Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Verteidigungstruppe hatten dem Angriff standgehalten. Ich hatte vor Alfred von ihrer Ankunft erfahren. Ich schickte ihm einen Boten, der ihn von dem Angriff unterrichtete, und noch am gleichen Tag fuhr ich mit dem Seeadler Temes hinunter und den Medwaeg hinauf, nur um festzustellen, dass ich nichts ausrichten konnte. Wenigstens sechzig Kriegsschiffe lagen auf dem schlammigen Ufer des Flusses, und zwei andere waren so aneinandergekettet worden, dass sie die ganze Breite des Medwaeg versperrten, um westsächsische Schiffe von einem Angriff abzuschrecken. Am Ufer sah ich die Eindringlinge einen Damm aus Erde aufschütten, sodass ich annahm, sie wollten Hrofeceastre mit ihrem eigenen Wall einkreisen. Der Anführer der Eindringlinge war ein Mann namens Gunnkel Rodeson. Ich erfuhr später, dass er von einem mageren Raubzug im Frankenreich zurückgekehrt war, weil er hoffte, das Silber erbeuten zu können, das angeblich in der großen Kirche und dem Kloster von Hrofeceastre gehortet wurde. Ich ruderte von seinen Schiffen weg, setzte unter einem lebhaften Wind aus Südosten das Segel des Seeadlers fuhr auf die nördliche Seite der TemesMündung. Ich hoffte, Beamfleot verlassen zu finden, doch auch wenn es offenkundig war, dass viele von Sigefrids Schiffen und Männern bei Gunnkel waren, so waren doch noch sechzehn Schiffe da, und die hochgelegene Wehranlage starrte vor Männern und Speerspitzen. Und deshalb fuhren wir zurück nach Lundene. »Kennst du Gunnkel?«, fragte mich Gisela. Wir sprachen Dänisch, wie wir es immer taten. »Nie von ihm gehört.« »Ein neuer Feind?«, fragte sie lächelnd. »Sie kommen in endloser Folge aus dem Norden hierher«, sagte ich. »Töte einen, und zwei neue segeln nach Süden.«
    »Ein sehr guter Grund, um damit aufzuhören, sie zu töten«, sagte sie. Näher an einen Tadel, weil ich Angehörige ihres eigenen Volkes tötete, kam Gisela nie heran.
    »Ich habe Alfred Gefolgschaft geschworen«, lautete meine trostlose Erklärung. Am nächsten Tag weckte mich ein Schiff auf, das durch die Lücke in der Brücke von Lundene fuhr. Der Klang eines Horns schreckte mich auf. Das Horn war von einem Späher geblasen worden, der auf den Wällen einer kleinen Burg wachte, die ich gerade am südlichen Ende der Brücke errichtete. Wir nannten diese Burg Suthriganaweorc, was einfach nur südliche Verteidigung bedeutete, und sie wurde von Männern aufgebaut und bewacht, die aus dem Fyrd von Suthrige stammten. Fünfzehn Kriegsschiffe fuhren flussab, und sie ruderten beim höchsten Stand der Flut durch die Lücke, also in dem Moment, in dem das strudelnde Wasser in der Lücke etwas ruhiger war. Alle fünfzehn Schiffe kamen sicher durch, und am Mast des dritten sah ich das Banner mit dem aufsteigenden weißen Pferd flattern, das meinem Cousin Æthelred gehörte. Einmal unterhalb der Brücke, wurden die Schiffe an die Landeplätze gerudert und immer zu dritt nebeneinander angeleint. Æthelred, so schien es, kehrte nach Lundene zurück. Im Frühsommer hatte er Æthelflaed mit zurück auf seine Besitzungen im westlichen Mercien genommen, wo er gegen die walisischen Viehdiebe vorgehen wollte, die allzu gern in Merciens fette Weidegründe einbrachen. Und jetzt war er zurück. Er begab sich in seinen Palas. Æthelflaed war natürlich bei ihm, denn Æthelred weigerte sich, sie aus den Augen zu lassen. Doch für Liebe hielt ich das nicht. Es war Eifersucht. Ich erwartete halb, zu ihm bestellt zu werden, doch ich wurde nicht gerufen, und als Gisela am nächsten Morgen zum Palas ging, wurde sie abgewiesen. Die Herrin Æthelflaed, so beschied man ihr, fühle sich unwohl. »Sie waren nicht unhöflich zu mir«, sagte sie, »nur unerbittlich.«
    »Vielleicht fühlt sie sich wirklich unwohl«, bemerkte ich.
    »Noch ein Grund mehr, eine Freundin bei sich zu haben«, sagte Gisela und sah durch die offenen Läden hinaus, wo die Sommersonne die Temes in ein glitzerndes Silberband verwandelte. »Er hat sie in einen Käfig gesperrt, oder wie würdest du das nennen?«
    Wir wurden von Bischof Erkenwald unterbrochen, oder besser gesagt, von einem seiner Priester, der die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Bischofs ankündigte. Gisela, die wusste, dass Erkenwald vor ihr niemals offen reden würde, zog sich in die Küche zurück, als ich zu seiner Begrüßung an die Tür ging. Ich hatte diesen Mann nie gemocht. Es sollte auch noch der Tag kommen, an dem wir uns hassten, aber er war Alfred treu ergeben, und er war tüchtig und er war

Weitere Kostenlose Bücher