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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Augenblick ertönte ein fürchterliches Bersten von Holz, als würde eine Tür eingedrückt. Abrupt war es totenstill. Jemand machte eine unvorsichtige Bewegung und löschte eine Lampe, so daß der Hof plötzlich in Halbdunkel getaucht war.
    Dann ertönten laute, dröhnende Schritte, als sei ein Denkmal in Bewegung geraten, und der unheimliche Lärm kam immer näher.
    Die Gästen waren erstarrt und blickten fasziniert auf die Tür zum Haus. Phrynes Arm lag noch um den Hals des dicken Mannes. In Mutters Gesicht zeigte sich ein wahrhaft unbeschreibliches Entsetzen. Sie war zur zweiten Lampe zurückgewichen und sank nun auf die Knie. Ihre Augen waren geweitet, so daß sich ringsum das Weiße zeigte. Sie begann kurze, abgehackte Schreie auszustoßen, wie ein in die Falle gegangenes Tier.
    Sekunden später tauchte ein kantig wirkender nackter Steinriese auf, der fast sieben Fuß groß war und plumpe Arme und Beine hatte. Die Gesichtszüge waren ausdruckslose schwarze Schlitze in einer flachen Oberfläche, und vor sich her trug er einen riesigen steinernen Penis. Ich konnte seinen Anblick kaum ertragen, doch ich konnte auch nicht fortschauen. Mit widerhallenden Schritten stampfte er durch das Zimmer auf Mutter zu, zerrte sie am Haar in die Höhe, während sie aufkreischte, und riß ihr mit der anderen Hand das weinbefleckte Kleid vom Leib.
    Ich fiel in Ohnmacht.
    Aber die Szene war damit wohl schon zu Ende, denn als ich schwach vor Entsetzen wieder zu mir kam, hörte ich unten lautes Gelächter. Mehrere Männer beugten sich über Mutter und beruhigten sie mit scherzhaften Worten. Zu der Gruppe gehörten auch die beiden Männer, die den Hof zuvor verlassen hatten, und in einer Ecke lag ein wirrer Haufen aus Stoff und dünnen Brettern, die mit Mörtel überkrustet waren. Den Gesprächsfetzen entnahm ich, daß der Rothaarige das schreckliche Kostüm getragen hatte, während der Satyrgesichtige draußen die Geräusche erzeugte, indem er mit einem Mauerstein auf den Boden schlug und ein schräggestelltes Brett durchbrach, um uns das Bersten der Tür und die Schritte vorzutäuschen.
    ›Nun sag bloß, deine Urgroßmutter war in Persien nicht mit einem dummen alten Steindämon verheiratet!‹ rief der Mann freundlich und hob einen Finger.
    Dann kam etwas, das mich viel mehr quälte als alles andere – das mich tatsächlich ebenso erschreckte wie die seltsame Erscheinung. Obwohl sie totenblaß war und sich kaum auf den Beinen halten konnte, gab sich Mutter größte Mühe, so zu tun, als wäre der böse Streich sehr lustig gewesen. Ich kannte den Grund. Sie hatte große Angst davor, ihre Freunde zu verlieren, und hätte fast alles getan, um nicht allein zu bleiben.
    Ihre Täuschung klappte. Zwar verabschiedeten sich einige Gäste, doch die meisten gingen auf ihre lachenden Beruhigungen ein. Sie tranken, bis alle schnarchend am Boden lagen. Ich wartete fast bis zum Morgengrauen, nahm dann all meinen Mut zusammen, ließ mich von meinen steifen Muskeln auf das Dach zerren, das kalt und schlüpfrig war von Tau, und schleppte mich in unser Zimmer zurück. Es kam mir vor, als wäre ich am Ende meiner Kräfte.
    Doch schlafen durfte ich noch nicht. Anra lag noch wach und wollte unbedingt hören, was geschehen war. Ich flehte ihn an, mich in Ruhe zu lassen, doch er war beharrlich, und ich mußte ihm alles berichten. Die Bilder, die ich gesehen hatte, tanzten in meinem erschöpften Geist so lebhaft hin und her, daß alles ein zweitesmal zu geschehen schien. Anra stellte alle möglichen Fragen und duldete nicht, daß ich auch nur die geringste Kleinigkeit ausließ. Ich mußte meine erste aufflackernde Freude noch einmal durchleben, doch nun getrübt durch die Erkenntnis, daß Menschen meistens heimtückisch und grausam sind.
    Als ich über die Steingestalt berichtete, wurde Anra sehr aufgeregt. Doch als ich ihm enthüllte, daß das alles nur ein böser Streich gewesen war, schien er sehr enttäuscht zu sein. Er wurde ärgerlich, als verdächtigte er mich der Lüge.
    Endlich ließ er mich einschlafen.
    Am nächsten Abend kehrte ich in mein Loch unter dem Dach zurück.«
    Wieder zügelte Fafhrd sein Pferd. Der Nebel, der den Berggipfel verhüllte, begann plötzlich zu glühen, als ginge ein grüner Mond auf oder als wäre dort ein Vulkan, der grüne Flammen spie. Der Schimmer verfärbte die aufwärts gerichteten Gesichter. Die Erscheinung lockte wie ein riesiges, verschwommenes Juwel. Fafhrd und der Mausling wechselten einen Blick voller

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