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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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daß er dem Drang seiner unstillbaren Neugier rücksichtslos seine liebste Helferin opferte.
    Die Nacht brach herein. Kaum waren wir eingeschlossen, ließ ich ein mit Knoten versehenes Tau aus dem kleinen Fenster hinab, wand mich hindurch und kletterte nach unten. Dann stieg ich durch den Olivenbaum aufs Dach. Ich kroch über die Ziegel zum Oberlicht des Innenhofs und vermochte – wobei ich fast abgestürzt wäre – über die Kante in einen kleinen schmutzigen Raum zwischen Decke und Dachziegeln zu klettern. Aus dem Eßzimmer klangen schwache Stimmen herüber, doch der Hof war leer. Ich lag still wie eine Maus und wartete ab.«
    Fafhrd stieß einen unterdrückten Schrei aus und zügelte sein Pferd. Die anderen folgten seinem Beispiel. Ein Stein polterte den Hang herab, doch sie hörten ihn kaum. Aus den Sphären über ihnen drang etwas, das den ganzen dunkler werdenden Himmel anzufüllen schien, etwas, das nur annähernd ein Laut war, etwas, das an ihnen zupfte wie die Stimmen der Sirenen am gefesselten Odysseus. Ungläubig lauschten sie, dann zuckte Fafhrd die Achseln und trieb sein Tier wieder an. Die anderen ritten ihm nach.
    Ahura fuhr fort: »In der ersten Zeit geschah nichts – von Zeit zu Zeit huschten Sklaven mit vollen oder leeren Tellern hin und her, und es wurde gelacht, und ich hörte Phrynes Flöte. Dann wurde das Gelächter plötzlich lauter und ging in Gesang über, dann wurden Couches zurückgeschoben, Schritte erklangen, und eine dionysische Orgie brach los.
    Phryne, die nackt war, tanzte flötend voraus. Meine Mutter folgte lachend, von zwei tanzenden jungen Männern flankiert, während sie eine große silberne Weinschale an die Brust drückte. Der Wein schwappte über und hinterließ purpurne Flecken auf ihrem weißen Seidenkleid, doch sie lachte nur und tanzte nur noch wilder. Zahlreiche andere schlossen sich an, Männer und Frauen, jung und alt – und alle sangen und tanzten. Ein junger Tänzer sprang in die Höhe und schlug dabei die Hacken zusammen, und ein dicker alter Bursche war sehr kurzatmig und mußte von den Mädchen mitgezogen werden, aber die Feiernden wirbelten dreimal um den Hof, ehe sie sich auf die Diwane und Kissen sinken ließen. Dann plauderten und lachten und küßten und umarmten sie sich und spielten einander Streiche und sahen dem Tanz eines nackten Mädchens zu, das hübscher war als Phryne, während meine Mutter die Schale herumreichte, damit sie ihre Kelche hineintauchten.
    Ich war verblüfft – und seltsam bezaubert. Ich bin zuerst fast gestorben vor Angst, hatte ich doch unsagbare Grausamkeiten und Schrecken erwartet. Die Szene unter mir war aber schön und ganz natürlich. Mir kam die Erkenntnis: ›Dies sind also die wunderbaren und wichtigen Dinge, die die Menschen tun.‹ Meine Mutter erschreckte mich nicht mehr. Obwohl sie noch immer ihr neues Gesicht aufgesetzt hatte, war alle Härte daraus gewichen, ob innerlich oder äußerlich – sie zeigte nur Freude und Schönheit. Die jungen Männer waren so lustig und aufgekratzt, daß ich die Faust zwischen die Zähne pressen mußte, um nicht lachend herauszuplatzen. Sogar Phryne, die wie ein hagerer kleiner Junge auf den Fersen hockte, schien ausnahmsweise gutmütig und liebenswert zu sein. Ich brannte darauf, Anra alles zu erzählen.
    Nur eine Kleinigkeit störte mich, die so geringfügig war, daß sie mir kaum auffiel. Zwei Männer, die sich beim Witzeerzählen besonders hervortaten – ein junger rothaariger Bursche und ein älterer Mann, dessen Gesicht an einen dünnen Satyr erinnerte – schienen etwas im Schilde zu führen. Ich sah, wie sie einigen anderen etwas zuflüsterten. Und einmal grinste der jüngere meine Mutter an und rief: ›Ich weiß etwas über dich aus der Vergangenheit!‹ Und dann spottete der ältere: ›Ich weiß etwas über deine Urgroßmutter, du alte Perserin!‹ Jedesmal lachte Mutter und winkte geringschätzig mit der Hand, doch ich spürte, daß sie innerlich besorgt war. Und jedesmal horchten einige andere Gäste auf, als wüßten sie um die kommenden Dinge, ohne aber etwas verraten zu wollen. Schließlich verließen die beiden Männer unauffällig den Hof, und nun war die Freude völlig ungetrübt.
    Das Getanze wurde noch wilder, das Lachen lauter, es wurde mehr Wein verschüttet als getrunken. Dann warf Phryne ihre Flöte fort, nahm einen Anlauf und landete mit einem Satz im Schoß des alten Mannes, daß ihm fast der Atem wegblieb. Vier oder fünf andere gingen zu Boden.
    In diesem

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