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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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wenigen altpersischen Rollen in Vaters Bibliothek handelte von Ahriman, und er mußte warten, bis ich ihm draußen solche Dinge stehlen konnte.
    Daß ich nun öfter das Haus verließ, ergab sich, als Mutter ihr Leben änderte – und das geschah, als ich sieben Jahre alt war. Sie war immer eine sehr furchteinflößende und niedergeschlagene Frau gewesen, obwohl sie mich manchmal kurze Zeit sehr liebevoll behandelte und Anra auf das Schlimmste verzog, wenn auch aus der Ferne durch Sklaven, fast als hätte sie Angst vor ihm.
    Als ich sieben Jahre alt wurde, wurde sie immer deprimierter. Manchmal überraschte ich sie dabei, wie sie entsetzt ins Nichts starrte oder sich vor die Stirn schlug, während sie die Augen zukniff und ihr hübsches Gesicht ganz angespannt war, als verlöre sie den Verstand. Ich hatte das Gefühl, sie sei auf ihrer Flucht von irgend etwas an das Ende des Wegs gekommen und drücke sich nun in einem unterirdischen Tunnel hilfesuchend an eine Wand und müsse einen Ausweg finden, wenn sie nicht durchdrehen wollte.
    Eines Nachmittags schaute ich in ihr Schlafzimmer und sah, wie sie sich in ihrem Silberspiegel betrachtete. Lange musterte sie ihr Gesicht, und ich beobachtete sie, ohne einen Laut von mir zu geben. Ich erkannte, daß hier etwas Wichtiges geschah. Schließlich schien sie sich innerlich zusammenzunehmen, obwohl es ihr sehr schwerfiel – jedenfalls verschwanden Strenge und Besorgnis aus ihrem Gesicht, das plötzlich maskenhaft glatt und hübsch wirkte. Dann schloß sie eine Schublade auf, in die ich noch nie geschaut hatte, und nahm alle möglichen kleinen Töpfe und Gläser und Bürsten heraus. Mit diesen Dingen bemalte und bleichte sie ihr Gesicht, tupfte sich vorsichtig einen dunkelschimmernden Puder um die Augen und malte ihre Lippen orangerot an. Währenddessen schlug mir heftig das Herz, und mein Hals war wie zugeschnürt, ohne daß ich den Grund dafür wußte. Schließlich legte sie die Bürsten fort, ließ ihr Unterkleid zu Boden sinken, betastete nachdenklich Hals und Brüste, nahm den Spiegel und besah sich mit nüchterner Zufriedenheit. Sie war sehr schön – doch ihre Schönheit erschreckte mich. Bis dahin hatte ich sie mir immer als äußerlich hart und streng vorgestellt, doch mit einem weichen, liebevollen Kern, wenn man nur zu diesem inneren Menschen vorzudringen vermochte. Doch jetzt war sie wie umgedreht. Ich unterdrückte ein Schluchzen und eilte davon, um Anra alles zu erzählen und festzustellen, was das alles sollte. Doch diesmal brachte mich seine Klugheit nicht weiter. Er war nicht weniger verwirrt und nervös als ich.
    Ab sofort behandelte sie mich womöglich noch strenger, und obwohl sie Anra weiterhin aus der Ferne verwöhnte, hielt sie uns mehr denn je von der Außenwelt fern. Ich durfte nicht einmal mit der neuen Sklavin sprechen, die sie gekauft hatte, ein häßliches dünnbeiniges, ständig grinsendes Mädchen namens Phryne, die meine Mutter massierte und ihr manchmal auf der Flöte vorspielte. Neuerdings kamen auch alle möglichen nächtlichen Besucher ins Haus, doch Anra und ich wurden bei diesen Gelegenheiten immer in unser kleines Schlafzimmer über dem Garten eingeschlossen. Wir hörten die Besucher brüllen und kreischen und im kleinen Hof herumstampfen, während Phrynes Flöte erklang. Manchmal lag ich die ganze Nacht auf meinem Bett und starrte in unerklärlichem Entsetzen in die Dunkelheit. Ich wandte alle Tricks an, um von der alten Berenice zu erfahren, was im Haus vorging, doch in diesem Fall war ihre Angst vor Mutters Zorn zu groß. Sie sah mich nur sehr seltsam traurig an.
    Schließlich schmiedete Anra einen Plan, der uns helfen sollte, die Wahrheit herauszufinden. Als er mir zum erstenmal davon erzählte, weigerte ich mich. Ich war entsetzt. Und bei dieser Gelegenheit entdeckte ich die Macht, die er über mich hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Dinge, die ich für ihn getan hatte, zu einem Spiel gehört, das mir soviel Spaß machte wie ihm. Ich hatte mich nie selbst als Sklavin betrachtet, die Befehlen gehorchte. Aber als ich mich jetzt widersetzte, stellte ich nicht nur fest, daß mein Zwillingsbruder einen seltsamen Einfluß auf meine Gliedmaßen ausüben konnte, die sich kaum noch bewegen ließen, wenn er es nicht wollte – sondern ich merkte auch, daß ich den Gedanken nicht ertragen konnte, ihn unglücklich oder enttäuscht zu sehen. Heute weiß ich, daß er damals eine erste Lebenskrise erreicht hatte, die ihm den Weg verbaute, und

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