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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Die Luft war warm und die schrägen Sonnenstrahlen fielen golden auf die Büsche, die den Hügel bedeckten. Ein Weg wand sich nach oben, und während wir ihn langsam emporstiegen, sah ich weit über mir Lichtsplitter blitzen und wusste, dass dies Spiegelungen von Speerspitzen oder Helmen waren. Unsere Feinde beobachteten uns und waren auf unser Kommen vorbereitet. Nur drei Reiter erwarteten uns. Alle drei trugen Kettenhemden und Helme, und die Helme waren mit langen Rosshaarbüscheln geschmückt, die ihren Trägern ein wildes Aussehen verliehen. Sie hatten Sihtrics Erlenzweig gesehen, und als wir uns dem Gipfel näherten, galoppierten die drei Männer auf uns zu. Ich hieß meine Truppe mit erhobener Hand anhalten, und nur von Finan begleitet ritt ich den drei Männern zur Begrüßung entgegen. »Also kommt Ihr schließlich doch noch«, rief einer von ihnen in gebrochenem Englisch. »Wir kommen in Frieden«, sagte ich auf Dänisch. Der Mann lachte. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, weil sein Helm Wangenstücke hatte, und alles, was ich ausmachen konnte, waren ein Bart und das Glitzern seiner Augen unter dem Schatten des Helmes. »Ihr kommt in Frieden«, sagte er, »weil Ihr es nicht wagen könnt, in irgendeiner anderen Absicht zu kommen. Oder wollt Ihr, dass wir Eure Königstochter ausweiden wie ein Tier, nachdem wir uns alle zwischen ihre Schenkel gestoßen haben?«
    »Ich möchte den Grafen Sigefrid sprechen«, sagte ich, ohne auf seine Herausforderung einzugehen. »Aber will er auch mit Euch sprechen?«, fragte der Mann. Er drückte seinem Pferd eine Spore in die Flanke, und der Hengst vollführte eine schöne Drehung um sich selbst. Das geschah nicht aus Notwendigkeit, sondern nur, damit der Mann mit seinen Reitkünsten prahlen konnte. »Und wer seid Ihr?«, fragte er.
    »Uhtred von Bebbanburg.«
    »Diesen Namen habe ich schon gehört«, bemerkte der Mann.
    »Dann sagt ihn dem Grafen Sigefrid«, forderte ich ihn auf, »und sagt, ich bringe ihm Grüße von König Alfred.« »Diesen Namen habe ich auch schon gehört«, sagte der Mann. Dann schwieg er, um unsere Geduld auf die Probe zu stellen. »Ihr könnt dem Weg folgen«, sagte er schließlich und deutete auf einen Pfad, der über die Hügelkuppe hinwegführte, »dann erreicht Ihr einen großen Stein. Neben diesem Stein steht ein Palas, und dort werdet Ihr mit Euren Männern warten. Graf Sigefrid wird Euch morgen wissen lassen, ob er mit Euch zu sprechen wünscht, oder ob er Euren Abzug wünscht, oder ob er sich an Eurem Tod zu ergötzen wünscht.« Erneut gab er seinem Pferd die Sporen, und alle drei Männer ritten schnell davon. Die Hufschläge ihrer Tiere klangen laut durch die stille Sommerluft. Und wir ritten weiter, um zu dem Palas neben dem großen Stein zu kommen.
    Der Palas war sehr alt und bestand aus Eichenholz, das mit den Jahren fast schwarz geworden war. Das Strohdach war steil und das Gebäude von hohen Eichen umgeben, die es vor der Sonne schützten. Vor dem Palas erhob sich aus einem üppigen Wiesenstück eine übermannsgroße Säule aus unbehauenem Stein. Der Stein hatte ein Loch in der Mitte, und darin lagen Kiesel und Knochenstückchen, Botschaften von Leuten, die glaubten, der Steinblock besitze magische Kräfte. Finan schlug ein Kreuz. »Den muss das alte Volk hier aufgestellt haben«, sagte er. »Welches alte Volk?«
    »Das hier gelebt hat, als die Welt noch jung war«, sagte er. »Das vor uns da war. In Irland haben sie solche Steine überall aufgestellt.« Misstrauisch beäugte er den Stein und ritt einen möglichst weiten Bogen darum.
    Ein einzelner lahmer Diener erwartete uns vor dem Palas. Er war Sachse und sagte, der Ort werde Thunresleam genannt, und dieser Name war auch alt. Er bedeutete Thors Hain, und dadurch wusste ich, dass der Palas an einer Stelle errichtet worden war, an der die alten Sachsen, die Sachsen, die den angenagelten Christengott noch nicht anerkannten, ihren älteren Gott verehrt hatten, meinen Gott, Thor. Ich beugte mich aus Smocas Sattel herunter, um den Stein zu berühren, und ich schickte Thor ein Gebet mit der Bitte, dass Gisela die Geburt überleben und .Æthelflaed gerettet würde. »Es ist Essen für Euch da, Herr«, sagte der lahme Diener und nahm Smocas Zügel.
    Es war nicht einfach nur Essen und Bier da, es war ein Festmahl da und sächsische Sklavinnen, die das Essen reichten und das Bier, den Honigwein und den Birkenwein einschenkten. Es war Schwein da, Rind, Ente, getrockneter Dorsch und

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