Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
als die Zeichen der Küchenjungen.
Frix und Hisvet sahen sich an. Das Mädchen ließ Fafhrds Kopf fallen; huschte zur Tür, legte mit schneller Bewegung den Riegel vor und befestigte ihn mit einer Kette. Im gleichen Augenblick prallte etwas (vermutlich die Schulter eines Mannes) von außen gegen die Türfüllung.
Das Dröhnen setzte sich fort und verstärkte sich nach kurzer Zeit, als würde jetzt der Ersatzmast wie ein Rammbock gegen die Tür geschwungen, die mit jedem Schlag sichtbar erzitterte.
Der Mausling machte sich schließlich fast gegen seinen Willen klar, daß hier etwas Besonderes vorging und daß er eigentlich etwas unternehmen mußte. Er gab sich Mühe, seine Müdigkeit abzuschütteln und aufzuspringen. Doch er mußte feststellen, daß er keinen Finger rühren konnte. Seine ganze Kraft wurde benötigt, die Augen offenzuhalten und mit verschwommenem Blick zu verfolgen, wie Hisvet, Frix und die Ratten jetzt eine fieberhafte Aktivität entwickelten.
Frix stemmte ihren Serviertisch gegen die zitternde Tür und begann andere Möbelstücke dahinter aufzutürmen.
Hisvet zog hinter der Koje verschiedene lange Kästchen hervor und begann sie zu öffnen. Die weißen Ratten sprangen herbei und nahmen sich den Kisteninhalt heraus: kleine geschmiedete Waffen: Schwerter, Speere, Armbrüste mit winzigen Pfeilköchern. Jede Ratte nahm mehr Waffen, als sie selbst einsetzen konnte. Eilig legte Skwee einen schwarzgefederten Helm an, der bis über seine pelzigen Backen herabreichte. Der Mausling versuchte die Zahl der Ratten festzustellen, die sich an den Kästen zu schaffen machten, und kam auf zehn.
In der Tür klaffte plötzlich ein Spalt. Frix wich zurück, sprang zur Steuerbord-Falltür, die in den Laderaum hinabführte und öffnete sie. Hisvet warf sich zu Boden und steckte den Kopf in das schwarze Loch.
Die Bewegungen der beiden Frauen hatten etwas erschreckend Animalisches. Vielleicht lag es an dem engen Raum und der niedrigen Decke – aber es schien dem Mausling, als bewegten sie sich am liebsten auf allen vieren.
Hisvet sprang auf und winkte den zehn weißen Ratten zu. Unter Skwees Führung verschwanden sie durch die offene Falltür, und ihre blauen Waffen blitzten und klirrten, und schon waren sie verschwunden. Frix holte einige dunkle Kleidungsstücke aus einer Nische. Hisvet ergriff ihr Handgelenk, stieß sie vor sich durch die Öffnung und stieg hinterher. Ehe sie die Falltür über sich zuzog, wanderte ihr Blick noch einmal durch die Kabine. Als ihre roten Augen den Mausling musterten, vermeinte er einen seidigen weißen Flaum auf ihrer Stirn zu entdecken, aber das mochte ebensogut eine Täuschung sein.
Die Kabinentür zersplitterte, und ein dickes Mastende fuhr in den Raum, warf den breiten Tisch um und schaffte heillose Unordnung. Über den Rammbock kletterten drei nervöse Seeleute, gefolgt von Slinoor, der einen Kurzsäbel schwang, und Slinoors Sternenoffizier (Navigator) mit erhobener Armbrust.
Slinoor drängte die anderen nach vorn und überschaute die Szene. Dann sagte er: »Unser Traumpulver-Curry hat die beiden lüsternen Kämpfer außer Gefecht gesetzt, aber Hisvet und ihre Nymphe haben sich versteckt. Die Ratten sind nicht in ihren Käfigen! Sucht, Leute! Sternenoffizier, Sie decken uns!«
Zuerst vorsichtig, dann immer hastiger durchsuchten die Seeleute den Raum, stürzten die leeren Truhen um, warfen Decken und Matratzen aus der Koje, schwangen sie hoch, um darunter zu schauen, rückten die Seekisten von den Wänden, öffneten unverschlossene Behälter und brachten Hisvets Garderobe durcheinander.
Wieder gab sich der Mausling größte Mühe, doch er vermochte nicht zu sprechen oder sich zu bewegen. Ein Seemann stieß ihn an, und er sank hilflos gegen die Seitenlehne seines Stuhls, ohne völlig das Gleichgewicht zu verlieren. Fafhrd wurde von hinten angestoßen und fiel mit dem Gesicht in seinen Nachtisch, und seine Arme fuhren herum und fegten Geschirr vom Tisch.
Der Sternenoffizier bewachte alles mit seiner Armbrust. Slinoor stocherte mit seinem Dolch in Hisvets Unterwäsche herum und deutete schließlich auf den Rattentisch.
»Hier haben die Untiere gegessen – wie Menschen«, sagte er angewidert. »Sie haben auch vom Curry gegessen. Hoffentlich haben sie sich damit tüchtig vollgeschlagen!«
»Wahrscheinlich haben gerade die Ratten unsere Droge bemerkt und die Frauen gewarnt«, sagte der Sternenoffizier. »Ratten haben eine gute Nase für Gift.«
Als kein Zweifel mehr bestand,
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