Schwertgesang
aber möglicherweise, wenn ich es nur oft genug wiederholte, konnte ich ihn davon überzeugen, dass Alfred im Grunde nicht viel an Æthelflaed lag. »Soll ich sie vielleicht zu meiner Buhle machen?«, fragte Sigefrid.
Ich bemerkte, dass sich Erik unbehaglich bewegte. »Da könnte sie sich glücklich schätzen«, sagte ich leichthin.
»Du lügst«, sagte Sigefrid, aber aus seiner Stimme klang ein winziger Hauch von Unsicherheit. »Aber die sächsische Hure ist schwanger. Vielleicht kauft ihr Vater ja ihr Kind!«
»Wenn es ein Junge ist«, sagte ich zweiflerisch, »vielleicht.«
»Dann musst du mir ein Angebot machen«, sagte Sigefrid.
»Alfred würde möglicherweise eine geringe Summe für ein Enkelkind bezahlen«, begann ich. »Aber zuerst«, unterbrach mich Sigefrid, »musst du Weland von deiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen.«
»Wayland?«, fragte ich, weil ich glaubte, er spräche von dem Schmied der Götter. »Weland der Riese«, sagte Sigefrid und nickte lächelnd jemandem zu, der hinter mir stand. »Er ist Däne«, fuhr Sigefrid fort, »und kein Mann hat Weland jemals niedergerungen.« Ich drehte mich um, und vor mir stand der gewaltigste Mann, den ich je gesehen hatte. Zweifellos ein Krieger, wenn er auch weder ein Kettenhemd noch Waffen trug, sondern nur eine lederne Hose und Stiefel. Sein Oberkörper war nackt und zeigte Muskeln, die wie gedrehte Schnüre unter einer Haut verliefen, auf der Einritzungen mit Tinte gefärbt worden waren, sodass sich auf seiner breiten Brust und den massigen Oberarmen schwarze Drachen wanden. Seine Unterarme bedeckten Armringe von enormem Umfang, ein üblicher Armring hätte Weland niemals gepasst. An seinem Bart, der so schwarz war wie die Drachen auf seinem Körper, hingen kleine Amulette, während sein Schädel kahl war. Sein Gesicht war tückisch, vernarbt und grob, wenn er auch lächelte, als ich ihm in die Augen sah. »Du musst Weland davon überzeugen«, sagte Sigefrid, »dass du nicht lügst, du Köter, oder ich werde nicht mit dir sprechen.« Ich hatte so etwas erwartet. Nach Alfreds Vorstellung kamen wir in Beamfleot an, führten eine gesittete Unterhaltung und erreichten einen gütlichen Vergleich, von dem ich ihn pflichtgemäß unterrichten würde. Doch ich kannte die Nordmänner besser. Sie wollten ihre Belustigungen haben. Wenn ich mit Sigefrid verhandeln wollte, musste ich zuerst meine Stärke beweisen. Ich musste mich beweisen, aber als ich Weland ansah, wusste ich, dass ich scheitern würde. Er war einen Kopf größer als ich, und ich war schon einen Kopf größer als die meisten Männer, doch das gleiche Gefühl, das mich vor solch einer Probe gewarnt hatte, hatte mich auch dazu gebracht, Steapa mitzunehmen.
Steapa lächelte sein Totenkopflächeln. Er hatte kein Wort von dem verstanden, was ich zu Sigefrid oder was Sigefrid zu mir gesagt hatte, aber er verstand Welands Stellung. »Muss er geschlagen werden?«, fragte er mich.
»Lass mich das machen«, sagte ich.
»Nicht, solange ich lebe«, gab Steapa zurück. Er löste seinen Schwertgürtel und übergab die Waffen Pater Willibald, dann wuchtete er das schwere Kettenhemd über seinen Kopf und zog es aus. In Vorfreude auf den Kampf brachen Sigefrids Männer in heiseren Jubel aus.
»Du kannst nur hoffen, dass dein Mann gewinnt, du dreckiger Köter«, sagte Sigefrid hinter mir.
»Das wird er«, gab ich mit einer Zuversicht zurück, die ich nicht empfand.
»Im Frühling, du Köter«, knurrte Sigefrid, »hast du mich davon abgehalten, einen Priester zu kreuzigen. Eine Kreuzigung macht mich aber immer noch neugierig. Wenn also dein Mann verliert, dann kreuzige ich dieses Stück Priesterschiss neben dir.«
»Was sagt er?« Willibald hatte den bösartigen Blick gesehen, den ihm Sigefrid zugeworfen hatte, und seine Stimme klang höchst beunruhigt, was wenig überraschend war.
»Er sagt, Ihr dürft keinen Christenzauber anwenden, um den Kampf zu beeinflussen«, log ich.
»Ich werde dennoch beten«, sagte Pater Willibald tapfer.
Weland streckte seine riesigen Arme und drückte seine dicken Finger durch. Ein paar Mal stampfte er mit den Füßen auf, dann blieb er in Ringerhaltung stehen, wenn ich auch bezweifelte, dass bei diesem Kampf die Regeln zu den Ringergriffen beachtet würden. Ich hatte ihn genau beobachtet. »Er belastet sein rechtes Bein stärker«, sagte ich leise zu Steapa, »das könnte bedeuten, dass sein linkes Bein einmal verwundet war.« Ich hätte mir die Worte sparen können, denn
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