Schwertgesang
getrockneter Schellfisch, Aale, Krabben und Gans. Es war Brot da, Käse, Honig und Butter. Pater Willibald befürchtete, das Essen könnte vergiftet sein, und beobachtete mich ängstlich, während ich einen Gänseschenkel aß. »Da habt Ihr's«, sagte ich und wischte mir mit dem Handrücken das Fett vom Mund, »ich lebe noch.« »Gott sei gepriesen«, sagte Willibald, der mich weiterhin ängstlich betrachtete. »Thor sei gepriesen«, sagte ich, »das ist sein Hügel.«
Willibald bekreuzigte sich und bohrte dann zimperlich sein Messer in ein Stück Ente. »Ich habe gehört«, sagte er unruhig, »dass Sigefrid die Christen hasst.«
»Das tut er. Und Priester ganz besonders.« »Warum gibt er uns dann so gut zu essen?« »Um uns zu zeigen, wie sehr er uns verachtet«, sagte ich.
»Nicht, um uns zu vergiften?«, fragte Willibald, dessen Befürchtungen nicht versiegt waren. »Esst«, sagte ich, »und genießt es.« Ich bezweifelte, dass die Nordmänner uns vergiften würden. Sie mochten unseren Tod wünschen, aber nicht, bevor sie uns gedemütigt hatten. Dennoch stellte ich auf den Pfaden, die zu dem Palas führten, Wachen auf. Ich befürchtete halb, dass Sigefrids Demütigung darin bestehen könnte, in tiefster Nacht den Palas anzuzünden, während wir darin schliefen. Ich hatte einmal mit angesehen, wie ein Palas niedergebrannt worden war, und es ist grässlich. Krieger warten draußen, um die angsterfüllten Bewohner unter das brennend einbrechende Strohdach, in die tobenden Flammen zurückzutreiben, aus denen ihre Schreie klingen, bevor der Tod für ihr Verstummen sorgt. Am nächsten Morgen, nachdem der Palas niedergebrannt worden war, waren die Opfer klein wie Kinder gewesen, ihre Körper eingeschrumpft und schwarz verkohlt, ihre Finger zu Klauen gekrümmt und ihre verbrannten Lippen in einem grauenhaften, ewigen Schrei der Qual verzogen. Doch in jener kurzen Sommernacht versuchte niemand, uns zu töten. Ich stand eine Zeitlang Wache, lauschte auf die Eulen und sah dann der Sonne zu, die sich hinter den dichten Ästen der Bäume erhob. Wenig später hörte ich den Klang eines Horns. Es war ein klagendes Heulen, das drei Mal wiederholt wurde, und dann noch drei Mal, und ich ahnte, das Sigefrid seine Männer zusammenrief. Bald würde er nach uns schicken, dachte ich, und ich kleidete mich sorgfältig an. Ich entschied mich für mein bestes Kettenhemd und meinen schwarzen Umhang mit dem Blitz über die gesamte hintere Länge. Ich zog meine Stiefel an und gürtete mich mit meinen Schwertern. Steapa trug ebenfalls ein Kettenhemd, doch seine Rüstung war schmutzig und angelaufen, und seine Stiefel waren zerschrammt und der Bezug seiner Schwerthülle war aufgerissen. Und dennoch sah er sehr viel furchterregender aus als ich. Pater Willibald trug seinen schwarzen Priesterrock und hatte eine kleine Tasche bei sich, die eine Bibel und die Sakramente enthielt. »Ihr werdet für mich übersetzen, nicht wahr?«, fragte er mich ernst.
»Warum hat Alfred keinen Priester geschickt, der Dänisch kann?«, fragte ich.
»Ich spreche ja etwas Dänisch«, sagte Willibald, »aber dennoch weniger, als mir lieb ist. Nein, der König hat mich geschickt, weil er dachte, ich könnte der Herrin Æthelflaed ein Trost sein.«
»Dann sorgt dafür, dass Ihr es auch wirklich seid«, sagte ich und drehte mich dann um, weil Cerdic über den Pfad zu uns rannte, der von den Bäumen aus Richtung Süden führte.
»Sie kommen, Herr«, sagte er. »Wie viele?«
»Sechs, Herr. Sechs Reiter.«
Die sechs Männer ritten auf die Lichtung vor dem Palas. Dort hielten sie an und blickten sich um. Ihre Helmmasken behinderten ihre Sicht und zwangen sie, ihre Köpfe übermäßig herumzudrehen, um unsere angeleinten Pferde zu sehen. Sie zählten, wie viele es waren, um sicher zu sein, dass ich keinen Spähertrupp ausgesandt hatte, der die Gegend auskundschaftete. Als sie schließlich zufrieden festgestellt hatten, dass es keinen solchen Trupp gab, geruhte ihr Anführer, mich anzusehen. Ich hielt ihn für denselben Mann, der uns am Vortag auf dem Gipfel des Hügels erwartet hatte. »Ihr allein sollt kommen«, sagte er und deutete auf mich.
»Drei von uns kommen«, sagte ich.
»Ihr allein«, beharrte er.
»Dann machen wir uns jetzt auf den Weg nach Lundene«, sagte ich und wandte mich um.
»Packen! Die Pferde satteln! Schnell! Wir reiten los!«
Der Mann ließ es nicht darauf ankommen. »Also drei«, sagte er leichthin, »aber Ihr werdet nicht zu Graf Sigefrid
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