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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ein Regenbogen stand. Doch das war in Ordnung, weil seine sechs Farben mehr nach Pastellkreide denn nach Licht aussahen, und es war auch eine Tafel da, an der ihre Mutter und ein alter Mann, die beide lange, schwarze Umhänge trugen und Kapuzen, die ihre obere Gesichtshälfte verbargen, sie darin unterrichteten, wie man ilthmarischen Matrosen Vergnügen bereitete.
    Die Mutter benutzte für das Schauspiel ihren Hexen-Zauberstab und der alte Mann einen Silberlöffel, mit dem ihm die raffiniertesten Vorführungen gelangen.
    Doch dann, vielleicht zur Veranschaulichung irgendeiner Tugend – Beharrlichkeit? – klopfte er mit dem Löffel auf die hohl klingende Tischplatte, an der sie alle drei saßen. Er schlug ihn leise in einem sanften Begräbnisrhythmus, der sie ergriff, bis dieser klagende Ton alles war, was von der Welt übrigblieb.
    Sie wachte auf und hörte im gleichen langsamen Rhythmus das Tropfen von Wasser auf der dünnen Hornscheibe eines schrägen Dachfensters dicht über ihrem Kopf.
    Sie merkte, daß ihr warm geworden war und sie die Decke abgeworfen hatte, und als sie den Tropfen lauschte, dachte sie: Der Frostbann ist gebrochen. Es taut.
    Vom Kissen neben ihr murmelte Gale, die gleichfalls ihre Bettdecken beiseite geworfen hatte, dringlich im genauen Rhythmus der Wassertropfen: »Faf-hrd, Faf-hrd, On-kel Fafhrd.«
    Woraus Finger schloß, daß die Tropfen eine Nachricht des unternehmungslustigen rothaarigen Kapitäns waren, der seine Rückkehr ankündigte. Und sie sagte sich, sie habe zu diesem Mann eine engere Beziehung als Gale oder sogar Afreyt und müsse sich daher aufraffen und nach draußen gehen, um für seine sichere Heimkehr zu sorgen.
    Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, kroch sie behutsam aus dem Bett – es schien wichtig, keine Unruhe zu erzeugen – und zog ihren kurzen Umhang und weiche Fellstiefel an.
    Nach einem Augenblick betrachtender Überlegung warf sie Gale, die alle Glieder von sich gestreckt auf dem Rücken lag, ein dünnes Laken über und stahl sich aus dem Raum.
    Als sie am Schlafzimmer vorbeikam, im dem derzeit Cif und Afreyt schliefen, hörte sie, wie jemand aufstand, und schlich die Treppe hinunter, auf Zehenspitzen nahe der Wand, damit die Stufen nicht knarrten.
    Bei ihrer Ankunft in der geballten Wärme der Küche roch sie den Gahveh auf dem Herd und hörte oben hinter sich Schritte. Ohne Hast ging sie zur Badezimmertür und versteckte sich hinter Fafhrds daneben hängendem Bademantel aus grobem Flanell, so daß sie sehen konnte, ohne, wie sie hoffte, selbst gesehen zu werden.
    Cif war es, die für die Tagesarbeit gekleidet die Treppe herunterkam. Die kleine Frau warf die Tür nach draußen weit auf, und der Klang der Schmelzwassertropfen drang herein wie die weißen, flach fallenden Strahlen des untergehenden Mondes. Von diesen beschienen, setzte sie eine schmale Pfeife an die Lippen und blies – ohne hörbares Ergebnis, doch Finger nahm an, daß dies ein Zeichen gewesen war.
    Dann trat Cif ans eingedämmte Feuer, goß sich einen Becher Gahveh ein und trug ihn zum Eingang, wo sie wartend dastand und trank. Eine Zeitlang blickte sie in Fingers Richtung. Doch falls Cif das Mädchen sah, ließ sie sich nichts anmerken.
    Mit Glockengeläut, sonst aber lautlos, fuhr draußen ein Hundekarren samt Gespann vor – ohne Fahrer, soweit Finger das sehen konnte.
    Cif schritt hinaus, stieg ein, nahm die Peitsche aus ihrem senkrechten Halter und ließ sie, hoch aufgerichtet sitzend, einmal hoch oben in der Luft knallen.
    Finger kam hinter Fafhrds Bademantel hervor und eilte so schnell zur Tür, daß sie noch sah, wie Cif und ihr kleines Fahrzeug unter der fast noch vollen, tiefer sinkenden Scheibe des Satyrmonds – von den beiden großen Hunden gezogen – nach Westen davonfuhren, zu der Stelle, wo man nach Kapitän Mausling suchte. Eine Weile gab Finger sich dem guten Gefühl hin, ein Mitglied dieses Haushalts und seiner im Stillen wirkenden Hexenbewohnerinnen zu sein.
    Doch dann erinnerte das tropfende Schmelzwasser sie an ihre eigene Aufgabe. Sie nahm Fafhrds Bademantel vom Haken, hängte ihn über ihren linken Arm, ging, nachdem sie die Haustür genau wie Cif weit offen gelassen hatte, um das Wohnhaus herum und schritt über das offene Feld auf das Meer zu, über das dampfend feuchte Gras hinweg und das Streicheln des leichten Südwindes auf der Haut, der dem tiefgreifenden Wetterumschwung sein Siegel aufdrückte.
    Der Mond stand jetzt unmittelbar hinter ihr. Sie ging

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