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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eigener Fluss aussah, wies ein Wirrwarr von Sandbänken auf, durch die sich ein Wasserlauf in Richtung des Hügels oberhalb von Beamfleot wand, und nun, während wir die Ostspitze von Caninga umrundeten, konnte ich auch Sigefrids Lager erkennen, das auf dem Gipfel dieses Hügels lag. Es war ein grüner Hügel, und seine Wehranlage, die aus Erdwällen bestand, die von einer Holzpalisade gekrönt waren, zog sich wie eine braune Narbe um die gewölbte Kuppe. Der Hang unter dem südwärts gelegenen Abschnitt des Walls fiel steil bis zu einer Gruppe von Schiffen ab, die schräg auf dem Schlamm ruhten, den die Ebbe freigelegt hatte. Die Mündung des Hothlege wurde von einem Schiff bewacht, das den Wasserlauf versperrte. Es lag breitseits auf dem Fluss, gegen die Gezeitenströme mit Ketten an Bug und Heck gesichert. Eine Kette führte zu einem gewaltigen Pfahl, der am Ufer von Caninga eingelassen worden war, während sie die andere an einem Baum festgemacht hatten, der einsam auf der kleinen Insel wuchs, die das Nordufer der Mündung bildete. »ZweiBäumeInsel«, sagte der Fischer, der gesehen hatte, wohin ich blickte.
    »Aber da ist nur ein Baum«, stellte ich fest. »Als mein Vater jung war, standen noch zwei dort, Herr.«
    Der Gezeitenwechsel war gekommen. Die Flut begann, und Massen von Wasser drückten in das Mündungsgebiet der Temes, sodass unsere drei Schiffe in Richtung des feindlichen Lagers getragen wurden. »Wenden!«, rief ich Ralla zu und sah die Erleichterung auf seinem Gesicht, »aber zuerst setzt du den Drachenkopf wieder auf!« Und so sahen Sigefrids Männer, wie der Drachenkopf wieder auf den Steven gehievt wurde, und der Schnabelkopf des Adlers erschien auf dem Vordersteven des Seeadlers, da mussten sie gewusst haben, dass etwas nicht stimmte, nicht nur, weil wir die Schreckensmasken wieder zeigten, sondern auch, weil wir unsere Schiffe wendeten und Ralla das Händlerschiff losmachte. Und als sie uns so von ihrer hochgelegenen Festung beobachteten, mussten sie mein Banner am Mast des Seeadlers haben. Gisela und ihre Dienerinnen hatten das Banner mit dem Wolfskopf gemacht, und ich ließ es aufziehen, damit die Beobachter erfuhren, wer die Besatzung des Seeadlers ötet hatte.
    Dann ruderten wir davon und mussten uns gegen die hereinkommende Flut schwer in die Riemen legen. Wir wandten uns um Caninga herum nach Südwesten, und dann ließen wir uns von der starken Flut flussaufwärts nach Lundene tragen. Und das Händlerschiff, den Laderaum voller blutbesudelter, von den Möwen angefressener Leichen, trieb mit derselben Flut den Flussarm hinauf, bis es an das Langschiff stieß, das breitseits über dem Wasserlauf festgemacht war. Ich hatte jetzt drei Kampfschiffe, während mein Cousin fünfzehn besaß. Er hatte die erbeuteten Schiffe weiter flussaufwärts gebracht, wo sie, nach allem, was ich gehört hatte, ungenutzt verrotteten. Wenn ich zehn Schiffe mehr gehabt hätte und die Mannschaften, um sie zu besetzen, dann hätte ich Beamfleot erobern können, aber alles, was ich hatte, waren drei Schiffe, und der Flussarm unterhalb der hochgelegenen Festung war voller Schiffsmasten.
    Dennoch hatte ich eine Botschaft geschickt. Der Tod war auf dem Weg nach Beamfleot. Zuerst aber kam der Tod nach Hrofeceastre. Hrofeceastre war eine Stadt nicht weit von Lundene. Sie lag auf der südlichen Seite des riesigen Mündungsgebietes der Temes im alten Königreich von Cent. Die Römer hatten hier eine Festung errichtet, und nun war eine ansehnliche Stadt in und um die Wehranlage herum entstanden. Cent war natürlich seit langem ein Teil von Wessex, und Alfred hatte angeordnet, die Verteidigungsanlagen Hrofeceastres zu verstärken. Das war leicht zu bewerkstelligen gewesen, denn die alten Erdwälle der Römerfestung bestanden noch, und alles, was getan werden musste, war, den Graben zu vertiefen, eine Palisade aus Eichenbalken zu errichten und einige Gebäude niederzureißen, die außerhalb und zu nahe an den Wehranlagen standen. Und es war gut, dass diese Aufgabe erledigt worden war, denn im Frühsommer war ein großer dänischer Schiffsverband aus dem Frankenreich hierhergekommen. Sie hatten in Ostanglien Zuflucht gefunden, und von dort aus segelten sie südwärts, fuhren mit der Flut ein Stück die Temes hinauf und landeten an den Ufern des Medwaeg, dem Nebenfluss der Temes, an dem Hrofeceastre lag. Sie hatten die Stadt überrennen, Feuer und Schrecken verbreiten wollen, doch die neuen Wehranlagen und die starke

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