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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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silbrigen Haarschleier freigearbeitet hatte, und blickte erwartungsvoll zu ihm empor.
    Er setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf, nickte mit dem Kopf seitlich zur Luke hinüber, durch die die Männer verschwunden waren, und richtete dann denselben fragenden Blick auf das Mädchen. Sonderbar, überlegte er, wie er es – wenn irgend möglich – vermied, das Wort an sie zu richten, abgesehen von Aufforderungen durch Fingerzeige und Gesten. Vielleicht lag das Wesen der Macht ja darin, sich seine Wünsche erfüllen zu lassen, ohne sie auch nur aussprechen zu müssen, einen anderen gehorchen zu lassen, in völligem Stillschweigen, so daß kein Gott etwas davon hörte und erfuhr. Ja, das war zumindest ein Teil davon.
    Mit den Lippen bildete er die Worte, hauchte sie kaum: »Wie bist du wirklich auf die Seefalke gekommen?«
    Ihre Augen weiteten sich, und nach einer Weile begannen ihre pfirsichweichen Lippen sich zu bewegen. Doch er mußte den Kopf wenden und zu ihr hinabsenken, bis ihre wispernden Lippen feucht und seidig sein Ohr streiften, bevor er deutlich verstehen konnte, was sie sagte – im gleichen Niederen Lankhmarisch, in dem er selbst, Mikkidu und Skor gesprochen hatten, jedoch mit einem wunderschön lispelnden Akzent voll kleiner Zisch-, Keuch- und Trillerlaute. Er rief sich in Erinnerung, wie sie in der Kiste den Geruch von purer Wollust verströmt hatte, doch nun war ihr Duft unendlich blütenhaft, erlesen und unschuldig.
    »Ich war eine Prinzessin und lebte mit Prinz Mordroog, meinem Bruder, in einem fernen Land, wo immer Frühling herrschte«, begann sie. »Dort filterte ein wässriger Einfluß alle Härte aus den Strahlen der Sonne, so daß sie nicht heißer schien als der silbrige Mond. Die Wut des Winters und die Dürre des Sommers waren gezähmt, die brüllenden Stürme zu immerdar sanften Lüftchen gebändigt, und selbst das Feuer war kühl – in jenem fernen Land.«
    Jede Hure erzählt dieselbe Geschichte , dachte der Mausling. Alle waren sie Prinzessinnen, bevor sie ins Gewerbe eingestiegen sind. Er hörte ihr jedoch weiter zu.
    »Wir hatten einen Goldschatz, der alle Träume überstieg«, fuhr sie fort, »fliegende Einhörner und schwimmende Kätzchen waren meine Streicheltiere, und wir wurden von einem Heer geschickter und lautloser Diener umsorgt, von Ungeheuern mit sanfter Stimme bewacht – der große Zerschlitzer, der ungeheure Alles-Greifer und der Tief-Stürmer, der riesigste von allen.
    Doch dann kamen schlimme Zeiten. Eines Nachts, als unsere Wächter schliefen, stahl man uns unseren Schatz, und unser Reich wurde noch einsamer, ferner und geheimer. Mein Bruder und ich machten uns auf die Suche nach unserem Schatz und nach Verbündeten. Im Verlaufe dieser Suche wurde ich von verwegenen Schurken geraubt und ins verruchte, verdorbene 'Brulsk geschleppt, wo ich alles Böse kennenlernte, was es unter der elenden Sonne gibt.«
    Auch das ist ein vertrauter Teil in der Geschichte einer jeden Metze , dachte der Mausling bei sich, die Entführung, der Verlust der Unschuld, die Unterweisung in allem Verdorbenen. Aber er hörte ihrem kitzligen Gewisper weiter zu.
    »Doch ich wußte, daß eines Tages der eine kommen würde, der mein König wäre und mich in mein Reich zurückbrächte, der in Macht und silbriger Pracht mit mir dort wohnte, nachdem wir unsere Schätze zurückerhalten hätten. Und dann kamst du .«
    Aha, und jetzt der persönliche Appell , dachte der Mausling. Wahrlich bekannt das alles. Aber hören wir es uns zu Ende an. Ihre Zunge in meinem Ohr gefällt mir. Es ist, als wäre man eine Blume, und eine Biene saugte den Nektar aus einem heraus.
    »Jeden Tag kam ich zu deinem Schiff und schaute zu dir empor. Aber was ich auch versuchte, ich kam nicht weiter. Niemals hast du mich lange angesehen, und doch wußte ich, daß mein Pfad und der deine ein und derselbe sind. Ich wußte auch, daß du ein herrischer Mann bist und mir Härten und Torturen auferlegen würdest, neben denen die im schrecklichen 'Brulsk erfahrenen zu nichts zusammenschrumpfen würden. Und doch konnte ich mich keinen Augenblick lang abwenden oder die Augen von dir und deinem düsteren Schiff lösen. Und als unverkennbar wurde, daß du mir keine Beachtung schenken und deinen wahren Gefühlen nicht gehorchen würdest, und daß auch keiner deiner Männer mir eine Möglichkeit bieten würde, dir zu folgen, stahl ich mich ungesehen an Bord, als alle mit dem Verstauen und Festzurren der Waren beschäftigt waren und du die

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