Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
verlassen hätten! Aye, und gelacht hätte ich bei dem Anblick!«
»Und nun möchte ich Ihre Ansicht hören, Schiffsherr Lukeen«, sagte Slinoor abschließend, »was sollten wir jetzt tun?«
»Wir müssen diese Ungeheuer in ihren Käfigen ersäufen«, sagte Lukeen sofort, »ehe sie noch mehr Schiffe versenken oder unsere Seeleute vor Angst noch wahnsinnig werden.«
Diese Antwort löste eine eisige Bemerkung Hisvets aus: »Da werden Sie mich zuerst ersäufen müssen!«
»Sie haben keinen Beweis gegen sie!« rief Fafhrd laut. »Meine kleine Dame – dieser Mann ist verrückt.«
»Kein Beweis!« dröhnte Lukeen. »Gestern hatten wir zwölf weiße Ratten an Bord. Jetzt sind es nur noch elf!« Er deutete auf die Käfige und ihre blauäugigen Bewohner, die hochmütig den Kopf wandten. »Wir alle haben sie gezählt. Niemand anderer als diese teuflische Demoiselle hat den weißen Rattenkommandeur geschickt, die Clam zu vernichten! Welchen Beweis braucht ihr noch?«
»Ja, das stimmt!« schaltete sich der Mausling mit vibrierender Stimme ein, die ihm sofort Gehör verschaffte. »Der Beweis genügt ... wenn da gestern wirklich zwölf Ratten in den Käfigen waren.« Beiläufig fügte er hinzu: »Soweit ich mich erinnere, waren es nur elf.«
Slinoor starrte den Mausling an, als traute er seinen Ohren nicht. »Sie lügen!« sagte er. »Und schlimmer: Sie lügen völlig sinnlos. Sie und ich und Fafhrd – wir alle unterhielten uns noch gestern darüber, daß es zwölf Ratten wären!«
Der Mausling schüttelte den Kopf. »Fafhrd und ich haben nichts von der genauen Zahl gesagt. Sie haben behauptet, es wäre ein Dutzend«, informierte er Slinoor. »Nicht zwölf, sondern ... ein Dutzend. Ich nahm natürlich an, Sie verstünden diese Bezeichnung als ungefähre Zahl.« Der Mausling schnippte mit den Fingern. »Jetzt erinnere ich mich auch – als Sie von dem Dutzend sprachen, wurde ich doch neugierig und zählte die Ratten. Und ich kam auf elf. Aber das erschien mir gestern zu unwichtig, um es zu erwähnen.«
»Nein, es waren gestern zwölf Ratten«, erwiderte Slinoor fest. »Sie irren sich, Grauer Mausling.«
»Ich werde eher meinem Freund Slinoor glauben, als einem Dutzend von euch!« warf Lukeen ein.
»Aber gewiß doch, gute Freunde sollten zusammenhalten«, sagte der Mausling und lächelte zustimmend. »Gestern habe ich Glipkerios Rattengeschenk gezählt und kam auf elf. Schiffsherr Slinoor – jeder kann sich irren! Analysieren wir den Sachverhalt. Zwölf Ratten, geteilt durch vier Silberkäfige, das ergibt drei Ratten pro Käfig. Wollen wir doch mal sehen ... ich hab's! Da war gestern ein Augenblick, in dem wir drei die Ratten bestimmt gezählt haben – als wir sie nämlich nach unten in diese Kabine trugen. Wie viele waren in dem Käfig, den Sie trugen, Slinoor?«
»Drei«, kam sofort die Antwort.
»Und drei in meinem«, sagte der Mausling.
»Und je drei in den anderen beiden«, sagte Lukeen ungeduldig. »Wir verschwenden nur unsere Zeit!«
»Moment!« sagte der Mausling und hob den Finger. »Wir alle müssen auch bemerkt haben, wie viele Ratten in einem von Fafhrds Käfigen gewesen sind. Stellen Sie sich die Szene vor. So hat er ihn angehoben.« Der Mausling legte Mittelfinger und Daumen zusammen. »Wie viele Ratten waren in diesem Käfig, Slinoor?«
Slinoor runzelte die Stirn. »Zwei«, sagte er und fügte sofort hinzu: »Und vier im anderen.«
»Sie haben aber eben behauptet, es wären in jedem drei gewesen«, erinnerte ihn der Mausling.
»Ich nicht!« sagte Slinoor heftig. »Lukeen hat das gesagt!«
»Ja, aber Sie haben genickt, haben zugestimmt«, sagte der Mausling mit gehobenen Augenbrauen.
»Ich habe ihm damit nur zugestimmt, daß wir Zeit verschwenden«, sagte Slinoor. »Und das stimmt doch auch.« Trotzdem hatte er jetzt leicht die Stirn gerunzelt, und seine Stimme hatte etwas von ihrer Schärfe verloren.
»Ich verstehe«, sagte der Mausling zweifelnd. Langsam war er in die Rolle eines Rechtsgelehrten geschlüpft, der seinen Fall geschickt vor Gericht vortrug. Nun schoß er plötzlich die Frage ab: »Fafhrd, wie viele Ratten hast du denn getragen?«
»Fünf«, antwortete der Nordling kühn. »Zwei in einem Käfig, drei in dem anderen.«
»Eine hübsche Aussage!« höhnte Lukeen. »Der Barbar würde doch alles beschwören, nur um der Demoiselle ein Lächeln abzugewinnen. Die wickelt ihn doch um den kleinen Finger!«
»Das ist eine Lüge!« brüllte Fafhrd und sprang so heftig auf, daß er mit dem
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