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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Lundene. »Eure größte Schwierigkeit«, sagte ich, »besteht also in dem Schiff, das den Hothlege versperrt?«
    »Und dessen Mannschaft aus Männern meines Bruders besteht .«
    »Nicht Haestens Männer?«
    »Seine Kämpfer würde ich töten«, sagte er bitter, »hier gibt es keine Verwandtschaft.«
    Und auch keine Freundschaft, dachte ich. »Also wollt Ihr, dass ich das Schiff zerstöre?«
    »Ich will, dass Ihr die Durchfahrt frei macht«, stellte er richtig.
    Ich starrte zu dem Wachschiff mit den erhöhten Seiten hinunter. »Warum bittet Ihr sie nicht einfach, Euch den Weg freizumachen?«, fragte ich. Das schien mir für Erik die einfachste und sicherste Art zu sein, aus Beamfleot zu entkommen. Die Besatzung des angeketteten Schiffes war daran gewöhnt, den schweren Schiffskörper zu bewegen, um andere Schiffe in den Flussarm hinein oder herausfahren zu lassen, warum also sollten sie Erik aufhalten?
    »Kein Schiff darf absegeln, bevor das Lösegeld da ist«, erklärte Erik.
    »Gar keines?« »Gar keines.«
    Und das hatte einen Sinn, denn was sollte einen unternehmungslustigen Mann daran hindern, mit drei oder vier Schiffen etwas stromauf in einem schilfüberwachsenen Seitenarm der Temes abzuwarten, bis die Kostbarkeiten von Alfred vorüberkamen, und dann in einem Wirbel aus eintauchenden Rudern, gezogenen Schwertern und brüllenden Männern herauszugleiten? Sigefrid hatte die Verwirklichung seines ehrgeizigen Vorhabens an die Ankunft des Lösegeldes gebunden, und er würde auf jeden Fall verhindern, dass es ihm ein Wikinger abjagte, der noch niederträchtiger war als er selbst. Und dieser Gedanke brachte mich auf die Person, die wahrscheinlich Sigefrids Befürchtungen verkörperte. »Haesten?«, fragte ich Erik. Er nickte. »Ein durchtriebener Mann.« »Durchtrieben«, sagte ich, »und nicht vertrauenswürdig. Ein Eidbrecher.« »Er wird natürlich seinen Anteil von dem Lösegeld bekommen«, sagte Erik und überging die Tatsache, dass es kein Lösegeld geben würde, wenn er an sein Ziel kam, »aber ich bin überzeugt, er hätte lieber alles für sich.«
    »Also fahren keine Schiffe ab«, sagte ich, »bis Ihr abfahrt. Aber könnt Ihr Æthelflaed wirklich auf Euer Schiff bringen, ohne dass Euer Bruder davon erfährt?« »Ja«, sagte er. Er zog ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel. »Es sind noch zwei Wochen bis zum nächsten Vollmond«, fuhr er fort und schnitt eine tiefe Kerbe in das zugespitzte Ende eines Eichenpfostens. »Das ist heute«, sagte er und legte einen Finger an die frische Kerbe, dann schnitt er mit der scharfen Klinge eine weitere Kerbe. »Morgen früh«, bemerkte er dazu und deutete auf die neue Kerbe, und dann schnitt er weitere Kerben in den Pfosten, bis sieben Narben in dem rohen Holz zu sehen waren. »Werdet Ihr von heute an in einer Woche bei der Morgendämmerung hier sein?«
    Ich nickte langsam. »Aber in dem Moment, in dem ich angreife«, führte ich an, »wird jemand in ein Horn blasen und das gesamte Lager wecken.« »Wir werden dann schon auf dem Wasser sein«, sagte er, »bereit zum Ablegen. Niemand kann uns vom Lager aus noch erreichen, bevor wir die offene See erreicht haben.« Meine Bedenken bereiteten ihm Sorgen. »Ich bezahle Euch!« Uber diese Worte musste ich lächeln. Die Dämmerung kroch bleich heran, färbte lange Wolkenfetzen mit blassgoldenen Streifen und Rändern aus schimmerndem Silber. »Æthelflaeds Glück ist mein Lohn«, sagte ich. »Und in einer Woche von heute an«, fuhr ich fort, »öffne ich die Durchfahrt für Euch. Ihr könntet zusammen davonsegeln, bei Gyruum an Land gehen, so schnell wie nur möglich nach Dunholm reiten und Ragnar meine Grüße bestellen.«
    »Schickt Ihr ihm eine Botschaft?«, fragte Erik besorgt, »um ihn von unserer Ankunft zu unterrichten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nehmt meine Botschaft mit«, sagte ich, und ein Gefühl brachte mich dazu, mich umzudrehen, und ich sah Haesten, der uns beobachtete. Er stand mit zwei Begleitern vor dem großen Palas und gürtete sich mit seinen Schwertern, die ihm Sigefrids Verwalter von der Stelle geholt hatte, an der wir vor dem Fest alle unsere Waffen hatten ablegen müssen. An Haestens Verhalten war nichts Ungewöhnliches, und dennoch waren meine Sinne angespannt, weil er besonders wachsam zu sein schien. Mich überkam der schreckliche Verdacht, dass er wusste, worüber Erik und ich sprachen. Haesten sah mich weiter an. Er stand ganz ruhig da, und schließlich verneigte er sich tief und

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