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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unvermittelt. »Also habt Ihr festgestellt, dass Bjorn eine Täuschung war?«
    »Eine gelungene«, räumte ich widerwillig ein. »Jetzt ist er tot«, sagte Haesten mit so viel Gefühl, als spräche er von einem verreckten Hund. »Zwei Wochen nachdem Ihr ihn gesehen hattet, bekam er ein Fieber. Und nun kann er nicht mehr aus seinem Grab aufstehen, der Bastard!« Haesten trug jetzt eine goldene Kette, eine Reihe massiver Glieder, die schwer auf seiner breiten Brust lagen. Ich erinnerte mich an ihn als jungen Mann, er war fast noch ein Junge gewesen, als ich ihn befreit hatte, doch nun hatte ich den erwachsenen Haesten vor mir, und was ich sah, gefiel mir nicht. Seine Augen wirkten recht freundlich, doch sie hatten auch einen wachsamen Ausdruck, als verberge sich hinter ihnen eine Seele, die bereit war, wie eine Schlange zuzustoßen. Er versetzte mir einen vertraulichen Klaps auf den Arm. »Ist Euch klar, dass Euch dieses königliche sächsische Weibsstück eine Menge Silber kosten wird?« »Falls Alfred beschließt, dass er sie zurückhaben will«, sagte ich leichthin, »dann wird er vermutlich etwas für sie zahlen.« Haesten lachte. »Und wenn er sie nicht zurückhaben will? Dann schleppen wir sie durch ganz Britannien und das ganze Frankenreich und bis in unser Heimatland, und wir ziehen sie nackt aus und fesseln sie mit gespreizten Beinen an ein Gestell, damit sich alle Welt die Tochter des Königs von Wessex genau ansehen kann. Wünscht Ihr ihr das, Herr Uhtred?«
    »Willst du mich zum Feind, Graf Haesten?«, fragte ich.
    »Ich glaube, wir sind schon Feinde«, sagte Haesten und ließ damit ausnahmsweise einmal die Wahrheit aufscheinen, doch im nächsten Moment lächelte er schon wieder, wie um zu zeigen, dass er nicht im Ernst gesprochen hatte. »Die Leute werden gutes Silber zahlen, um sich die Tochter des Königs von Wessex anzusehen, meint Ihr nicht? Und die Männer werden Gold zahlen, um sich mit ihr zu vergnügen.« Er lachte. »Ich glaube, dass Euer Alfred diese Entwürdigung verhindern will.« Er hatte natürlich recht, doch ich wagte nicht, es einzugestehen. »Ist ihr etwas angetan worden?«, fragte ich.
    »Erik lässt uns nicht in ihre Nähe!«, sagte Haesten offenkundig belustigt. »Nein, ihr wurde kein Haar gekrümmt. Wenn Ihr eine Sau verkaufen wollt, schlagt Ihr sie ja auch nicht mit einem Winterbeerenknüttel, oder?« »Das stimmt«, sagte ich. Ein Schwein mit einem Stock aus einem Ast der Winterbeere zu schlagen, hinterließ so tiefe Prellungen, dass das gequetschte Fleisch des Tieres nie mehr richtig mit Salz eingepökelt werden konnte. Haestens Vertraute warteten in der Nähe, und ich erkannte unter ihnen Eilaf den Roten, den Mann, dessen Palas benutzt worden war, um mir Bjorn zu zeigen. Eilaf verneigte sich leicht in meine Richtung, doch ich beachtete seine Höflichkeit nicht.
    »Wir gehen jetzt besser hinein«, sagte Haesten und deutete auf Sigefrids Palas, »damit wir feststellen, wie viel Gold wir aus Wessex herausquetschen können.«
    »Ich muss zuerst nach Steapa sehen«, sagte ich.
    Doch als ich ihn fand, war er von sächsischen Sklavinnen umgeben, die seine Platzwunden und Blutergüsse mit einer Salbe aus Wollfett behandelten. Er schien mich nicht zu brauchen, also folgte ich Haesten in den Palas. Ein Kreis von Schemeln war um die Feuerstelle in der Mitte aufgestellt worden. Willibald und mir wurden zwei der niedrigsten Schemel zugewiesen, während uns Sigefrid von seinem Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite der kalten Feuerstelle anfunkelte. Haesten und Erik nahmen die Plätze neben dem Krüppel ein, dann kamen weitere Männer, alle mit vielen Armringen, in den Kreis. Das waren, so wusste ich, die wichtigeren Nordmänner, diejenigen, die zwei oder mehr Schiffe gebracht hatten, und diese Männer würden, wenn es Sigefrid gelang, Wessex zu erobern, mit reichem Grundbesitz belohnt werden. Ihre Gefolgsleute drängten sich an den Rändern des Saales, wo Frauen Trinkhörner mit Bier verteilten. »Mach dein Angebot«, befahl mir Sigefrid unvermittelt.
    »Sie ist eine Tochter und kein Sohn«, sagte ich, »also ist Alfred nicht geneigt, eine hohe Summe zu bezahlen. Dreihundert Pfund Silber scheinen angemessen.«
    Sigefrid starrte mich lange an, dann ließ er seinen Blick über die aufmerksam zuhörenden Männer im Raum wandern. »Habe ich da gerade einen sächsischen Furz gehört?«, fragte er und erntete Gelächter. Er schnüffelte betont auffällig und rümpfte die Nase, während die

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