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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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und Splittern war zu hören. Im ersten Moment glaubte Fafhrd, die Gestalten unter ihm würden nun in den Tempel stürzen. Doch dann sah er sie plötzlich zurückeilen, sah, wie sie sich zwischen den anderen wieder zu Boden warfen.
    Die großen Türen hatten sich eine Handbreit geöffnet. Durch diesen Spalt marschierte nun eine Fackelprozession winziger Gestalten, die sich am oberen Ende der Vortreppe aufstellten.
    Es handelte sich um etwa vierzig große Ratten, die auf zwei Füßen gingen und schwarze Togen trugen. Vier schwangen lanzenhohe Fackeln, die weißblau flackerten. Die anderen hatten etwas in der Hand, das Fafhrd trotz aller Anstrengung nicht genau erkennen konnte – kleine schwarze Stäbe? Jedenfalls waren drei der Stäbe weiß, die übrigen schwarz.
    Eine seltsame Stille breitete sich auf der Straße der Götter aus, als wäre auf ein geheimes Signal der Angriff überall eingestellt worden.
    Die schwarzgekleideten Ratten riefen im Chor, schrill, aber doch verständlich: »Wir haben eure Götter getötet, o Lankhmarier! Wir sind jetzt deine Götter, Volk von Lankhmar! Ergebt euch unseren weltlichen Brüdern, und ihr erleidet keinen Schaden. Befolgt ihre Befehle. Eure Götter sind tot, o Lankhmarier! Wir sind eure Götter!«
    Die Menschen auf dem Boden schlugen weiter mit den Köpfen auf das Pflaster. Andere gesellten sich hinzu, machten es ihnen nach.
    Fafhrd überlegte, ob er die schreckliche kleine Prozession bewerfen sollte – die Gestalten, die die Menschheit in ihren Bann gezogen hatten. Aber da fiel ihm ein, daß der Mausling auf einen Bruchteil seiner selbst zusammengeschrumpft war und somit unter dem tiefsten Keller leben konnte – und das konnte nichts anderes bedeuten, als daß sich der Mausling durch Zauberkräfte in eine Ratte verwandelt hatte. War das Hisvins Werk? Und wenn Fafhrd eine Ratte tötete, konnte er damit seinen Freund treffen.
    Er beschloß sich an Ningaubles Anweisungen zu halten. Er begann hastig den Glockenturm zu erklimmen – umfaßte die Griffe, zog sich hoch, stützte sich mit seinen langen Beinen ab.
    Das schwarze Kätzchen, das einige Meter entfernt auf dem gleichen Tempeldach saß, fuhr zurück, als es die aufgereihten Ratten entdeckte. Es wollte fliehen, doch rührte es schließlich keinen Muskel.

15
    Glipkerio saß unruhig auf der Kante seiner goldenen Muschelcouch. Die leichte Kampfaxt lag vergessen auf dem blauen Fußboden neben ihm. Von einem Tisch nahm er einen dünnen Würdestab, an dessen Spitze ein bronzener Seestern schimmerte – es war einer von mehreren Dutzend Stäben –, und spielte nervös damit herum. Sekunden später fiel ihm der Stab aus der Hand und klapperte musikalisch über den Fliesenboden davon. Glipkerio verschränkte die Hände und fuhr aufgebracht hin und her.
    Das Blaue Audienzzimmer war nur von wenigen flackernden, rußigen Kerzen erleuchtet. Der Mittelvorhang war aufgezogen, wodurch der Raum in seiner doppelten Länge noch bedrückender wirkte.
    Die Wendeltreppe, die in das blaue Minarett führte, war eine Spirale aus Schatten. Jenseits der großen Torbogen, die die Veranda abteilten, lag die graue Spindel am oberen Ende der Kupferrutsche und schimmerte geheimnisvoll im Mondlicht. Eine schmale Silberleiter führte zu ihrem Einstiegsloch hoch, das geöffnet war.
    Die Kerzen warfen einen zuckenden Schatten an die blauen Innenwände – und auf Samanda, die in einer Ecke stand und Glipkerio anstarrte wie einen Verrückten, der gleich einen Anfall haben mußte.
    Glipkerio, der unentwegt mit seinen Blicken den Boden absuchte, besonders die Ränder unter den blauen Vorhängen vor den Türen, begann plötzlich zu murmeln, zuerst nur sehr leise, dann immer lauter: »Ich halte es nicht mehr aus. Bewaffnete Ratten in meinem Palast. Die Wächter fort. Haare in meiner Kehle. Dieses entsetzliche Mädchen. Das unanständige Sprungtier mit dem Gesicht des Mauslings. Kein Butler und auch kein Mädchen kommt auf mein Läuten. Auch kein Page zum Kerzentrimmen. Und Hisvin ist nicht gekommen. Hisvin kommt nicht! Ich habe niemanden mehr. Alles ist verloren! Ich halte es nicht mehr aus! Ich verschwinde! Welt, adieu! Nehwon – leb wohl! Ich suche mir ein glücklicheres Universum! «
    Mit diesen Worten sprang er auf und hastete auf die Veranda.
    Samanda stampfte bedächtig hinter ihm her und ergriff seinen Arm, ehe er die Leiter besteigen konnte. Sie zog ihn zurück und führte ihn zu seiner großen Audienzcouch und sagte: »Na, na – keine Bootsreisen heute

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