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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwurmann, ich werde ihm mein Leben lang dienen.«
    Ich dachte über seine Worte nach, wog Eriks wilden Traum gegen die harten Wahrheiten des Lebens ab. Dunholm lag in einer Flussschleife auf einem steilen Bergfelsen und war in der Tat nahezu uneinnehmbar. Der Mann, der Dunholm hielt, konnte wahrhaftig damit rechnen, im Bett zu sterben, denn es war nur eine Handvoll Krieger notwendig, um den abschüssigen Pfad voller Steine zu verteidigen, der den einzigen Zugang bildete. Und Ragnar, das wusste ich, würde seine Freude an der Geschichte von Erik und Æthelflaed haben. Und so wurde ich selbst von der Leidenschaft Eriks verfuhrt. War sein Traum vielleicht doch nicht so närrisch, wie ich geglaubt hatte? »Aber wie«, fragte ich, »wollt Ihr Æthelflaed hier wegbringen, ohne dass Euer Bruder etwas davon erfährt?« »Mit Eurer Hilfe«, sagte er. Und bei dieser Antwort glaubte ich, die Nornen lachen zu hören. Im Lager wurde in ein Horn geblasen, der Ruf, so vermutete ich, um sich zu dem Festmahl zu versammeln, das Sigefrid angekündigt hatte. »Ich bin Alfreds Schwurmann«, sagte ich geradeheraus.
    »Ich bitte Euch nicht darum, Euren Schwur zu brechen«, sagte Erik.
    »Doch, das tut Ihr!«, erwiderte ich schroff. »Alfred hat mich mit einer Aufgabe betraut. Ich habe sie zur Hälfte erfüllt. Die andere Hälfte ist, dass ich seine Tochter zurückbringe?«
    Eriks große Fäuste öffneten und schlossen sich auf dem Rand der Palisade. »Dreitausend Pfund Silber«, sagte er, »und fünfhundert Pfund Gold. Stellt Euch vor, wie viele Männer man damit kaufen kann.«
    »Das habe ich mir schon vorgestellt.« »Man kann eine Bootsmannschaft erfahrener Krieger für ein Pfund Gold bekommen«, sagte Erik. »Richtig.«
    »Und wir haben genügend Männer, um Wessex herauszufordern.«
    »Ihr könnt Wessex herausfordern, aber schlagen könnt Ihr es nicht.«
    »Aber auch das werden wir können, wenn wir das Gold und die Männer haben.« »Richtig«, sagte ich erneut.
    »Und das Gold wird noch mehr Männer hierherbringen«, fuhr Erik unablässig fort, »und mehr Schiffe, und entweder in diesem Herbst oder im nächsten Frühling werden wir sie alle nach Wessex führen. Wir werden die Streitmacht, die Ihr bei Ethandun besiegt habt, jämmerlich klein aussehen lassen. Wir werden wie eine Plage übers Land kommen. Wir werden mit Speeren und Äxten und Schwertern nach Wessex kommen. Wir werden Eure Städte niederbrennen, Eure Kinder versklaven, Eure Frauen schänden, Euer Land nehmen und Eure Männer töten. Ist das Eure Vorstellung davon, Alfred zu dienen?« »Das also hat Euer Bruder vor?« »Und um es zu tun«, sagte Erik und überging meine Frage, denn er wusste, dass ich die Antwort darauf kannte, »muss er Æthelflaed an ihren Vater zurückverkaufen.«
    »Ja«, bestätigte ich. Wenn kein Lösegeld gezahlt wurde, dann würden die Männer, die jetzt schon um Beamfleot herum lagerten, so schnell verschwinden wie Tau an einem warmen Morgen. Keine weiteren Schiffe würden kommen, und Wessex würde nicht bedroht werden.
    »Euer Eid, wie ich ihn verstehe«, sagte Erik respektvoll, »bedeutet, Alfred von Wessex zu dienen. Dient Ihr ihm gut, Herr Uhtred, indem Ihr zulasst, dass mein Bruder reich genug wird, um Alfreds Untergang herbeizuführen?« Also hatte die Liebe Erik gegen seinen Bruder eingenommen. Die Liebe würde ihn mit einem einzigen Schwerthieb die Fessel jeden Eides durchhauen lassen, den er je geschworen hatte. Die Liebe besitzt Macht selbst über die Macht. Dann wurde erneut in das Horn geblasen, dieses Mal klang der Ton dringlicher. Männer eilten in Richtung des großen Palas. »Weiß Euer Bruder«, sagte ich, »dass Ihr Æthelflaed liebt?« »Er glaubt, ich liebe sie nur jetzt gerade, würde sie aber für das Silber aufgeben. Er meint, ich benutze sie nur zu meinem Vergnügen, und das belustigt ihn.«
    »Und benutzt Ihr sie zu Eurem Vergnügen?«, fragte ich barsch und sah ihm in die ehrlichen Augen. »Ist das Eure Angelegenheit?«, fragte er herausfordernd.
    »Nein«, sagte ich, »aber Ihr wollt meine Hilfe.« Er zögerte und nickte dann. »Ich würde es nicht so nennen«, sagte er abwehrend, »wir lieben uns.« Also hatte Æthelflaed das bittere Wasser getrunken, bevor sie gesündigt hatte, und das, dachte ich, war sehr schlau von ihr. Ich lächelte. Und dann ging ich zu Sigefrids Festmahl.
    Æthelflaed saß auf dem Ehrenplatz zu Sigefrids rechter Seite, und ich saß neben ihr. Erik saß auf Sigefrids anderer Seite und hatte

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