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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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sich und sprang gelenkig an den Rattentisch zurück.
    Der Mausling beobachtete die Szene mit brennenden Augen. Er hatte das Gefühl, unter einem seltsamen Einfluß zu stehen. Zuweilen huschten breite Schatten durch die Kabine; einmal wurde Skwee so groß wie Hisvet – oder Hisvet so klein wie Skwee? Plötzlich schrumpfte auch der Mausling auf Skwees Größe zusammen und rannte unter das Bett und fiel in eine Rutsche, die ihn nicht in den dunklen korngefüllten Laderaum brachte, sondern in eine weitläufige unterirdische Rattenmetropole, wo Rattenschwerter klirrten und Rattengeld klimperte, wo lüsterne Rattenfrauen gegen Geld tanzten, wo sich maskierte Rattenspione und Rattenverräter tummelten, wo sich alle der absoluten Herrschaft des mächtigen Rates der Dreizehn beugten – und wo der Ratten-Mausling überall eine schlanke Rattenprinzessin namens Hisvin-Hisvet suchte.
    Der Mausling schreckte zusammen und erwachte. Er mußte doch mehr getrunken haben, als er angenommen hatte. Skwee stand nun vor dem gelben Fleischstück, das ihm Frix auf einem Silberteller bereitgelegt hatte. Die anderen Ratten beobachteten ihn, und Skwee zog mit eleganter Bewegung Messer und Wetzeisen. Der Mausling kniff sich in den Arm und brachte die Bemerkung zustande: »Ah, wäre ich doch eine Ratte, Weiße Prinzessin, daß ich Ihnen so dienen könnte!«
    Demoiselle Hisvet rief: »Das ist nett gesagt!« und sie lachte. »Nehmen Sie sich mit Ihren Wünschen in acht – schon mancher ist plötzlich erfüllt worden. Aber Ihre Absicht ist schmeichelnd. Ich muß Sie belohnen. Frix, komm her, setz dich zu mir.«
    Der Mausling konnte nicht sehen, was zwischen den beiden geschah, denn Frix saß halb hinter Hisvet und sah ihn fröhlich über die Schulter ihrer Herrin an. Hisvet schien etwas in Frix, Ohr zu flüstern.
    Nun ertönte ein leises Schaben, als Skwee mit schneller Bewegung Messer und Wetzeisen zusammenführte und die Klinge schärfte. Der Mausling verspürte den Drang, aufzustehen und sich die Sache näher anzusehen – und dabei vielleicht auch mitzubekommen, was Hisvet und Frix da taten – doch eine große Lethargie hatte sich seiner bemächtigt.
    Er hatte nur eine Sorge – daß Fafhrd ein klügeres Kompliment herausbrachte als er, eine Bemerkung, die Frix von ihrem Ziel abbrachte. Aber dann sah er, daß Fafhrd der Kopf auf die Brust gesunken war, und er hörte das leise Schnarchen des Nordlings.
    Zuerst spürte der Mausling nur Erleichterung. Er erinnerte sich an frühere Zeiten, da er mit fröhlichen Mädchen noch gezecht hatte, als sein Freund längst schnarchte. Fafhrd mußte zwischendurch ganz schön aufgeholt haben mit dem Wein!
    Frix fuhr auf und kicherte. Hisvet flüsterte weiter, während das Mädchen den Mausling verschmitzt anstarrte.
    Skwee steckte den Stahl fort, zog elegant die Gabel, stieß sie in das gelbe Fleischstück und begann geschickt eine Scheibe abzuschneiden.
    Endlich stand Frix auf, erhielt einen Klaps auf die Schulter und kam lächelnd um den Tisch.
    Skwee präsentierte eine papierdünne Fleischscheibe am Ende seiner Gabel, schwenkte sie mehrmals hin und her, damit sie auch alle sahen, und führte das Fleisch an seine Schnauze, um davon zu kosten.
    Trotz seines bezechten Zustands mußte der Mausling plötzlich daran denken, daß Fafhrd unmöglich soviel Wein getrunken haben konnte! Der Nordling war ihm doch seit zwei Stunden nicht aus den Augen gekommen! Natürlich wirkten Schläge auf den Kopf manchmal sehr spät nach.
    Trotzdem durchschoß ihn Eifersucht, als Frix neben Fafhrd stehenblieb und in sein vorgebeugtes Gesicht starrte.
    Im gleichen Augenblick ertönte ein wütendes Quietschen vom Rattentisch, und das weiße Tier sprang auf das Bett, noch mit Tranchiermesser und Gabel bewaffnet.
    Die Lider wurden dem Mausling schwer; trotzdem sah er, wie Skwee mit seinem winzigen Besteck vor Hisvets Gesicht herumfuchtelte. Er fiepte in menschenähnlichen Lauten, gab offenbar eine dramatische Schilderung. Schließlich hielt er ihr das Fleisch mit anklagendem Quietschen vor die Nase.
    Plötzlich registrierte der Mausling eine Unzahl leiser Schritte, die auf dem Hauptdeck herankamen und sich der Kabine näherten. Er versuchte Hisvet darauf aufmerksam zu machen, doch Lippen und Zunge wollten ihm nicht mehr gehorchen.
    Frix packte plötzlich Fafhrd am Haar und zog seinen Kopf in die Höhe. Das Kinn des Nordlings hing herab, und nur das Weiße seiner Augen war zu sehen.
    Ein leises Klopfen an der Tür – nicht anders

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