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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ihm sein berechnendes, selbstsüchtiges Ich zurückverschaffen konnte. Er fuhr mit den Fingerspitzen über die kleine Kante an seiner Schläfe. Es würde nur Sekunden dauern, bis er den Pfeil wieder herausgedrückt hatte. Aber er hatte Angst vor dem, was dann passieren konnte. Damit verlor er vielleicht den Saft jeglichen Gefühls oder sogar das Leben selbst. Außerdem wollte er dieses Band, das ihn an Hisvet kettete, nicht aufgeben.
    Kaum vernehmbare Schritte auf dem Kiespfad, ein schwaches Knirschen, das dennoch von mehr als zwei Füßen stammen mußte. Zwei schmale Nonnen in den schwarzen Roben der Götter von Lankhmar kamen Arm in Arm näher. Ein Dutzend Schritte vor ihm verließen sie den Weg und gingen auf den nächststehenden Glockenbaum zu. Eine Nonne hielt die raschelnden Äste auf, und der weite Ärmel gab ihrem Arm das Aussehen eines Fledermausflügels. Die zweite Gestalt huschte hinein. Die erste folgte ihr mit schneller Bewegung, doch da rutschte die Haube ein wenig zurück und offenbarte das lächelnde Gesicht von Frix.
    Das Herz des Mauslings machte einen Sprung. Welch geschickte Verkleidung ...! Als der Mausling inmitten eines Durcheinanders losgerissener Blüten in der Höhlung erschien, wandten sich die beiden schlanken schwarzen Gestalten um und ließen ihre Hauben zurücksinken. So wie er es auch zuletzt an Bord der Squid gesehen hatte, trug Frix ein dunkles Silbernetz im Haar. Noch immer lag ein Lächeln auf ihren Lippen, obwohl ihr Blick ernst war und in die Ferne schweifte. Hisvets Haar war ein silbrig aufgetürmtes Wunder, sie hatte die Lippen verlockend geschürzt, als hauchte sie ihm einen Kuß entgegen, während ihr Blick ihn von Kopf bis Fuß abtastete.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
    Blindlings stürzte der Mausling auf Hisvet zu und legte die Arme um sie.
    Doch mit einer seltsam einstudierten Bewegung, wie von schnellem Tanzschritt herumgeschleudert, tauschten die beiden Mädchen ihre Plätze, so daß er plötzlich Frix umarmte, die im letzten Augenblick auch noch den Kopf zur Seite schwenkte und ihre Wange an die seine legte.
    Der Mausling war sofort zurückgewichen und hätte sich artig entschuldigt, denn Frix fühlte sich durch ihre Robe recht verlockend und höchst angenehm gerundet an, doch in diesem Augenblick legte Hisvet den Kopf über Frix' Schulter, neigte ihr elfisches Gesicht zur Seite und legte ihre halb geöffneten Lippen auf den Mund des Mauslings, der sich im Siebten Himmel wähnte.
    Als Hisvet schließlich den Kuß beendete, ohne allerdings den Kopf sehr weit zu entfernen, murmelte sie ihm zu: »Freue dich, hübscher Dolchschwinger, denn du hast wahrhaftig und wirklich eine Demoiselle von Lankhmar geküßt, eine fast undenkbare Vertraulichkeit, du hast meine Lippen geküßt , eine Intimität, die jedes Begreifen übersteigt. Und jetzt, Dolchschwinger, umarme meine Frix, während ich mich deiner Augen und deines Gesichts annehme, das wahrlich der edelste Teil des Körpers ist, der Spiegel der Seele.«
    Inzwischen öffneten Frix' schlanke Finger seinen Rattenfellgürtel. Mit leisem Rascheln und dumpfen Geräusch gingen Skalpell und Katzenklaue zu Boden.
    »Vergiß nicht: Dein Blick gilt nur mir«, flüsterte Hisvet mit einem Anflug von Tadel in der Stimme. »Ich bin nicht eifersüchtig auf Frix, solange du dich nicht um sie kümmerst.«
    Obwohl es noch immer samtig dunkel war, schien die Helligkeit zugenommen zu haben. Vielleicht war der Mond höhergestiegen. Vielleicht hatte auch der Schimmer der Feuerkäfer und Glühwespen und Nachtbienen zugenommen, die überall herumschwirrten.
    Der Mausling legte die Arme fester um Frix' schlanke Hüften und flüsterte Hisvet zu: »Oh, Weiße Prinzessin ... Oh, nüchterner Steuermann des Verlangens ... Oh, frostkalte Göttin der Erotik ... Oh, satanische Jungfrau ...«, während sie ihn unentwegt auf Lider und Wangen und das freie Ohr küßte und ihm mit den langen seidigen Wimpern über die Haut fuhr, so daß die Pflanze der Liebe zärtlich gehegt wurde und wuchs. Der Mausling wollte diese Liebkosungen erwidern, doch sie stoppte seine Lippen mit ihrem Mund. Als seine Zunge über ihre Zähne fuhr, glaubte er zu spüren, daß ihre beiden Vorderzähne seltsam groß ausgefallen waren, doch in seinem Zustand war ihm das nur ein weiteres Zeichen für ihre Schönheit.
    Dies war höchste Ekstase, sagte er sich. Es wollte ihm scheinen, als wäre er im neunten und höchsten Himmel, zu dem nur wenige auserwählte Helden Zugang haben.
    Der

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