Schwertgesang
Palisade umgeben, und ein Diener kam vorsichtig ans Tor, um uns nach unseren Wünschen zu fragen. »Wo sind wir?«, fragte ich, bevor ich ihm auf seine eigene Frage antwortete.
»Wocca's Dun, Herr«, sagte er auf Englisch. Ich lachte spöttisch, denn das Wort Dun bedeutet Hügel, und ich konnte weit und breit keinen Hügel sehen, wenn auch der Palas auf einer sehr leichten Erhebung stand. »Ist Wocca hier?«, fragte ich. »Das Land hier gehört jetzt seinem Enkel, Herr. Er ist nicht hier.«
Ich ließ mich aus Smocas Sattel gleiten und warf Sihtric die Zügel zu. »Lass ihn auslaufen, bevor du ihm zu trinken gibst«, befahl ich Sihtric, bevor ich mich wieder dem Diener zuwandte. »Und sein Enkel«, fragte ich, »wem schuldet er die Eidespflicht?« »Er dient Hakon, Herr.«
Also gehörte dieser Palas einem Sachsen, der einem Dänen seinen Eid geleistet hatte. »Und Hakon?«, fragte ich. »Hat König Æthelstan seinen Schwur geleistet.« »Guthrum?« »Ja, Herr.«
»Hat Guthrum Männer zusammengerufen?« »Nein, Herr«, sagte der Diener.
»Und wenn Guthrum es tun würde«, fragte ich, »würen Hakon und dein Herr ihm dann folgen?« Der Diener sah mich misstrauisch an. »Sie sind nach Beamfleot gegangen«, sagte er dann, und das war wahrhaftig eine bemerkenswerte Antwort. Hakon, so erklärte mir der Diener, besaß ein beträchtliches Stück von diesem lehmigen Landstrich, das ihm von Guthrum zugestanden worden war, doch nun wurde Hakon von der Gefolgschaft, die er Guthrum mit seinem Eid geschworen hatte, und seiner Angst vor Sigefrid zerrissen.
»Also wird Hakon dem Grafen Sigefrid folgen?«, fragte ich.
»Ich glaube es, Herr. Ein Ruf ist von Beamfleot gekommen, Herr, so viel weiß ich, und mein Herr ist mit Hakon dorthin gegangen.« »Haben sie ihre Krieger mitgenommen?« »Nur einige wenige, Herr.«
»Die Krieger wurden nicht mit nach Beamfleot gerufen?« »Nein, Herr.«
Also stellte Sigefrid noch keine Streitmacht auf, sondern versammelte die reicheren Männer von Ostanglien, um ihnen zu erklären, was von ihnen erwartet wurde. Er würde ihre Krieger rufen, wenn es so weit war, und zweifellos verlockte er die Männer gerade mit der Vorstellung der Reichtümer, die ihnen gehören würden, wenn Æthelflaeds Lösegeld bezahlt worden war. Und Guthrum?
Guthrum, so vermutete ich, hielt einfach still, während seine Schwurmänner von Sigefrid verführt wurden. Er machte keinen Versuch, den Verlauf aufzuhalten, und war vermutlich zu dem Schluss gekommen, dass er den verschwenderischen Versprechungen des Norwegers nichts entgegenzusetzen hatte. In diesem Fall war es besser, wenn er Sigefrid seine Truppen in Wessex einfallen ließ, als ihn in Versuchung zu führen, den Thron von Ostanglien an sich zu reißen. »Und Woccas Enkel?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte, »Euer Herr, ist er ein Sachse?«
»Ja, Herr. Obwohl seine Tochter mit einem Dänen verheiratet ist.«
Es sah also so aus, als ob die Sachsen dieses trübseligen Landstrichs für die Dänen kämpfen würden, vielleicht, weil sie keine andere Wahl hatten, vielleicht aber auch, weil ihr Zugehörigkeitsgefühl durch Heiraten wechselte. Der Diener gab uns Bier, Räucheraal und hartes Brot, und nachdem wir gegessen hatten, ritten wir weiter. Die Sonne stand im Westen und schien auf eine hochgeschwungene Hügelkette, die sich unvermittelt aus dem flachen Land erhob. Die sonnenbeschienenen Abhänge waren steil, sodass die Hügel wie ein grüner Festungswall aussahen. »Das ist Beamfleot«, sagte Finan.
»Da oben liegt es«, stimmte ich zu. Beamfleot musste sich am südlichen Ende der Hügelkette befinden, wenn die Festung aus dieser Entfernung auch nicht zu erkennen war. Mein Mut sank. Wenn wir Sigefrid angreifen mussten, war es offenkundig das Beste, von Lundene aus Truppen über Land hierherzuführen, doch diese steilen Abhänge wollte ich mich nicht hinaufkämpfen müssen. Ich sah, dass Steapa den Steilhang mit den gleichen düsteren Ahnungen musterte. »Wenn es zum Kampf kommt, Steapa«, rief ich ihm munter zu, »dann schicke ich dich mit deinen Leuten als Ersten dort hinauf!« Ich erntete nur einen säuerlichen Blick. »Sie haben uns gesehen«, sagte ich zu Finan. »Sie beobachten uns schon seit einer Stunde, Herr«, sagte er. »Wirklich?«
»Ich habe das Blitzen ihrer Speerspitzen gesehen«, sagte der Ire. »sie versuchen nicht, sich vor uns zu verstecken.«
Ein langer Sommerabend brach an, als wir mit dem Anstieg auf den Hügel begannen.
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