu Hause stibitzt hatte, und war bald überall beliebt. Ich konnte einfach nicht genug bekommen von Tyrus. Ich rannte vom Morgen bis zum Abend in der Stadt herum. Oft brach schon die Dämmerung an, wenn ich über die Gartenmauer zurückkletterte.
    Die alte Berenice konnte ich nicht täuschen, doch nach einer Weile fand ich einen Weg, ihren Strafen zu entgehen. Ich sagte, ich würde Mutter verraten, daß sie dem Rothaarigen und dem Satyrmann von der Steinstatue erzählt hatte. Ich weiß nicht, ob sie die Wahrheit erriet, doch die Drohung wirkte. Von jetzt an murmelte sie nur noch wütend vor sich hin, wenn ich nach Sonnenuntergang ins Haus schlich. Was Mutter anging, so entfernte sie sich immer mehr von uns; sie lebte nur noch am Abend auf und verlor sich während der Tage in düsteren Gedanken.
    Dann gab es jeden Abend neue Freuden. Ich erzählte Anra natürlich alles, was ich gehört und gesehen hatte, jedes neue Abenteuer, jeden kleinen Triumph. Wie eine Klatschbase schilderte ich ihm all die grellen Farben, Geräusche und Gerüche. Wie ein Papagei wiederholte ich ihm die Brocken fremder Dialekte, die ich gehört hatte, die weisen Bemerkungen, die ich von Priestern und Gelehrten aufgeschnappt hatte. Ich vergaß, was er mir angetan hatte. Wieder waren wir in das Spiel vertieft, in die herrlichste Version von allen. Oft half er mir, indem er neue Orte vorschlug, indem er mich auf neue Dinge aufmerksam machte, auf die ich achten sollte, und indem er mich einmal sogar vor zwei heuchlerischen alexandrischen Sklavenhändlern rettete, auf die ich natürlich prompt hereingefallen war.
    Das war überhaupt ein seltsamer Zwischenfall. Die beiden hatten mich beschwatzt, versprachen mir Süßigkeiten, wenn ich mit ihnen ging; und plötzlich glaubte ich Anras Flüsterstimme zu hören: ›Tu's nicht!‹ Mir wurde kalt vor Entsetzen, und ich floh in eine Gasse.
    Offenbar konnte Anra die Bilder in meinem Geist jetzt auch manchmal sehen, wenn ich nicht bei ihm war. Nie zuvor hatte ich mich ihm so nahe gefühlt.
    Die ganze Zeit über drängte ich ihn, mich auf meinen Ausflügen zu begleiten, doch ich habe ja schon geschildert, was bei seinem ersten und einzigen Versuch passierte. Und mit den Jahren schien er sich immer mehr an das Haus zu binden. Als Mutter einmal andeutungsweise davon sprach, nach Antiochia zu ziehen, wurde er krank und erholte sich erst wieder, als sie ihm versprochen hatte, daß wir niemals umziehen würden.
    Er wuchs zu einem hageren, ernsten, gutaussehenden Jüngling heran. Phryne begann ihm schöne

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