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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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seine Träume in der Eisöde gehabt, verschönt durch die Entbehrungen der langen, trostlosen Reise, und nun waren noch seine ärgerlichen Spielverluste dazugekommen. Und auch er war überzeugt, daß nunmehr die Schicksalsgöttinnen ihm hold waren, doch aus umgekehrten Gründen: Jemand, der so unverschämtes Glück beim Backgammon gehabt hatte, mußte, bei was immer er als nächstes unternahm, ganz einfach Pech haben.
    »Habt Dank für die Einladung, ich nehme sie mit Freuden an«, versicherte er dem Mausling mit sanfter Stimme. Er stand mit ihm auf und ging mit ihm zur Tür.
    »Wollt Ihr denn Eure Würfel und Steine nicht einpacken?« erkundigte sich der Mausling erstaunt. »Es ist auch eine ungewöhnlich schöne Schachtel.«
    »Ich überlasse sie gern der Schenke als Andenken an Euren meisterhaften Sieg«, erwiderte sein Tod gleichmütig und doch eine Spur hochtrabend und machte eine wegwerfende Gebärde.
    Normalerweise wäre das dem Mausling gegen den Strich gegangen und hätte seinen schlimmsten Argwohn geweckt. Nur Schwindler täuschten vor, so sorglos freigebig zu sein. Doch der Fluch, den Mog ihm auferlegt hatte, wirkte nun wieder in voller Stärke. So zuckte er nur lächelnd die Schulter und vergaß die Sache.
    »Unwichtig«, bestätigte er. Tatsächlich war das Benehmen der beiden momentan so gleichmütig, so leichthin, daß sie die Seetangschenke hätten verlassen und sich im Nebel verlieren können, ohne daß jemand es bemerkte, vom alten Ourph natürlich abgesehen, der den Kopf drehte, um dem Mausling nachzublicken, und ihn dann schwermütig schüttelte, ehe er wieder seinen geistigen Betrachtungen oder was auch immer nachhing.
    Glücklicherweise gab es in der Schenke auch solche, die sich echt um den Mausling sorgten und nicht durch mingolische Schicksalsergebenheit gebunden waren. Cif war nach seinem großen Sieg beim Spiel nicht zu dem Mausling geeilt. Zu stark war ihre Ahnung, daß es in dieser Nacht um mehr als nur Backgammon ging. Auch spürte sie von diesem Wermann etwas Bedrohliches, Unheimliches ausgehen – wie zweifellos andere in der Schenke ebenfalls. Doch im Gegensatz zu jenen ließ nicht einmal die flüchtige Erleichterung, die sie bei seinem Sieg empfand, sie ihre Aufmerksamkeit von ihm nehmen. Als er und sein gespenstischer Doppelgänger aus der Tür traten, eilte sie darauf zu.
    Pshawri und Mikkidu folgten ihr sofort.
    Sie sahen die beiden als verschwommene Flecken, als Schatten in dem weißen Nebel, und bemühten sich, den Abstand so zu halten, daß sie sie nicht aus den Augen verloren. Die Schatten bewegten sich quer über die Straße, dann ein Stück geradeaus, hielten kurz an und gingen weiter, bis sie an dem Gebäude aus grauem Holz von geborgenen Schiffswracks – dem Rathaus – vorbeikamen.
    Ihre Verfolger begegneten niemandem sonst, der sich in den Nebel gewagt hätte. Die tiefe Stille wurde nur hin und wieder von den aufplatschenden Tropfen gesammelten Dunstes unterbrochen, und dann und wann von gedämpften Gesprächsfetzen der beiden Männer voraus, doch zu leise und zu knapp, sich ein Bild machen zu können, worüber die zwei sich unterhielten. Es war gespenstisch.
    Vor der nächsten Hausecke blieben die beiden erneut stehen, dann bogen sie ab.
    »Das ist seine übliche Morgenstrecke«, flüsterte Mikkidu.
    Cif nickte, während Pshawri warnend eine Hand um Miks Arm legte und einen Finger auf seine Lippen drückte.
    Aber der Unterführer hatte zweifellos mit seiner Vermutung recht. Sie folgten den zweien zu der neuerbauten Kaserne und sahen, wie der Mausling höflich seinem Doppelgänger den Vortritt ließ. Pshawri und Mikkidu warteten kurz, zogen ihre Stiefel aus und schlichen den beiden nach.
    Cif hatte einen anderen Plan. Sie stahl sich an der Hauswand entlang zur Küchentür.
    Im Innern wies der Mausling – der seit dem Verlassen der Schenke kaum mehr als ein Dutzend Worte geäußert hatte – seinen Gast auf so allerlei hin und beobachtete seine Reaktion. Der andere konnte seine Verwirrung kaum verbergen. Sein Opfer hatte von einem Schatz oder vielmehr von Schätzen gesprochen, ihn mit ins Freie genommen und mit undeutbarem Blick auf eine Vertiefung in der Straße hingewiesen. Was konnte er damit meinen? Gewiß, eingesunkene Stellen ließen schon manchmal vermuten, daß unter ihnen etwas vergraben war – eine Leiche, gewöhnlich. Aber wer würde schon eine Leiche mitten auf der Straße einer freundlichen nördlichen Hafenstadt verscharren? Oder dort gar einen Schatz

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